Die fabelhaften 12 - Die Mission: Band 2 (German Edition)
Blick doch unwiderstehlich von zwei sehr seltsamen Details angezogen.
Zuerst einmal trug dieser riesige bärtige Typ Jogginghosen und ein Led-Zeppelin-T-Shirt. Die Jogginghose war blassblau mit einem gelben Streifen an der Seite. Das T-Shirt spannte sich so eng über den massigen Oberkörper, dass es aussah, als trüge ein erwachsener Mann ein Baby-T-Shirt.
Noch erstaunlicher aber war, dass um den Hals des Riesen die bestimmt größte E-Gitarre der Welt hing.
»Was wollt ihr?«, grollte der Riese.
Sie glotzten ihn nur an und wussten nicht so recht, was sie antworten sollten. Niemand von ihnen hatte besonders viel Erfahrung im Umgang mit riesigen, Gitarre spielenden Wolfsherrchen.
Schließlich sagte Mack: »Äh …«
»Ja?«
»Wir sind, äh, die Fabelhaften Zwölf. Zumindest vier von ihnen.«
Der Riese blinzelte mit seinen wahnsinnig blauen Augen. Er bekam einen irgendwie arglistigen Blick und grinste leicht in sich hinein. Und dann sagte er mit hundertprozentig gespielter Überraschung: »Wow. So spät ist es schon? Ich dachte, es wäre noch das zwanzigste Jahrhundert.«
»Nein«, sagte Mack. »Wir sind … äh … wir haben … das einundzwanzigste.«
Der Riese nickte. »Na dann kommt mal rein.«
Mack und die anderen zögerten.
Mack glaubte zu sehen, wie Wolf und Riese einen verschmitzten Blick tauschten.
Der Riese grinste. »Keine Sorge wegen des alten Fenrir hier. Er frisst euch schon nicht. Krault ihn einfach ein bisschen hinter den Ohren.«
Fenrir zeigte so etwas wie ein Wolfslächeln. Oder auch nicht.
Mack trat über die Schwelle. Er schluckte schwer, biss sich auf die Lippe, kniff die Augen zu und tätschelte den Wolf behutsam am Hals.
»Kommt, ich muss euch was zeigen«, sagte der Riese. »Und sagt mir eure ehrliche Meinung. Keine Angst, das mit dem Mjölnir mache ich nicht mehr.«
Sie folgten dem Riesen und dem Wolf durch die Tür, die krachend hinter ihnen zuschlug.
Der Raum dahinter war überhaupt nicht das, was sie nach Anblick der Tür erwartet hätten. Er war riesig – das musste er ja sein. Die Wände bestanden aus riesigen Baumstämmen mit weißem Gips dazwischen. Alte Wandteppiche zeigten Kampfszenen in verblichenen Schlammfarben. Es sah aber aus, als hätten mal viel mehr Tapisserien an den Wänden gehangen. Und Mack konnte deutlich die Stelle erkennen, an der einmal ein Kronleuchter geprangt hatte.
Der Raum hatte auch moderne Elemente.
Zuerst einmal Ikea-Möbel.
Es waren normale Ikea-Möbel, aber etwa ein Dutzend Tische waren zu einem breiten, niedrigen Tisch zusammengeschoben worden, an dem die riesige Gestalt aber sicher weder sitzen noch essen konnte.
Trotzdem lagen Lebensmittel auf dem Tisch: ein halbes Dutzend Zweiliterflaschen eines unbekannten Erfrischungsgetränks und mehrere aufgerissene Kekspackungen. Außerdem stand dort eine Vase, die als Aschenbecher diente.
Auf einer Seite des Raums sah man eine niedrige Bühne, und auf dieser Bühne standen riesige Verstärker. Unmenschlich große Kästen. Metallica-Format.
»Was ist ein Mjölnir?«, flüsterte Mack.
Dietmar war noch blasser als sein normales Blass. »Mjölnir? Du weißt nicht, was der Mjölnir ist? Der Hammer Thors.«
26
W ieder mal vor sehr langer Zeit …
Neuneisen wusste nicht so recht, wie er sich die Bleiche Königin vorstellen sollte. Wie eine Königin vielleicht. Wie die kürzlich verstorbene Queen Victoria, die von den Briten dafür verehrt wurde, dass sie nicht ein Mal in ihrem Leben Spaß gehabt hatte.
»Sag mal«, sprach Neuneisen Riskys Rücken an, während sie noch einen Tunnel entlangliefen. »Wie ist sie denn so, deine Mutter?« Er glaubte schon, die Bleiche Königin würde eines Tages seine Schwiegermutter sein.
Der arme Idiot.
»Na ja, sie ist überaus freundlich, sie häkelt gern und steckt Blumenarrangements, und außerdem liebt sie lange Strandspaziergänge.«
»Echt?«
»Nein, du Idiot. Sie ist die Mutter aller Monster. Und du willst ein Killer sein? Gut, dass du dich nicht für einen oberen Posten bewirbst. Weißt du überhaupt, dass wir im Innern der Bleichen Königin sind?«
»Innen drin?«
»Diese Röhren, das ist alles sie. Durch das System von Röhren – wir nennen es das Intraweb – gebiert sie ihre Untergebenen und schickt sie aus. Die Röhren sind mit der oberen Welt verbunden und durchwandern die gesamte Unterwelt. Obwohl der dreitausendjährige Fluch die meisten Verbindungen zur oberen Welt gekappt hat. Zurzeit muss sie hauptsächlich aus dem Rahmen treten.«
Nur
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