Die fabelhaften 12 - Die Mission: Band 2 (German Edition)
Stefan wuchs wirklich. Und wie zum Beweis hob Stefan das Schwert und vollführte einen schwachen Pendelschwung.
»Kämpfen«, sagte Thor mit demselben Verlangen wie ein Kleinkind »Gummibärchen« oder Eltern »Schlafen« sagen.
Jetzt meldete sich Nott zu Wort. »Will der Donnergott etwa vor Hel wie ein Feigling dastehen?«
»Ist sie hier?«, fragte Thor nervös.
»Noch nicht«, antwortete Nott. »Aber genauso wenig, wie Fenrir dein Hund ist, bist du der ihre. Oder?«
»Provozier mich nicht«, fauchte Thor. Er stellte Stefan ab. Eigentlich hatte Stefan sich schon selbst abgestellt, da er immer weiter wuchs. Jetzt hatte er Basketballer-Größe. Und anders als bei den Lepercons wuchsen auch Stefans Muskeln mit.
Stefan machte ein paar holpernde Schritte rückwärts und schaffte es nun tatsächlich, das Schwert anzuheben, mit der Spitze über Thors Herz.
Thor lächelte. »Aber ich habe keine Waffe«, sagte Thor. »Nur meine Gitarre.«
Mack und die anderen sahen hilflos zu, wie Thors riesige Gitarre ihre Gestalt veränderte. Die Saiten verpufften. Der Hals wurde kürzer und dicker. Der Körper verlor seinen strahlend polierten Glanz und sah nun aus wie stumpfer grauer Stein. Außerdem sah das ganze Ding jetzt eher aus wie eine zweiköpfige Axt.
»Jede Gitarre sollte einen Namen haben«, sagte Thor. »Wisst ihr, wie meine Gitarre heißt?«
Mack schüttelte den Kopf.
Aber Dietmar nickte. Er ahnte es. »Mjölnir«, flüsterte Dietmar.
» MJÖLNIR !«, brüllte Thor.
Er packte die Steinaxt an ihrem kurzen Schaft und lachte wie der irre Wikinger-Krieger, der er schließlich war. »Mjölnir! Der Hammer THOOOOORS !«
Zur Verdeutlichung schwang er ihn über den Kopf. Blitze schlugen aus dem Hammer, brutzelten die übrig gebliebenen Wandteppiche und sengten Fenrirs Fell an.
»Flieht, Sterbliche! Flieht vor dem Zorn des mächtigen Thor!«
Worauf Stefan antwortete: »Nein.«
Stefan – inzwischen nur noch einen Meter kleiner als Thor und sehr wohl fähig, das Schwert zu heben – rannte, das Schwert wie eine Lanze ausgestreckt, auf Thor zu.
Stein traf auf Stahl, und Thor schlug das Schwert mit geübter Leichtigkeit von sich. Thor war schließlich nicht umsonst Donnergott geworden. Er wusste, wie man kämpfte.
Aber Stefan war nicht umsonst Drangsale-König geworden. Er war bei Weitem kein Schlappschwanz.
Stefan nutzte die Wucht des Schlags, vollführte eine 360°-Drehung und schwang sein Schwert recht tief und horizontal gegen Thors Beine. Das Schwert traf. Es schnitt in Thors Leggings. Und blieb dort stecken.
Stefan zog das Schwert zurück. An der Klinge war Blut.
Eine gefühlte Ewigkeit starrte Thor auf das Blut. Genauso Fenrir. Und alle anderen auch.
Thor begann schwer zu atmen. Sein Gesicht wurde rot. Seine Augen quollen über. Die Adern und Sehnen an seinem dicken Hals traten hervor. Er packte den Hammer jetzt so fest, dass man es knacken hörte – vielleicht waren das seine Sehnen, vielleicht aber auch der Granit.
»Berserker!«, schrie Nott. »Rennt! Weg hier! Er wird wild!«
Thor nahm Mjölnir, brüllte etwas Unverständliches und warf ihn mit aller Kraft auf Stefan. Stefan gehörte zum Glück nicht zu diesen dicken Muskelpaketen, die sich nur langsam und schwerfällig bewegen. Stefan war flink wie eine Schlange. Er wich aus, und der riesige Hammer flog an seiner Brust vorbei – so knapp, dass er sein T-Shirt zerriss.
Mack wurde beinahe vom Flugwind des Hammers umgeworfen. Die Wandteppiche flatterten wie Wäsche auf der Leine, bei Sturm. Notts Kleid bauschte sich auf. Fenrirs Fell kräuselte sich.
Mjölnir flog über den ganzen Flur. Er knallte gegen die gegenüberliegende Wand – Krawumm! –, mit einem Getöse wie bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn. Und dann, vollkommen unmöglicherweise, sauste er direkt zurück in Thors ausgestreckte Hand.
»Huh«, kommentierte Stefan. »Wahnsinn.«
Stefan packte sein aufgeschlitztes T-Shirt, riss es sich vom Körper und warf es weg. Er war jetzt gut vier Meter groß. Ein Riese mit glänzenden Muskeln.
»Nicht schlecht«, meinte Jarrah bewundernd. Und fügte hinzu: »Ich meine ja nur, jetzt ist er groß genug zum kämpfen.«
»Muskeln sind nicht so wichtig«, stieß Dietmar zwischen spitzen Lippen hervor.
Thor wartete nicht ab, bis Stefan noch größer wurde. Mit einem Gebrüll, das buchstäblich die Wände beben ließ, stürzte er sich auf Stefan.
Stefan hieb. Thor schleuderte. Beide verfehlten das Ziel.
Sie umwirbelten einander, standen
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