Die fabelhaften 12 - Die Mission: Band 2 (German Edition)
ausgespuckt hatte. Die Fabelhaften Vier eilten derweil an schleichenden Touristen vorbei, rannten Felstreppen hinauf, über wacklige, verrostete Eisenbrücken, hüpften von Stein zu Stein, bis zum höchsten Punkt.
Oben rangen sie nach Atem und riefen den mittelalten Leutchen, an denen sie sich vorbeigedrängt hatten, Entschuldigungen zu. Valin war weit unter ihnen, hastete ihnen nach, jedoch mit einigen Minuten Abstand.
»Also, was nun?«, keuchte Mack.
»Ja, was nun?«, wiederholte Dietmar.
»He, ich dachte, du wüsstest es!«
Dietmar wirkte sehr ernst. »Ich war schon oft hier, das stimmt. Schließlich sind die Steine auf unserem Familienwappen. Aber –«
»Was ist das für ein Wappen?«
»Das Familienwappen des Detmolder Zweigs der Augestein-Dynastie. Das Symbol unserer Familie. Es zeigt den Helm von Helmut dem Wirren, dem berühmtesten Augestein des vierzehnten Jahrhunderts, der vor allem für seine unverständlichen Äußerungen bekannt war. Unter Helmuts Helm sind drei schwarze Löwen über den Externsteinen. Und natürlich der Wahlspruch der Familie, der von Helmut verfasst wurde und daher vollkommen wirr und unverständlich ist.«
»Das Wirre scheint sich vererbt zu haben«, sagte Jarrah. »Hab kein Wort verstanden. Apropos wirr: Der Verrückte naht!«
Xiao schien verärgert wegen Jarrahs Bemerkung. »Du solltest nicht so abfällig über Dietmars Vorfahren reden.«
Mack hakte nach: »Warum ist der Spruch unverständlich?«
Dietmar zuckte die Achseln. »Er ist in so seltsamen Buchstaben verfasst. Symbolen, die nichts bedeuten.«
Jarrahs Neugier war nun stärker als ihr Misstrauen. »Kannst du die mal aufmalen? Die Symbole, mein ich.«
»Ich hab weder Stift noch Papier.«
Jarrah steckte den Finger in den Mund und malte mit Spucke auf eine flache Felsfläche.
»Ah«, sagte Dietmar, offenbar angeekelt. »Na klar kenne ich die Symbole. Das Wappen ist auf allen unseren Tellern. Ich hab oft über ihm gerätselt.«
Er malte es auf.
Valin rannte.
Stefan sperrte ihm auf einer kurzen, aber furchterregenden Brücke den Weg ab.
»Das ist Vargran!«, sagte Jarrah, als Dietmar eben die letzten Spuckestriche zog. »Und es bedeutet …« Sie runzelte die Stirn. »Es heißt: ›Öffne die Himmelstreppe‹, glaube ich. Wenn man es auf Vargran sagt, lautet es natürlich Sec-et eb etchi n(ch) alinea .«
Mack zuckte zusammen. Sah sich um. Stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Ich hab halb damit gerechnet, dass etwas Verrücktes passiert.«
Dietmar war offensichtlich tief beeindruckt von dem, was Jarrah ihm erzählt hatte. »Ich kann nicht glauben, dass sich erst nach Jahrhunderten herausstellt, dass unser Familienmotto Sec-et eb etchi n(ch) alinea lautet.«
Mack zuckte wieder zusammen. Und dieses Mal zu Recht, denn auf einmal begann der Boden zu schwanken.
»Ein Erdbeben!«, schrie Mack.
»In Deutschland gibt es keine Erdbeben!«, widersprach Dietmar.
»Jetzt schon«, sagte Jarrah. »Willkommen bei den Fabelhaften Zwölf!«
»Verlassen Sie die Steine!«, rief Dietmar den mittelalten Touristen zu.
Die Leute rannten und jagten über die Stufen und Verbindungsbrücken nach unten. So reagieren Menschen eben bei einem Erdbeben: Sie rennen und jagen davon. Und wie das Schicksal es wollte, war Valin nicht darauf vorbereitet. Er wurde von der panischen Horde überrannt.
Die Externsteine bebten. Die Felssäulen wankten vor und zurück wie Teenager bei einem Popkonzert. Der trübe kleine See warf Wellen.
Leider kam wegrennen für Mack nicht infrage. Er musste oben auf der Säule stehen bleiben und wie ein Surfer auf einer Riesenwelle die Arme ausstrecken, um die Balance zu halten.
Stefan kämpfte sich zu ihm hoch und äußerte ein nachdenkliches, tief beeindrucktes »Huh.«
Die kleinste Felssäule riss sich plötzlich unter lautem Getöse los. Wurzeln knackten, Dreck flog umher. Sie rollte aufrecht, wie ein langsamer Wurfstab, zum nächsten Fels und lehnte sich dicht an ihn.
Dann schoben sich die beiden Säulen knirschend und krachend und reißend an Macks Felsen.
Jetzt bildeten die Steine eine grobe dreistufige Treppe, die man mit extrem langen Beinen sogar benutzen könnte.
In einer Woge grünen Wassers erhob sich eine weitere Felssäule aus dem See. Sie stieg gerade empor, und an den Seiten rannen Wasser, Schlamm und Algen hinunter.
Bald war sie bei Mack und den anderen angelangt.
»Kommt!«, rief Mack.
Er sprang auf die weiter aufsteigende Säule. Er landete recht hart, stolperte, machte zwei
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