Die Fackel der Freiheit
ich mir Sorgen, dass sie, falls das Ganze außer Kontrolle zu geraten droht, eher versuchen werden, uns irgendwie zu helfen, anstatt ihm einfach auszuweichen - ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Ein paar von ihnen ganz besonders - dieser David Pritchard zum Beispiel. Der, dem man die Aufgabe übertragen hat, sich um das Gerät zu kümmern, sobald wir es brauchen.«
Wieder verzog Anton das Gesicht. Der letzten Besprechung der Gruppe hatte er nicht beigewohnt. (›Die Gruppe‹ war der einzige Name, den sie hatten. Zumindest das bewies mehr Gespür für Sicherheitsfragen als sie ansonsten unter Beweis stellten.) Die Entscheidung, gerade Pritchard die Verantwortung für dieses Gerät zu übertragen, musste bei besagtem letzten Treffen gefallen sein.
Eigentlich gab es an David Pritchard ja nichts auszusetzen. Doch Victor spürte ebenso wie Anton, dass dieser junge Bursche einen ruhigen, aber trotzdem korrosiven Zorn in sich trug, der ihn unter den richtigen Umständen zu wer weiß was treiben mochte.
Aber ...
Es gab eigentlich nichts, was sie dagegen tun konnten. Es war ja nicht gerade so, als würden er und Victor diese Gruppe tatsächlich irgendwie befehligen. Selbst derjenige, den sie als ihren eigentlichen Anführer ansahen, dieser Carl Hansen, war dabei nicht mehr als bloß ein Erster unter Gleichen.
»Damit werden wir wohl leben müssen. Um ehrlich zu sein, Victor, mich beunruhigt im Moment viel mehr, wie es bei dir und Inez Cloutier aussieht. Ganz realistisch abgeschätzt: Wie lange kannst du sie noch hinhalten?« Er kniff die Augen ein wenig zusammen. »Ich darf doch wohl davon ausgehen, dass du den Gedanken, sich von ihr anheuern zu lassen, verworfen hast, oder?«
Victor seufzte. »Ja, ja, ja. Die Stimme der Vorsicht hat obsiegt. Obwohl ich gar nicht darüber nachdenken mag, was ich mir da entgehen lasse.«
Einen Moment lang zuckte ein Anflug sehnsüchtiger Trauer über sein Gesicht. Es war das Mienenspiel eines normalen, vernünftigen jungen Mannes, der bedauerte, sich nicht auf eine mögliche Romanze einlassen zu können. Auf Victor Cachats Gesicht verriet diese Mimik das Bedauern darüber, dass er nicht das Risiko eingehen konnte, sich von einer abtrünnigen SyS-Militäreinheit anheuern zu lassen, um an einen unbekannten Ort geschickt zu werden - ohne dass er oder Anton auch nur ansatzweise eine Vorstellung hätten, wie sie dort jemals wieder fortkommen sollten.
»Du musst ja verrückt sein, über so etwas überhaupt nachzudenken!«, entschied Yana. »Und vergiss nicht, dass diese Einschätzung aus dem Mund einer Exschwätzerin stammt!«
Victor lächelte, dann fuhr er sich erneut durch die Haare. »Ein bisschen Glück haben wir hier dennoch. Cloutier wurde gestern vom Planeten abberufen. Meine Vermutung lautet, dass sie sich mit demjenigen absprechen soll, der diese Operation hier leitet. Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass wir hier von Adrian Luff reden.«
Anton nickte. Zu dieser vorsichtigen Einschätzung waren sie gemeinsam vor einigen Tagen gekommen, basierend auf dem, was Victor während seiner Verhandlungen mit Cloutier hatte in Erfahrung bringen können.
Adrian Luff ...
Laut Victor musste man das eher als ›schlechte Nachricht‹ einstufen. Victor Zilwicki selbst hatte zu diesem Mann keine eigene Meinung. Er kannte den Namen zwar noch aus der Zeit, als er selbst für den Flottennachrichtendienst tätig gewesen war, aber das war es auch schon.
Wie zu erwarten, wusste Cachat mehr über ihn, auch wenn er diesem Mann nie persönlich begegnet war. Laut Victor war Luff nicht sonderlich brutal oder grausam, vor allem nicht nach den Begriffen der SyS. Er war kaum das, was ein erfahrener manticoranischer oder havenitischer Offizier von einem Kommandeur erwarten würde, doch zumindest hatte er deutlich mehr Ahnung davon als seine SyS-Kameraden, aus welchem Ende eines Werfers die Raketen denn nun herauskommen. Und wenngleich kein SyS-Offizier, dessen Aufgabe es war, die Volksflotte im Auge zu behalten, gänzlich unbeleckt sein konnte, was Brutalität und Disziplin betraf, hatte Luff doch verstanden, dass man nicht gerade die besten Krieger erschuf, indem man zuvor Lebensmut und Willen eines jeden Soldaten brach.
Das alles mochte ja sehr für diesen Mann sprechen, doch es wäre Anton deutlich lieber gewesen, wenn diese abtrünnige SyS-Militäreinheit - die sehr kampfstark war, das hatten Victor und er mit absoluter Sicherheit herausfinden können - von jemandem wie Emile Tresca
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