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Die Fackel der Freiheit

Die Fackel der Freiheit

Titel: Die Fackel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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deutlich größer als erforderlich gewesen - ein Phänomen, das sie ihrem fortgeschrittenen Alter zuschrieb. Während ihrer Jugend hätte es ihr nicht das Geringste ausgemacht, noch deutlich größere Risiken einzugehen als dieses hier.
    »À bientô t, Anton und Victor. Viel Glück.«
    »Was bedeutet das, Ganny? Ah Bjen ... bjen ...« Brice Miller mühte sich an dem unvertrauten Wort ab. Er kauerte auf einem der anderen Sitze auf der Brücke des Frachters. Wie alles an Bord der Hali Sowle, zeigte dieser Sessel - ebenso wie der, in dem Ganny saß - gewisse Charakteristika, die man beschönigend mit der Formulierung beschrieb, er ›habe schon bessere Zeiten gesehen‹.
    »Ah bjön-toh. Das ist Französisch. Es heißt ›bis später‹. Naja, mehr oder weniger zumindest. Wie die meisten Ausdrücke aus anderen Sprachen lässt sich das nicht ganz perfekt übersetzen. Manche würden vielleicht auch ›auf bald‹ sagen.«
    »Und wie ›bald‹ werden wir die wiedersehen? Und wo hast du Französisch gelernt?«
    »Um die Fragen der Reihe nach zu beantworten: ich habe keine Ahnung, wann wir sie wiedersehen werden. Vielleicht überhaupt nicht mehr. Aber wenn du damit das gemeint hast, was eigentlich sinnvoll wäre, dann kann ich dir sagen, dass wir wahrscheinlich innerhalb der nächsten zehn Tage wieder ins Mesa-System zurückkehren werden. Die Frage ist nun, ob diese Abmachung mit Imbesi so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben - und diese Leute hier erscheinen mir doch ziemlich gut organisiert. Was nun die Frage angeht, wo ich Französisch gelernt habe ...«
    Sie schürzte die Lippen und betrachtete aufmerksam den Astrogations-Bildschirm. Eigentlich schaute sie durch den Schirm eher blicklos hindurch. Ihre Gedanken kreisten um etwas ganz anderes.
    »Das ist eine lange Geschichte, mein Junge.«
    »Wir haben Zeit. Erzähl's mir!«
    »Dein Kleidergeschmack ist wirklich jämmerlich. Natürlich stand das zu erwarten, schließlich bist du ja in Nouveau Paris aufgewachsen.«
    »Das sagt die Richtige! Trägst du eigentlich auch mal etwas anderes als diese typischen Schwätzer-Klamotten? Und die scheinen ja ausschließlich aus Leder zu bestehen.«
    »Ich sehe nun einmal gut aus in Leder! Hey, das ist doch eine Idee! Vielleicht sollten wir das ausprobieren?«
    »Werd nicht vulgär.«
    »Ich bin nicht vulgär, ich langweile mich bloß. Und du bist richtig mies im Bett.«
    »Natürlich bin ich ›mies im Bett‹. Ich mache ja überhaupt nichts. Und das war ein Schlag unter die Gürtellinie.«
    »Na und? Soweit ich weiß, ist da unten ja sowieso nichts.«
    Anton hörte einen erstickten Laut. Er vermutete, Victor versuche gerade mehr oder weniger vergeblich, sich ein Lachen zu verkneifen. Glücklicherweise war sein Lapsus kurz genug, dass die Verzerrer es verbergen würden, wie seine Körpersprache gerade eben etwas ganz anderes gezeigt hatte als das, worauf sie alle es hier anlegten: Das hier sollte unverkennbar ein Pärchen sein, das sich zwar leise, aber dennoch ganz offensichtlich heftig stritt.
    Die Geräte, die sie bei sich hatten, entsprachen nicht ganz der Spitzenklasse. Dafür hätten sie manticoranisches Gerät benötigt, und das hätte zu Schwierigkeiten führen können. Aber das Zeug, das sie auf dem Schwarzmarkt von Neu-Rostock erstanden hatten - Victors Kontaktmann TriêuChuanli schien auf ein echtes Füllhorn zurückgreifen zu können, wenn es um praktische kleine Geräte ging -, war für ihre Zwecke gerade gut genug. Es schützte sie nicht nur davor, abgehört zu werden - was jeder vernünftig konstruierte Verzerrer zu leisten imstande war -, sondern sorgte auch für hinreichende visuelle Verzerrung, dass es unmöglich war, von den Lippen abzulesen. Selbst die Körpersprache war nur für einen ausgewiesenen Experten noch erkennbar - und selbst dann nur, wenn die Personen, denen die jeweilige Beobachtung gerade galt, wirklich überhaupt nicht schauspielern konnten.
    Victor Cachat hingegen war ein sogar ziemlich guter Schauspieler. Das sollte man von einem Geheimagenten auch erwarten können. Und Yana war schlichtweg ein Naturtalent.
    Lange würden sie diese Charade ohnehin nicht mehr aufrechterhalten müssen. Anton war fast schon fertig. Er ließ den Kopf gesenkt und konzentrierte sich ganz auf das Com in seinen Händen. Für jeden Beobachter hätte dieses alles andere als dramatische Szenario in der Unterführung nur ein Pärchen gezeigt, das sich gerade stritt, und deren Freund und Begleiter genau das höflich

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