Die fabelhafte Miss Braitwhistle
Aber was sie dann aus dem Strumpf zog, waren einfach nur Knallbonbons.
Jeder Tisch bekam einen, und es hat ordentlich geknallt, als wir daran gerissen haben.
Aus Akis und meinem Knallbonbon fielen ein Paar winzigkleine Schlittschuhe aus Silber und eine Schneeflocke, die aussah wie ein Stern. Hugo und Clemens hatten in ihrem ein Glücksschwein und einen Notenschlüssel. Auch ganz klein und auch aus Silber. Bei Annalisa und Pauline kamen eine Maus und eine Katze raus. Es gab vierblättrige Kleeblätter, Herzen und sogar eine silberne Bratwurst. Die war natürlich für Max.
Nur die Zwillinge hatten nichts in ihrem Knallbonbon.
»So ihr konnt nicht streiten«, sagte Miss Braitwhistle.
Zum Schluss hat sie Herrn Fischli den letzten Christmas Cracker gegeben. Es knallte noch einmal, aber leider konnten wir nicht sehen, was aus dem Knallbonbon rausfiel. Und Herr Fischli hat es uns auch nicht gesagt.
Dann hat Miss Braitwhistle ein großes Messer genommen und den Plumpudding angeschnitten.
»In England man macht Feuer an die Pudding«, sagte sie. »Aber vielleicht das ist keine gute Idee.«
»Wir zünden ihn besser nicht an«, hat Herr Fischli gesagt. »Sonst kommt bloß wieder die Feuerwehr.«
»Ist der denn schon gut? Ich denke, der Pudding muss vier Stunden kochen«, hat Hugo wichtigtuerisch gefragt. Aber so, wie Miss Braitwhistle an dem Kuchen rumgesäbelt hat, ist er eher schon zu lange im Ofen gewesen.
Max hat gerufen: »Kriegen wir alle was? Ich hab Kohldampf!«
Miss Braitwhistle hat Herrn Fischli ein großes Stück gegeben und gesagt: »Es ist genug da.«
Herr Fischli hat in den Plumpudding gebissen und gar nichts gesagt, weil er den Mund vollhatte. Dann ist Miss Braitwhistle durch die Reihen gegangen und hat jedem von uns ein Stück gegeben. Komisch, der Plumpudding wurde irgendwie nicht kleiner.
Die Puppenzwillinge haben wieder Trara gemacht, weil Molly meinte, Polly hätte ein größeres Stück, aber Pauline hat nachgemessen, jedes war genau 9,7 Zentimeter lang und 5,6 Zentimeter breit.
Also, ehrlich gesagt, so richtig lecker sah dieser komische Pudding ja nicht aus. Aber als ich gesehen hab, dass Aki sein Stück gegessen und nicht gleich wieder ausgespuckt hat, hab ich auch probiert. Es schmeckte wie Früchtekuchen, süß und ein ganz klein wenig angebrannt.
»Kann ich noch ein Stück von Ihrem Plumpudding haben, Miss Braitwhistle?«, hat Herr Fischli gefragt. »Er ist wirklich köstlich.«
Hugo schien das nicht zu finden. Er hat auf sein Stück gezeigt und gerufen: »Da sind Nüsse drin! Ich darf keine Nüsse essen, das ist lebensgefährlich.«
»Da hab ich für dich etwas extra«, hat Miss Braitwhistle gesagt und einen blassen Keks aus ihrer Tasche gezogen. »Keine Nuss, keine Schokolade, kein Mehl und kein Zucker.«
Hugo hat reingebissen, genickt und weitergegessen. »Das ist ein Biosojadinkelvollkornriegel, nicht wahr?«, hat er gefragt. »Den kauft meine Mutter auch immer.«
Miss Braitwhistle hat den Kopf geschüttelt: »Nein, das war noch Hundekuchen von Andrew.«
Hugo hat einen Hustenanfall bekommen, aber sicher nicht, weil er neuerdings allergisch gegen Hundekuchen ist. Wir mussten übrigens auch husten, aber vor Lachen.
Herr Fischli dachte aber, dass das noch von dem Rauch in der Schulküche kommt, und hat gesagt, dass die beiden Mathestunden ausfallen und wir nach Hause gehen dürfen.
Dagegen hat keiner was gehabt.
12. KAPITEL
Der Bademeister frisst keinen Besen
»Hast du dein Schwimmzeug dabei?«, hat meine Mutter mir am nächsten Morgen hinterhergerufen, als ich schon halb aus dem Haus gewesen bin. Natürlich hatte ich es nicht dabei. Jeden Donnerstag haben wir die ersten beiden Stunden Schwimmen und jeden Donnerstag vergesse ich mein Schwimmzeug.
Ich hasse Schwimmen! Also nicht das Baden im Sommer und im See oder im Meer, aber das Schwimmen in der Hermann-Schürrkopf-Schwimmhalle. Das ist einfach nur schrecklich. Ich weiß nicht, wer dieser Hermann Schürrkopf war, aber wenn er diese Halle gebaut hat, sollte man ihn darin einsperren und erst wieder rauslassen, wenn er verspricht, sie auf der Stelle wieder abzureißen.
Schon von außen sieht die Schwimmhalle aus wie ein Klo von innen. Die Wände sind nämlich aus graugelben Fliesen, von denen einige schon abgefallen sind. Drinnen an der Kasse sitzt eine dicke Frau, die immer gleich losmeckert, wenn sie uns sieht: »Essen verboten, Abfälle liegen lassen verboten, Kleidung im Spind einsperren!«
Die Umkleidekabinen sind eng,
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