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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Adamek
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Zuckerberg ja mal Europa, dann können wir die Radkappen seiner Limousine beschlagnahmen.« Und dass die deutsche Verbraucherschutzministerin ihren Account gekündigt hat, dürfte in den Großraumbüros von Palo Alto nicht mal zum Gesprächsthema am Kaffeeautomaten getaugt haben.
    Die Datensammler aus dem warmen Westen Amerikas haben längst eine neue Welt mit eigenen Gesetzen geschaffen. Und wer auf die Gesetze der alten Welt pocht, auf bürgerliche
Rechte, wird von den Machern der neuen Welt als lebendes Fossil verachtet.
    Kurz nachdem Ministerin Aigner ihren Facebook-Account gelöscht hatte, meldete Facebook übrigens, dass die Nutzerzahl in Deutschland auf zehn Millionen gestiegen ist. Im November 2010 waren es bereits gute 12741220 deutsche Nutzer, fast doppelt so viele wie im Januar 2010. 40

KAPITEL 3
Fischen, wo die Fische sind
    Das Milliardengeschäft mit dem, was uns bewegt
    Unsere Geschichte beginnt mit dem Besuch eines Servicetechnikers des Telefonunternehmens Comcast in der Wohnung eines gewissen Brian Finkelstein aus Washington. Dieser hat sehnsüchtig auf das Modem gewartet, das der Techniker jetzt einbauen soll. Doch der kommt nicht zurecht und ruft die Kundenhotline seiner eigenen Firma an. Eine Stunde wartet der Mann am Telefon, und irgendwann hört Finkelstein nichts mehr von ihm. Der Comcast-Techniker ist einfach eingeschlafen, statt das bestellte Modem anzuschließen. Ein unglücklicher Zufall, hatte sich doch bei Finkelstein bereits zuvor jede Menge Wut angestaut. Also greift er nun zu einer Digitalkamera und dreht ein Video mit dem schlafenden Comcast-Mann samt Laptop auf dem Bauch und Telefonhörer in der Hand. Anschließend lädt Finkelstein es bei YouTube hoch und unterlegt die Filmsequenzen obendrein mit einem Text: »Ich danke Comcast für zwei zerstörte Router, eine Woche ohne Internet,
die langen Zeiten in der Telefonwarteschleife, drei verlorene Aufträge, das Versprechen zurückzurufen, ohne sich wieder zu melden, und für die hohen Preise.« 41 Gut 1,5 Millionen Menschen klicken den Techniker auf der Couch an. Eine Katastrophe für den Monteur, der zwar berühmt wird, aber seinen Job verliert. Und für Comcast. Es kostet das Unternehmen Jahre, sein Image wieder aufzupolieren, falls es denn je gelingt. Und eine Menge Geld. Brian Finkelstein hat es denen da oben gezeigt. Der Musikprovider iTunes schaltet sogar eine Werbung auf der entsprechenden YouTube-Seite: Man kann dort den Song »I need some sleep« herunterladen.
    Aus der Geschichte folgen drei wichtige Erkenntnisse über das Milliardengeschäft mit dem Internet: 1. Wir Konsumenten sind mächtig. 2. Die Konzerne wissen, dass wir mächtig sind. 3. Die Konzerne machen ein Geschäft daraus, unsere Macht zu kanalisieren.
    Mark Zuckerberg will das Internet unterwerfen
    Am besten verstehen Konzerne wie Google oder Facebook es, diese Wahrheit in bare Münze zu verwandeln. Werfen wir einen Blick zurück auf den 21. April 2010. Ein paar hundert ziemlich junge Leute sitzen in der Kongresshalle des Design Center Concours in San Francisco. Sie warten auf den Auftritt von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Programmentwickler, der eine oder andere Vertreter von Anteilseignern, Verantwortliche und Freunde des weltgrößten digitalen sozialen Netzwerks haben sich zur f8 eingefunden.
Das kryptische Kürzel steht für eine Art technischer Facebook-Hauptversammlung, die in den sechs Jahren, seit es Facebook gibt, zum dritten Mal stattfindet. Aus der Veranstaltung ist inzwischen eine professionell organisierte Show geworden. Die Bühne ist in einem strengen Blau gehalten, etwas dunkler als das Facebookblau. Unter dem Jubel des Publikums trabt ein junger Mann in Jeans, weißen Sneakers und schwarzem Kapuzenshirt auf die Bühne. Seine dunkelblonden Haare sind wuschelig, und seine braunen Augen überfliegen ein wenig hektisch die erwartungsfrohe Menge. Es ist der Auftritt von Mark Zuckerberg, Gründer und Mit-Erfinder von Facebook. Ein paar Augenblicke lang erweckt er jedoch eher den Eindruck, als habe er sich hierher verirrt.
    Doch der äußere Anschein trügt. Mark Zuckerberg kennt sich bestens aus in der digitalen Welt, und er hat sich vorgenommen, der Öffentlichkeit an diesem Tag einen weiteren Schritt seiner weltweiten technischen Revolution zu verkünden. Auf eine Leinwand hinter ihm wird ein großer schwarzer Kreis projiziert, darin steht »Open Graph« – wörtlich übersetzt »offenes Diagramm«. Vielleicht lässt sich das Ganze am besten an

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