Die Fackel der Freiheit
braucht.«
»Ich glaube nicht, dass es seine eigene Situation ist, die ihn so zur Eile antreibt, Victor. Ich denke - und ich gebe gerne und sofort zu, dass ich hier heftig spekuliere -, dass es die Lage dieser geheimnisvollen zwoten Person ist, die hier den Zeitplan bestimmt.«
»Ah.« Victor setzte sich wieder und nippte an seinem Kaffee, dann dachte er schweigend einige Minuten nach und trank schließlich erneut.
»Ich werde dich hier ganz gewiss nicht im Nachhinein kritisieren, Anton. Also werden wir ganz offen sein, wenn wir McBryde übermorgen wiedersehen. Wir sagen ihm, dass er entweder die Karten auf den Tisch legen muss oder sich verziehen kann - und dann halten wir ihm die verlockend große Möhre vor die Nase, dass wir in der Lage sind, ihn und seinen ›Geheimnisvollen Begleiter‹ fast augenblicklich vom Planeten zu schaffen.«
Er nickte Yana zu, die sich, ebenfalls eine Tasse in der Hand, zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte. »Die Hali Sowle ist zurück.«
Anton holte tief Luft. »Mit anderen Worten: Du denkst, wir sollten gleichzeitig den Abgang machen. Sobald die Butrys das System verlassen, ist keine unserer alternativen Fluchtrouten noch sonderlich attraktiv.«
»›Sonderlich attraktiv‹?« Victor lachte leise. »Anton, wenn ich mich nicht sehr täusche, wird in dem Moment, da die mesanischen Machthaber herausfinden, dass Jack McBryde ihnen ein Messer in den Rücken gerammt hat, hier die Hölle los sein. Diese ›alternativen Fluchtrouten‹, von denen du da sprichst - und die man auch mit einer wackligen Holzleiter vergleichen könnte, um aus einem brennenden Wolkenkratzer zu flüchten -, sind doch nichts anderes als eine Todesfalle. Die Wahrscheinlichkeit, es könne doch anders sein, ist so gering, dass es sich nicht einmal lohnt, darüber zu reden! Wenn er aufbricht, müssen wir ihn begleiten.«
»Na ja ... stimmt wohl. Abgesehen davon glaube ich auch nicht, dass wir hier noch mehr herausfinden könnten, wenn wir länger bleiben.«
»Och, das könnten wir schon. Schon bevor McBryde an uns herangetreten ist, hatten wir so manches in Erfahrung gebracht und auch schon die eine oder andere vielversprechende Spur gefunden. Aber ich gebe dir Recht: Nichts von dem, was wir hier noch herausfinden könnten, wenn wir länger bleiben, wird auch nur ansatzweise in der gleichen Größenordnung liegen wie das, was McBryde uns liefern kann. Abgesehen davon ...«
Erneut nippte er an seinem Kaffee. »Das wollte ich dir gerade erzählen: Inez Cloutier ist gestern zurückgekommen - und sie hat ein eindeutiges Angebot von dem ›Anführer‹ bekommen, wer auch immer es nun sein mag. Wahrscheinlich Adrian Luff, wenn wir richtig liegen.«
»Ein gutes Angebot?«
»Besser, als ich mir vorgestellt hatte. Da draußen muss irgendjemand sein, der mehr über Saint-Justs Einsatzmethodik weiß, als ich gedacht hätte. Ich vermute, mein ... öhm, Ruf, ist mir vorausgeeilt.«
»Doch wohl nicht als ›Victor Cachat‹, hoffe ich?!«
»Nein. Naja ... wahrscheinlich nicht. Höchstwahrscheinlich nicht. Es ist natürlich immer theoretisch möglich, dass sie ganz genau herausgefunden haben, wer ich bin, und mir jetzt sehr gerissen eine Falle stellen. Aber sie arbeiten ganz offensichtlich eng mit dem Alignment zusammen. Wenn sie also herausgefunden haben, wer ich bin, warum melden sie mich nicht einfach und überlassen den Mesanern hier vor Ort die Drecksarbeit?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, wahrscheinlich halten sie mich bloß für einen weiteren von Saint-Justs Troubleshootern. Ich war ja beileibe nicht der einzige. Es gab mindestens ein ganzes Dutzend, von denen ich weiß, und wahrscheinlich in Wirklichkeit zwo- oder dreimal so viele. Wer weiß das schon? Und jetzt, da Saint-Just tot ist, weiß das wahrscheinlich niemand mehr. Wenn es jemals einen Menschen gegeben hat, der seine Meinung und sein Wissen ganz für sich behalten hat, dann war das Oscar Saint-Just.«
»Also, darauf läuft es hinaus. Nehmen Sie's oder lassen Sie's.«
Jack McBryde erwiderte Victor Cachats ausdruckslosen Blick in einer Art und Weise, von der er hoffte, er wirke unerschütterlich.
Dass Cachat ihm praktisch ein Ultimatum gestellt hatte, war an sich schon ein deutliches Signal, und das wusste Jack auch. Während ihre Verhandlungen voranschritten, waren Zilwicki und Cachat in die vertrauten Rollen ›Guter Bulle/Böser Bulle‹ verfallen. Natürlich kannte McBryde diese Routine - und das musste auch Cachat und Zilwicki völlig klar sein
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