Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
hockte und mit beiden Händen das Schüreisen umklammerte wie einen Kricketschläger.
»Legt das weg, Schwachkopf!«, sagte Grey und blieb gerade außerhalb der Reichweite des Schüreisens stehen. »Was zum Teufel macht Ihr hier?«
Twelvetrees richtete sich auf, und seine Miene verwandelte sich von Alarmbereitschaft in Entrüstung.
»Was zum Teufel macht Ihr denn hier, Ihr gemeiner Bösewicht?«
Fraser lachte, und Grey und Twelvetrees sahen ihn finster an.
»Verzeihung, die Herren«, sagte er geduldig, obwohl sein breites Gesicht immer noch belustigt wirkte. Er winkte mit den Fingern wie jemand, der ein kleines Kind drängt, einen betagten Verwandten zu begrüßen. »Fahrt nur fort. Kümmert Euch gar nicht um mich.«
Jamie sah sich um, hob einen kleinen Armsessel auf, den Grey bei seinem überstürzten Eintreten umgeworfen hatte, und setzte sich mit einer Miene zufriedener Erwartung darauf.
Twelvetrees’ Blick funkelte zwischen Grey und Fraser hin und her, doch ein Hauch von Unsicherheit stahl sich in sein Gesicht. Er sah verdattert aus wie eine Ratte, der man die Käserinde stibitzt hat, und auch Grey verkniff sich trotz seiner Wut das Lachen.
»Ich wiederhole«, wiederholte er gelassener, »was macht Ihr hier?«
Twelvetrees legte seine Waffe nieder, doch an seiner feindseligen Haltung änderte sich nichts.
»Und ich wiederhole – was macht Ihr denn hier? Wie könnt Ihr es wagen, das Haus des Mannes zu betreten, den Ihr so brutal ermordet habt?«
Grey blinzelte. Während der letzten Stunden war er so vom Zauber der monderhellten Nacht gefangen gewesen, dass er ganz vergessen hatte, dass er ein Gesetzloser war.
»Ich habe Major Siverly nicht ermordet«, sagte er. »Ich wüsste allerdings sehr gern, wer es gewesen ist. Wart Ihr es?«
Twelvetrees klappte der Mund auf. »Alter … Mistkerl!«, sagte er. Er griff wieder nach dem Schüreisen und zielte damit nach Greys Schädel.
Grey packte ihn mit beiden Händen am Handgelenk, und es gelang ihm, den Mann aus dem Gleichgewicht zu bringen, als er zum Sprung ansetzte, so dass Twelvetrees schwankte und stolperte, dann jedoch stehen blieb und Grey den freien Ellbogen ins Gesicht rammte.
Mit tränenden Augen wich Grey einem tollkühnen Hieb des Schüreisens aus, sprang zurück und blieb mit dem Absatz an einer Teppichkante hängen. Jetzt stolperte er ebenfalls, und Twelvetrees hieb mit einem triumphierenden Grunzlaut nach seiner Taille.
Er traf zwar nicht richtig, aber Grey blieb dennoch die Luft weg, und er setzte sich abrupt auf den Boden. Unfähig zu atmen, wälzte er sich zur Seite, um einem weiteren Hieb auszuweichen, der scheppernd an den Schieferplatten des Kamins abprallte. Dann packte er Twelvetrees am Knöchel und zog, so fest er konnte. Mit einem Aufschrei fiel der andere Mann rückwärts um, und das Schüreisen flog durch die Luft und zerschmetterte eins der Fenster.
Twelvetrees schien vorübergehend betäubt zu sein, da er sich den Kopf am Kaminsims gestoßen hatte. Er lag mit ausgestreckten Armen und Beinen auf der Kaminplatte, die Hand gefährlich nah an den Flammen des ungeschützten Feuers. Mit einem Keuchlaut fand Grey wieder zu Atem und lag reglos da, während er Luft holte. Durch die Bodendielen spürte er die Vibrationen kräftiger Schritte, und nachdem er sich mit dem Ärmel über das nasse Gesicht gewischt hatte – gottverdammt, der Schuft hatte ihm eine blutige Nase verpasst; er hoffte, dass sie nicht gebrochen war –, sah er, wie Fraser vorsichtig die Hand ausstreckte und Twelvetrees aus der Nähe des Feuers zog. Dann runzelte Fraser die Stirn, erhob sich rasch, griff nach der Ascheschaufel und hob eine qualmende Masse von Papieren aus dem Kamin, die er hastig auf dem Boden verstreute. Dabei ergriff er jene Blätter, die noch kein Feuer gefangen hatten, und trennte sie von dem Klumpen brennender Seiten. Er riss sich den Rock vom Leib und warf ihn über die halb verkohlten Papiere, um die Funken zu ersticken.
Twelvetrees stieß einen leisen Protestlaut aus und griff nach den Papieren, doch Fraser schleifte ihn hoch und setzte ihn mit Nachdruck auf eine Bank, die mit blau-weiß gestreifter Seide gepolstert war. Er sah sich nach Grey um, als wollte er sich erkundigen, ob dieser ähnlichen Beistand benötigte.
Grey schüttelte den Kopf und erhob sich umständlich. Leise keuchend, eine Hand auf seine Rippen gepresst, humpelte er zu dem Sessel hinüber.
»Ihr hättet mir ruhig helfen können«, sagte er zu Fraser.
»Ihr seid doch
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