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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zur Rückkehr zu überreden. Mehr als nur ein bisschen Angst, wenn er ehrlich war. Und trotz alledem … Glück über das Wiedersehen mit Quinn. Es war lange her, dass er zuletzt das Gesicht eines Freundes gesehen hatte.
    »Verfluchter Ire«, murmelte er, lächelte aber trotzdem.
    Würde Quinn jetzt gehen?, fragte er sich. Der Ire war genauso sturköpfig wie die meisten anderen seiner Landsleute, und es war nicht wahrscheinlich, dass er seinen Plan aufgeben würde, nur weil ihm Jamie seine Hilfe verweigert hatte. Doch es war gut möglich, dass er sein Glück bei einem anderen Ahnungslosen versuchen würde. Halb hoffte Jamie, dass es so sein würde. Die andere Hälfte würde nichts dagegen haben, noch einmal mit dem Mann zu sprechen und zu hören, welche Neuigkeiten er von den anderen hatte, die Culloden lebend verlassen hatten.
    Plötzlich verkrampfte sich sein Bein, und ihn schauderte, als hätte ein Geist seinen Steigbügel gestreift. Augustus spürte seine Anspannung und schnaubte.
    Er schnalzte beruhigend mit der Zunge und gestattete dem Pferd, sich seinen Weg auf dem schwierigen Untergrund des Pfades selbst zu suchen. Sein Herz raste, und er versuchte tief und langsam zu atmen, um es zu beruhigen. Verfluchter Quinn, der alles wieder heraufbeschworen hatte. Heute Nacht würde er träumen, eine Gewissheit, die eine Mischung aus Angst und Hoffnung in ihm aufsteigen ließ. Wessen Gesicht würde er sehen?
    ZU SEINER GROSSEN VERÄRGERUNG träumte er von Charles Stuart. Betrunken wie üblich und liebenswürdig wie immer schwankte der Prinz an Jamies Seite eine dunkle Straße entlang. Hin und wieder stieß er ihn an, quäkte über dies und jenes. Dann packte er seinen Arm und zeigte kichernd auf eine Reihe von Köpfen, die auf Speere aufgespießt an einer Mauer standen.
    » Coimhead «, sagte der Mann immer wieder. » A Dhia coimhead am fear ud’seall an dealbh a thàir aodann !« Gott, sieh dir nur diese Miene an!
    »Was soll das?«, wollte Jamie gereizt wissen. »Ihr wisst doch genau, dass Ihr kein Gälisch könnt.«
    » Bheil e gu diofair ?«, erwiderte Prinz Tearlach . Ist das wichtig?
    Quinn, der plötzlich irgendwoher aufgetaucht war, packte Jamie mit großer Kraft am Arm und zwang ihn zum Stehenbleiben.
    » Coimhead nach ann oirre tha a ghruag aluinn ?« Sieh nur, hat sie nicht schönes Haar?
    Jamie hatte sich bemüht, nicht hinzuschauen, doch jetzt tat er es und stellte überrascht fest, dass sämtliche Köpfe Frauenhäupter waren. Er trug eine Fackel, und als er sie jetzt hob, blickte ihm Geneva Dunsany entgegen, bleich und gefasst, mit schwarzen, leeren Augenhöhlen. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, dass der nächste Kopf eine hellbraune Lockenmähne hatte; er schleuderte die Fackel auf das feuchte Pflaster zu seinen Füßen, um ihn nicht sehen zu müssen, und erwachte hämmernden Herzen von Charles’ trunkenem Gelächter.
    Doch es war nicht Charles. Es war Hanks, der im Schlaf lachte. Über seinem Bett hing scharf der Geruch von Bier und Urin; er hatte wieder ins Bett gepisst. Der Mond stand am Himmel, und die Mäuse, die auf dem Heuboden wohnten, wurden allmählich lebendig; der Mondschein weckte ihre Abenteuerlust. Hanks verfiel wieder in schweres Atmen. Jamie konnte kleine Krallen über den Boden kratzen hören, und es raschelte im Stroh.
    Er schlug seine Decke zurück, fest entschlossen, nicht wieder einzuschlafen, bis der Traum verflogen war. Doch es war ein langer Tag gewesen, und trotz der Kälte döste er wieder ein.
    Wenn er beim Schlafen fror, bekam er Alpträume. Der nächste hatte mit Betty zu tun, und er erwachte in kalten Schweiß gebadet. Er tastete in der Kiste mit seinen Habseligkeiten umher, fand seinen Rosenkranz und sank auf das zusammengepresste Stroh seines Lagers zurück. Dann klammerte er sich an die Holzperlen, als wären sie ein Floß, das ihn über Wasser halten konnte.

4
    Ich passe
    IN DER AMTSSTUBE DES 46STEN INFANTERIEREGIMENTS, LONDON
    Mr Beasley war über irgendetwas beunruhigt. Das Alter des Sekretärs, den Hals Regiment beschäftigte, war ein Geheimnis, das sich jeder menschlichen Erkenntnis entzog; er hatte schon ganz genauso ausgesehen – nämlich uralt –, als ihn Lord John vor einem Vierteljahrhundert das erste Mal erblickte. Doch wer ihn gut kannte, konnte die kleinen Fluktuationen in seinem grauen, scharfäugigen Antlitz sehen, wenn ihn etwas über Gebühr beschäftigte, und Grey erspähte mit zunehmender Häufigkeit, wie sein Kinn sacht erbebte oder sein

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