Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition)
dem Männerklo verlangt.«
Prinzessin Ereskigal brauchte eine ganze Weile, um sich nach dem Brand wiederherzustellen. Eine unangenehme und zeitraubende Angelegenheit. Die viel Energie kostete. Sie rief die Banden-Elfen herbei und aß zwei von ihnen. Selbst schuld, hätten sie mal besser auf ihre Chefin aufgepasst …
Sie war einen Tod gestorben. In ihrem langen, langen Leben war Risky noch nie einen Tod gestorben. Sie hatte zwar noch elf Leben, aber elf, das wussten schon die Alten, war nicht so viel wie zwölf.
Doch über all diesen Gedanken schwebte drohend die Aussicht, dass sie zu ihrer Mutter gehen und erklären musste, warum sie gescheitert war.
Es gab Zeiten, da hatte sich Risky nicht so prima mit ihrer Mutter verstanden. Es war nicht ganz einfach, der Hauptspross der Mutter aller Monster zu sein. Manchmal wäre Risky gern die Tochter der Mutter aller Cheerleader oder der Mutter aller Popstars.
Sie musste hohen Erwartungen gerecht werden und stets die perfekte Ausgeburt des Bösen sein. Manchmal wünschte sie, sie wäre ein ganz normales Mädchen.
Nein, natürlich nicht. So was Beklopptes. Sollte sie etwa jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule fahren? Algebra pauken? Sich mit pubertierenden Jungs verabreden? Nein danke.
Sobald Ereskigal ihr hübsches Ich wieder zusammengebastelt hatte, orderte sie ihr privates Luftfahrzeug, kletterte an Bord und flog zur nächsten Pforte, die zum unterirdischen Schlupfwinkel und Gefängnis ihrer Mutter führte.
Doch bevor sie dort landete, sollte sie lieber einen Plan parat haben. Die Bleiche Königin war nicht zimperlich. Auch sie aß zuweilen jene, die ihr nicht gut gedient hatten.
So schoss Risky mit Überschallgeschwindigkeit durch die Stratosphäre, betrachtete ihr Spiegelbild in der schwarzen Scheibe und dachte: Man könnte es ihr kaum übel nehmen, ich wäre bestimmt ein feiner Leckerbissen.
Mack. Er war der Schlüssel. Er musste aus dem Spiel genommen werden, bevor er noch mehr der Zwölf um sich sammelte. Ein kleiner Mord, jetzt gleich. Oder später ein großer Krieg, mit Folgen, die niemand absehen konnte.
»Einmal bist du mir entwischt, Mack von den fabelhaften 12. Nächstes Mal verspeise ich dich«, schwor Risky.
Dem Golem wurde von der Schule ein Brief mit nach Hause gegeben. Der Brief stammte von Macks Beratungslehrer Mr. Reed.
Folgendes stand darin:
Den Golem überraschte das Schreiben, denn es schien nahezulegen, dass es nicht angebracht war, seine Körperteile umzustecken. Und er war besorgt wegen dieser Verweis-Geschichte. Mack wäre sicher böse, wenn er bei seiner Rückkehr auf einmal eine andere Schule besuchen müsste.
Diese Angelegenheit konnte er nicht mehr allein bewältigen. Er brauchte Macks Rat, wenn er Ärger vermeiden wollte.
Darum bekam Mack eine SMS , in der stand:
Zu Macks Glück erreichte ihn diese SMS erst, als er den Flug nach China schon bestiegen hatte.
Der Flug von Sydney nach Shanghai war ewig lang. Und weil schon ein kurzer Blick auf eine Karte zeigt, dass zwischen Australien und China ziemlich viel Meer liegt, wissen wir auch, dass Mack vor allem damit beschäftigt war, mit schwitzigen Fingern Armlehnen zu umklammern und wie ein Irrer vor sich hin zu murmeln.
Stefan war damit beschäftigt, darüber nachzudenken … also gut, er dachte nicht viel nach. Er spielte Videospiele, sah sich Filme an. Und irgendwann verpasste er Mack einen Kinnhaken, weil Macks panisches Heulen einen kleinen Jungen dazu brachte, ebenfalls herumzujammern.
Auch Jarrah weinte ein wenig, aber aus anderen Gründen. Ihre Eltern hatten nicht gewollt, dass sie fortging. Und da sie einen kleinen Einblick in all das Böse bekommen hatte, das noch bevorstand, wusste Jarrah selbst nicht mehr, ob sie eigentlich fortwollte.
Aber so ist das, wenn man die Welt retten muss: Wenn der Ruf kommt, muss man ihm folgen.
Zumindest, wenn man einer der fabelhaften 12 ist.
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