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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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lehnte sich zurück, und ein lauter Furz fuhr zwischen ihnen durch die Luft und überraschte ihn.
    »Jesus, Maria und Josef!«
    Trotz der haarsträubenden Enthüllungen der letzten Minuten musste Jamie lachen. Tom regte sich bei diesem Geräusch, und unter dem Berg aus feuchten Decken ertönten leise Knallgeräusche wie ferne Gewehrschüsse. Quinn sah Jamie mit hochgezogener Augenbraue an.
    »Aller guten Dinge sind drei, o ja.«
    JOHN GREY HATTE ZWAR BETRÄCHTLICHE ERFAHRUNG mit Gefängnissen, aber er war noch nie in einem zu Gast gewesen. Die Zelle, in die man ihn gebracht hatte, war vergleichsweise anständig: außer ihm befand sich niemand in dem winzigen Raum, der Fäkalieneimer war leer und trocken, und es gab ein kleines, vergittertes Fenster. Aus den Wänden sickerte zwar Feuchtigkeit – warum auch nicht, überall in Irland sickerte es feucht –, doch es lagen keine Pfützen auf dem Boden, und es gab zwar weder ein Bett noch ein Strohlager, doch eine Decke lag zusammengefaltet in einer Ecke. Ein Anblick, der ihn freute; es war verdammt kalt in der Zelle, und seine Kleider waren nass; seine Unterwäsche feucht; eine Stunde vor Athlone hatte der Himmel über ihnen seine Schleusen geöffnet.
    Er schritt die Maße der Zelle ab: acht mal zehn Fuß. Wenn er die Zelle siebenhundert Mal der Länge nach durchquerte, war das ungefähr eine Meile. Er schüttelte die Decke aus, die eine tote Grille, zwei lebende Motten und die zerbröselten Bruchstücke von etwas freigab, das einmal eine Kakerlake gewesen war. Wer zum Teufel hatte sie gefressen?, fragte er sich. Ratten?
    Plötzlich todmüde setzte er sich auf den Boden und zog sich zitternd die Decke um die Schultern. Er hatte unterwegs Zeit zum Nachdenken gehabt. Er ging davon aus, dass er jetzt noch viel mehr Zeit haben würde, rechnete aber nicht damit, dass ihm dies viel nützen würde.
    Es war sowohl sein Glück als auch sein Pech, dass Sir Melchior fort war. Pech, weil es zur Folge hatte, dass der Sergeant der Garnison Grey eingesperrt hatte, weil der stellvertretende Justiziar noch nicht eingetroffen war und sich der Sergeant weigerte, vor dem nächsten Morgen den Magistrat aus dem Ort holen zu lassen. Gut, weil Sir Melchior oder sein Stellvertreter Grey mit großer Wahrscheinlichkeit verhört haben würden – sehr peinlich – und ihn dann entweder hätten bewachen lassen oder ihm sein Ehrenwort abverlangt hätten, und beides hätte ihn daran gehindert, zu Siverlys Haus zurückzukehren und dort auf eigene Faust Nachforschungen über Siverlys Tod anzustellen.
    Seine größten Bedenken galten Edward Twelvetrees. Von dem Mann war nichts zu sehen gewesen, und keiner der Dienstboten hatte seine Anwesenheit erwähnt. Wäre er in Glastuig gewesen, hätte er ja den Tumult bemerken und ins Freie kommen müssen, um sich zu erkundigen, was geschehen war. Also war er nicht dort – wahrscheinlich, weil er nach dem Mord geflohen war.
    Es musste Twelvetrees sein, den Grey nach dem Mord hatte wegrennen hören. Und da der Mann eindeutig nicht zum Stall gelaufen war, musste er – und sei es nur kurz – zum Haus zurückgekehrt sein. Doch warum?
    Entweder, um etwas zu holen, oder weil er kühl genug kalkulierte, um zu begreifen, dass offene Flucht einem Schuldeingeständnis gleichkam. Vielleicht auch beides, dachte Grey. Die Truhe war nicht klein; es hätte zweier Dienstboten bedurft, sie zu tragen. Twelvetrees konnte sie nicht einfach unter den Arm genommen haben und damit losgeritten sein.
    Es war fast Mittag gewesen, als Grey Siverlys Leiche gefunden hatte. War Twelvetrees auf das Anwesen geritten, hatte sein Pferd irgendwo zurückgelassen, sich an das Sommerhaus herangeschlichen und Siverly mit dem Gegenstand, in dem Grey eine Kriegswaffe der Irokesen erkannte – zweifellos dieselbe Waffe, mit der Siverly auf Jamie Fraser losgegangen war –, den Schädel eingeschlagen?
    Oder war Twelvetrees gar nicht zurückgekommen? Es war ja gut möglich, dachte Grey, dass Siverly Feinde hatte – angesichts seiner Vorgeschichte wäre es seltsam gewesen, wenn nicht. Und die Tatsache, dass er diese Waffe besaß, deutete doch darauf hin, dass er um sein Leben fürchtete, oder nicht? Obwohl der Mann ein Sammler war; sein Zimmer war voll mit dem Strandgut seines Soldatenlebens.
    Er seufzte, schloss die Augen und versuchte, es sich bequem zu machen, indem er den Kopf auf seinen ausgestreckten Ellbogen legte.
    Verdammt. Er wusste einfach nicht genug. Doch er wusste, dass er so schnell wie

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