Die Fackel der Freiheit
Sie?«
»Ich möchte mit Ihnen reden«, erwiderte McBryde, und sein Gesichtsausdruck wurde mit einem Mal ebenso todernst wie sein Tonfall. »Ich würde es vorziehen, gleichzeitig mit Ihnen und mit Agent Cachat zu sprechen, aber es sollte mich sehr überraschen, wenn Sie beide bereit wären, ein solches Risiko einzugehen. Ich würde auch gerne jetzt gleich mit Ihnen sprechen, wenn das möglich ist, aber ganz egal, wie gut die Sicherheitsmaßnahmen sind, die Sie getroffen haben - und ich möchte anmerken, dass sie wirklich verdammt gut sind! -, glaube ich nicht, dass wir unser kleines Tete-a-Tete vor den Augen aller anderen hier abhalten sollten.«
Eine oder zwei Sekunden lang blickte Zilwicki ihn nachdenklich an, dann schob er sich den Bestellblock in die Tasche zurück. Zu McBrydes beachtlicher Erleichterung umklammerte die Hand, als sie wieder aus der Tasche hervorkam, keine tödliche Waffe. Andererseits brauchte Anton Zilwicki eigentlich auch keine zusätzlichen Mordinstrumente, um die meisten Probleme zu lösen, mit denen er es gemeinhin zu tun bekam.
»Zwo Minuten«, sagte er. »Trinken Sie noch etwas Kaffee, dann schlendern Sie den Korridor hinunter. Vor der Herrentoilette links abbiegen. Durch die Tür mit der Aufschrift ›Nur für Angestellte‹.
Er nickte, wandte sich ab und ging in aller Ruhe davon.
McBryde stieß die altmodische Schwingtür - noch ohne Motor! - auf und trat hindurch. Er hatte ganz und gar damit gerechnet, sofort in den Lauf eines Pulsers zu blicken, doch stattdessen fand er sich in einem kleinen Zimmer wieder, das ganz offenkundig von den Angestellten des Diners als Pausenraum genutzt wurde. Im Augenblick war diese Kammer leer, von einem massigen Mann abgesehen, der an dem kleinen Tisch saß, in der Hand eine Tasse Kaffee.
»Setzen«, forderte Anton Zilwicki ihn auf und deutete auf den Stuhl, der ihm am Tisch gegenüberstand. McBryde befolgte den Ein-Wort-Befehl, und Zilwicki schob ihm ebenfalls eine Kaffeetasse zu.
»Das ist besser als der Scheiß, den wir da draußen verkaufen«, sagte er und machte sich dieses Mal nicht mehr die Mühe, seinen Gryphon-Akzent zu verbergen. »Natürlich könnte es auch mit allen möglichen tödlichen Giften versetzt sein. Soll ich vielleicht erst einmal einen Schluck nehmen?«
»Warum?« McBryde grinste schief. »Wenn ich jemanden vergiften wollte, dann würde ich zuerst das Gegengift schlucken und dann das Gift in beide Tassen tun.«
Er griff nach der Tasse und nippte daran - nicht ohne ein gewisses Unwohlsein zu empfinden, seinen eigenen Worten zum Trotze. Das Zeug war wirklich besser als das Gebräu, das an die Gäste des Diners ausgeschenkt wurde.
»Also gut«, sagte Zilwicki und lehnte sich in dem Stuhl zurück, der unter seinem Gewicht beunruhigend knarrte, »und nachdem wir einander nun unsere Professionalität bewiesen haben, könnten Sie mir doch eigentlich erzählen, worüber Sie mit mir reden wollen.«
»Zunächst einmal möchte ich gerne auf einige Dinge hinweisen«, erwiderte McBryde. »Wie ich bereits sagte: Wenn es mir nur darum ginge, Sie und Cachat in die Finger zu bekommen, dann bräuchte ich dafür nicht zu irgendwelchen aufwändigen Tricks zu greifen. Oder besser gesagt: Meine Erfolgschancen stünden vermutlich besser, wenn ich mich sozusagen mit roher Gewalt auf Sie und das ganze Diner stürzen würde. Oder beispielsweise darauf zu warten, dass Sie heute Abend zu ihrer Unterkunft gehen und dann zuschlagen. Mit anderen Worten: Es wird uns beiden reichlich Zeit und Mühe ersparen, wenn wir einfach davon ausgingen, dass ich wirklich nur reden will und es nicht darauf anlege, hier den Köder für irgendeine unfassbar verschlagene Falle auszulegen.«
»Solange wir hier ausschließlich von der theoretischen Möglichkeit sprechen, kann ich das mehr oder minder akzeptieren«, gab Zilwicki zurück. »Natürlich ist es gänzlich unmöglich abzuschätzen, was für eine verschlagene Strategie - abgesehen von dem Ziel, meine Partner und mich in die Hände zu bekommen - Ihnen da wohl vorschweben mag.«
»Natürlich«, bestätigte McBryde. »Und zufälligerweise schwebt mir tatsächlich eine Strategie vor. Ich weiß nicht, ob ich sie als ›verschlagen‹ bezeichnen würde, aber ich vermute doch sehr, dass sie für Sie doch eine gewisse Überraschung darstellen wird.«
»Überraschungen mag ich nicht besonders.« Es entging McBryde nicht, dass in Zilwickis grollender Stimme eine unverkennbare Warnung mitschwang.
»Das hier könnte die
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