Die Fackel der Freiheit
keine andere Wahl. Entweder du kommst mit uns und nimmst deine Tochter mit, oder du bist innerhalb einer Woche tot. Und Nancy dann auch.«
Steph Turner sackte sichtlich ein wenig in sich zusammen. »Verdammt, ich habe dir doch gesagt, dass ich mit Saburos Aktionen nichts zu tun habe - und ich will damit auch nichts zu tun haben.«
»Wir gehören eigentlich gar nicht zum Ballroom. Aber das wird dir auch nicht helfen, denn für die Leute, die diesen Planeten hier regieren, sind wir noch viel schlimmer. Die werden dich umbringen, Steph. Dich und Nancy - nachdem sie dich ausgequetscht haben, auch wenn man aus dir überhaupt nichts herausholen kann. Die werden dir niemals glauben, dass du damit nichts zu tun hattest.«
Verzweifelt blickte sie sich in der Küche um. »Aber ... das hier ist doch alles, was ich überhaupt habe. Auf der ganzen Welt.«
Anton lächelte. »Na, was das betrifft, hast du Glück. So eine Art Glück, wie wenn man in der Lotterie gewinnt. Ich bin stinkreich, Steph. Na ja, um genau zu sein: Meine Frau ist stinkreich. Aber Cathy spendet schon seit ihrer Kindheit für wohltätige Zwecke. Die wird dir, ohne mit der Wimper zu zucken, ein neues Restaurant aufbauen, das besser ist als das hier.«
»Bist du dir da sicher?«
»Jou, ich bin mir. Können wir dann jetzt bitte endlich aufbrechen?« Er blickte den Teenager an, der sich mit weit aufgerissenen Augen an einen der Ofen lehnte. »Wir haben keine Zeit, noch irgendetwas zusammenzupacken, Nancy. Wenn es also irgendetwas gibt, was du oder deine Mutter unbedingt mitnehmen müsst, dann sollte es sich hier in der Küche befinden.«
Steph griff nach einer Schöpfkelle, von der sie behauptete, es sei ihre ›Glückskelle‹. Ihre Tochter Nancy bewies entweder mehr Sinn fürs Praktische ... oder einen größeren Kampfgeist ... oder beides. Sie griff nach dem größten Messer, das sie finden konnte. In ihrer kleinen Hand sah es fast aus wie ein Schwert.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011
Kapitel 24
Stocksteif saß McBryde da und betrachtete zwei oder drei Herzschläge lang das schwarze Display. Diese Leere in seinem Innersten, die zuvor noch herumgewirbelt hatte, war auf einmal sehr still, sehr ruhig. Er wusste, was er zu tun hatte.
Seine Hände zuckten wieder über die Computertastatur, und er rief eine der Sequenzen auf, die er gerade installiert hatte. Das war zwar nicht die Reihenfolge, in der er sie eigentlich hatte aktivieren wollen, aber es sollte hilfreich sein. Er fletschte die Zähne, als die Datenbank des Zentralcomputers ein wenig modifiziert wurde: Nun zeigten die Aufzeichnungen, dass Herlander Simões zusammen mit McBryde dessen Büro betreten hatte. Informationen über jegliche Bewegungen der Angestellten, die das Center betraten oder wieder verließen, wurden automatisch auf ein eigenständiges, autonomes System kopiert. Von seinem Arbeitsplatzrechner hier im Center hätte Jack trotzdem darauf zugreifen können, wenn es ihm darum gegangen wäre, die dort abgelegten Informationen zu löschen, doch das war das Letzte, was er wollte, denn genau dieses autonome System sollte letztendlich dazu dienen, Simões' Flucht zu erklären ... hoffte er. Ein Stich der Trauer durchfuhr ihn, als er kurz an den freundlichen Sergeant unten im Foyer denken musste, doch er konnte den Mann unmöglich vorwarnen, ohne damit Simões' Deckung auffliegen zu lassen. Abgesehen davon war der Sergeant, obwohl es längst Wochenende war, bei weitem nicht der Einzige, der sich in diesem Komplex hier befand. Und für sie alle konnte McBryde jetzt nichts mehr tun.
Es erwies sich erstaunlicherweise als durchaus interessante Erfahrung. Neugier war einer der Charakterzüge, die bei Herlander ganz besonders stark ausgeprägt war, und nun begriff er, wie er diese dazu nutzen konnte, seine Furcht im Zaum zu halten.
Ein klimatisierter Frachtbehälter - mit erstklassigen Luftaufbereitern und anscheinend sogar noch einem zusätzlichen Sauerstofftank für Notfälle -, der von außen, für jeden nichts-ahnenden Betrachter, ganz so aussah, als befinde sich darin lediglich schweres Gerät.
Und Beleuchtung gab es hier auch. Zwar nur sehr matt, aber es gab Licht. Simões hatte sich schon mit dem Gedanken abgefunden, die gesamte Reise in völliger Dunkelheit hinter sich bringen zu müssen - ein Gedanke, der ihm alles andere als behagt hatte.
Die Frau blickte auf ihr Chronometer - wahrscheinlich zum einhundertsten Mal. »Sie sollten bald hier
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