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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Adamek
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als 60 Millionen Nutzer über Facebook Connect auf externe Websites. Laut einer Analyse des Marktforschungsunternehmens Hitwise haben sich die Marktanteile von Facebook von 2009 bis 2010 denen von Google gefährlich angenähert. In diesem Zeitraum hatte Facebook in den USA an einigen Tagen sogar mehr Zugriffe als Google. 46 Der Clou am Geschäftsmodell von Facebook ist: Unsere Freunde sorgen dafür, dass wir in dem Netzwerk bleiben. So verbrachten sämtliche Internetnutzer der USA im Januar 2010 11,6 Prozent ihrer Zeit bei Facebook, aber nur 4,1 Prozent bei Google. 47 Und das Marktforschungsunternehmen Nielsen meldete, dass im Juni 2010 alle amerikanischen Nutzer 22,7 Prozent ihrer Zeit in sozialen Medien oder Netzwerken verbrachten, ein Jahr zuvor waren es noch 15,8 Prozent gewesen. 48 Damit werden Plattformen wie Facebook immer attraktiver für die Werbeindustrie. Bereits in den ersten drei Monaten des Jahres 2010 verkaufte Facebook 176 Milliarden Online-Werbungen weltweit, das waren laut comScore 16,2 Prozent aller Werbungen. Zum Vergleich: Der Anteil von Google lag auf seinen eigenen Seiten bei 2,2 Prozent. 49
    Facebook-Chef Zuckerberg macht keinen Hehl daraus,
dass der Konzern sein Geld mit Werbung verdient. Schätzungen zufolge hat Facebook im Jahr 2009 650 Millionen Dollar verdient, vorwiegend mit Online- Werbung. Für 2010 peilt Facebook einen Gewinn zwischen 1,2 und 2 Milliarden Dollar an. 50 Einen ansehnlichen Teil dieses Gewinns macht Facebook mit dem Vertrieb von Computerspielen wie Farmville. Der Farmville-Provider Zynga fährt mit seinen Spielen auf Facebook angeblich einen täglichen Gewinn von einer Million Dollar ein 51 , von dem Facebook einen saftigen Anteil erhält. Zusätzlich kauft Zynga Werbeplätze auf Facebook, um für seine Spiele zu werben. Längst können wir auf Facebook – vielleicht etwas unromantisch – auch virtuell Blumen oder Liebesgrüße versenden – gegen Bezahlung, versteht sich.
    Seit Beginn der kommerziellen Geschichte von Facebook ist immer wieder der gleiche Mechanismus zu beobachten: Die Software-Entwickler erfinden eine neue Applikation, woraufhin die Plattform und in Folge auch der Bedarf an Speicherkapazität wächst, was wiederum die Suche nach neuen Geldquellen zwingend macht. Netzökonomen sprechen hier von »Monetarisieren«. Mit der Expansion steigt zugleich die Abhängigkeit von Investoren. Im Herbst 2007 erwarb Microsoft 1,6 Prozent der Anteile an Facebook, die dem Software-Riesen 240 Millionen Dollar wert waren. Die Expertenwelt schloss daraus auf einen rechnerischen Facebook-Firmenwert von 15 Milliarden Dollar. Doch allein der Betrieb der Speicher koste Facebook im Jahr 2010 50 Millionen Dollar, im Vorjahr waren es noch 20 Millionen gewesen 52 , nicht inbegriffen die geschätzten Kosten in Höhe von 180-215 Millionen Dollar allein für den Bau eines eigenen
großen Rechenzentrums in Prineville/Oregon. Trotz dieser immens steigenden Kosten lässt Zuckerberg keine Gelegenheit aus, dem verbreiteten Gerücht entgegenzutreten, Facebook werde bald von seinen Nutzern eine Gebühr erheben.
    Deutschland im Visier der Facebook-Expansion
    Facebook wächst auch in Deutschland rasant. Hier konnte der Konzern die Zahl der aktiven Nutzer von zwei Millionen im Jahr 2008 auf fast 13 Millionen Ende November 2010 erhöhen, und das, obwohl in Deutschland bereits seit Jahren starke soziale Netzwerke wie SchülerVZ, StudiVZ und MeinVZ existieren. 53 Der deutsche Markt ist für Facebook inzwischen so bedeutend, dass das Unternehmen ein Büro in Hamburg eröffnet hat, um von dort aus Markenherstellern und Agenturen die Online-Werbung via Facebook schmackhaft zu machen.
    Die Pioniere des Online-Marketing in Deutschland haben sich einen eindrucksvollen Arbeitsplatz ausgesucht, den Sandtorkai in der Hamburger Hafencity. Auf dem Flachbildschirm hinter der Empfangsdame flimmert knallgelb der Schriftzug »Scholz & Friends«. Es ist die Marke, die zählt, auch bei denen, die aus vielen Unternehmen erst Marken machen. Scholz & Friends beschäftigt deutschlandweit tausend Mitarbeiter, darunter gut einhundert Internet-»Kreative«. Das Wort Angestellte würde hier niemand in den Mund nehmen. Es sind meist sehr junge Leute, die im Auftrag großer Konzerne Werbungen erfinden, Werbungen für die Zeitung, das Fernsehen und auch für das World
Wide Web. Die Agentur ist eine der größten und wichtigsten in Deutschland, aber wie die anderen hat auch sie die Möglichkeiten des Internets erst spät

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