Die facebook-Falle
Shops und Dienste genüge fortan, um in die jeweiligen Angebote zu gelangen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Musste man bislang Nutzernamen und Passwörter für Amazon, eBay, Facebook und Co. getrennt bereit halten, so genügt künftig dank der sogenannten OpenID-Technologie eine einzige Identität mit nur einem Passwort.
Dass GMX und WEB.DE sich ausgerechnet mit Facebook zusammentaten, ist kein Zufall. »Für uns war es wichtig, OpenID mit einem großen Launch-Partner einzuführen. Das ist uns durch die Kooperation mit Facebook als weltweit größter sozialer Plattform gelungen«, lobt WEB.DE-Geschäftsführer Jan Oetjen das neue Geschäftsmodell. 35 Und die Geschäftsführerin von GMX, Eva Heil, fügt hinzu: »Für unsere Nutzer ist das Postfach die Kommunikationszentrale im Internet. Da ist es nur logisch, direkten Zugang auch zu Nachrichten aus sozialen Netzwerken zu ermöglichen. « Facebook als die am schnellsten wachsende soziale Plattform habe auch für die GMX-Nutzer »eine hohe Relevanz«. Javier Olivan, Manager International Business bei Facebook dazu:
»Die Art und Weise, wie GMX und WEB.DE mit OpenID Facebook in deren Webmail-Services integriert haben, veranschaulicht perfekt, wie zwei Online-Services gemeinsam das Nutzungserlebnis bereichern können, indem sie es ermöglichen, die tägliche
E-Mail-Korrespondenz mit den Aktivitäten ihrer Nutzer in sozialen Netzwerken zu verbinden.«
Aus dieser Lobeshymne wird aber auch klar: Unsere tägliche Kommunikation, seit der Erfindung des Briefsiegels ein geschütztes Gut, wird immer stärker mit immer mehr großen Internetfirmen vernetzt. So erhalte ich von Facebook automatisch eine E-Mail an meine WEB.DE-Adresse, wenn jemand an meine Pinnwand geschrieben oder mir eine Facebook-Nachricht geschickt hat. Die Information, wie häufig sich auf Facebook welche Freunde bei mir melden, ist nun auch in den WEB.DE-Servern.
Alle großen Provider haben sich mittlerweile mit Facebook verbunden. Wer als Facebook-Nutzer im digitalen Telefonbuch der Telekom jemanden sucht, den blickt immer häufiger sein Facebook-Profilbild an. Für Facebook laufen die Dinge strategisch bestens, und der Konzern will Facebook als Fenster zum World Wide Web weiterentwickeln. Wer möchte, kann schon heute Facebook als Netzzugang benutzen, und um E-Mails zu versenden, muss er die Plattform jetzt nicht mal mehr verlassen. Das dürfte die Verweildauer der Nutzer auf Facebook weiter erhöhen. Am meisten für die Expansion von Facebook tun nach wie vor die Mitglieder selbst. Das Streben, sich immer weiter zu vernetzen und dabei den selbst gewählten Weg über ein soziales Netzwerk auch anderen Bekannten und Freunden ans Herz zu legen, kennt keine Grenzen.
Facebook beantwortet nicht alles
Nachdem Versuche, ein Interview von Facebook zu bekommen, ebenso im Sande verlaufen waren wie die Suche nach einer deutschen Niederlassung oder einer Pressestelle, erhielt ich einen heißen Tipp: Tina Kulow. Die Frau legt Wert darauf, keine Facebook-Sprecherin zu sein. Kulow-Kommunikation ist eine PR-Agentur. Trotzdem ist Tina Kulow sehr hilfsbereit. Bereits im April, im Rahmen der Recherche für »Monitor«, leitete sie eine umfangreiche Anfrage an den Facebook-Vertreter in Europa, Richard Allan in London, weiter und sorgte für pünktliche Beantwortung. Ein Interview bekamen wir zwar nicht, dafür aber Antworten auf fast alle Fragen. Die Kritik deutscher Datenschutzbeauftragter an der Freunde-Suchfunktion wies er zurück. Jeder Nutzer tue das freiwillig. Von den Inhalten persönlicher Adressbücher speichere Facebook ausschließlich Namen und E-Mail-Adresse, und der Nutzer könne anschließend sogar selbst entscheiden, ob er die Kontaktdaten der Eingeladenen in seiner »Einladungs-History« weiterhin speichere oder sie lösche. Auch könne er einzelne Adressen löschen oder beschließen, jemanden nicht mehr einzuladen. Dass deutsche Datenschutzbehörden die Nutzung der Daten Dritter durch Facebook für illegal halten, kommentierte Facebook-Lobbyist Allan sehr britisch: »Kontakte hochzuladen ist ein Service, den viele Web-Anbieter wie webmail, instant messenger und andere Dienste in Deutschland und weltweit anbieten.«
Im Übrigen seien die Facebook-Mitglieder sich des Schutzes der Privatsphäre bei Facebook »sehr bewusst«. Allan weiter:
»Wir haben unmissverständlich klargestellt, dass die Einstellung ›Für alle sichtbar‹ bedeutet, dass die Daten für jeden im Internet sichtbar sind. Der Besitz der
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