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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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und reckte sich.
    »Nein«, sagte er und stellte zu seiner Überraschung fest, dass er völlig ruhig war. »Nein, das Ergebnis mag alles rechtfertigen – doch die Mittel … Ich glaube, wir dürfen die Mittel nicht aus dem Auge verlieren.«
    Hal fuhr herum und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Und das heißt?«
    »Dass du ihn nicht aufhalten wirst, wenn er sich entschlossen hat zu kämpfen. Oder nicht ›kannst‹«, verbesserte sich Grey. »Aber du wirst ihn nicht aufhalten. Es ist seine Entscheidung.«
    Hal schnaubte leise, widersprach aber nicht. »Meinst du denn, er möchte es?«, fragte er dann. »Er deutet ja an, dass er Twelvetrees deshalb öffentlich des Verrats bezichtigt hat, um seinen Machenschaften Einhalt zu gebieten, bevor sie zu weit gehen können – und das ist ihm gewiss gelungen. Aber glaubst du, er hat vorhergesehen, dass ihn Twelvetrees herausfordern würde? Ja, wahrscheinlich schon«, beantwortete sich Hal die Frage selbst. »Twelvetrees konnte gar nicht anders. Aber will Fraser dieses Duell?«
    Grey sah, worauf sein Bruder hinauswollte, und schüttelte den Kopf. »Du meinst, dass wir ihm möglicherweise einen Gefallen tun, wenn wir verhindern, dass er kämpft. Nein.« Er lächelte seinen Bruder voll Zuneigung an und stellte sein Glas hin. »Es ist ganz einfach, Hal. Versetze dich doch in seine Lage und überlege, was du tun würdest. Er mag ja kein Engländer sein, aber sein Ehrgefühl steht deinem in nichts nach, und dasselbe gilt für seine Entschlossenheit. Ich könnte ihm kein größeres Kompliment machen.«
    »Hmmpf«, sagte Hal und errötete ein wenig. »Nun denn. Willst du dann morgen mit ihm den Salle des armes aufsuchen? Damit er ein wenig üben kann, bevor er auf Twelvetrees trifft? Vorausgesetzt, er wählt tatsächlich das Schwert?«
    »Ich glaube nicht, dass uns die Zeit dazu bleibt.« Das Gefühl der Ruhe nahm zu; fast fühlte er sich, als schwebte er im warmen Licht des Feuers und der Kerzen, als trüge es ihn.
    Hal starrte ihn argwöhnisch an.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe heute Nachmittag über alles nachgedacht und bin zu demselben Schluss gekommen wie wir beide gerade. Dann habe ich Edward Twelvetrees eine Note zukommen lassen, in der ich Genugtuung für die Beleidigung verlange, die er mir gegenüber im Club ausgesprochen hat.«
    Hal klappte der Mund auf.
    »Du … Was …?«
    Grey griff in seine Westentasche und zog die zerknitterte Note hervor.
    »Und er hat geantwortet. Sechs Uhr morgen früh, in den Gärten hinter dem Lambeth Palace. Säbel. Seltsam, das. Ich hätte ihn eher für einen Degenkämpfer gehalten.«

32
    Duello
    ZU SEINER ÜBERRASCHUNG schlief er in dieser Nacht. Einen tiefen, traumlosen Schlaf, aus dem er mitten im Dunkeln plötzlich erwachte und wusste, dass der Tag nahte.
    Im nächsten Moment öffnete sich die Tür, und Tom Byrd kam mit einer Kerze und seinem Teetablett herein, eine Kanne mit heißem Rasierwasser in der Ellenbeuge.
    »Möchtet Ihr etwas frühstücken, Mylord?«, fragte er. »Ich habe Euch Brötchen mit Butter und Marmelade mitgebracht, aber die Köchin meint, Ihr solltet ein richtiges Frühstück aus der Pfanne essen. Wohl, damit Ihr genug Kraft habt.«
    »Dankt der Köchin in meinem Namen, Tom«, sagte Grey und lächelte. Er setzte sich auf die Bettkante und kratzte sich. Er fühlte sich überraschend gut.
    »Nein«, sagte er und ergriff das Brötchen, das Tom gerade großzügig mit Aprikosenkonfitüre bestrichen hatte, »das reicht.« Wenn er eine Schlacht vor sich hätte, die den ganzen Tag dauern würde, würde er ordentlich zulangen und sich mit Rührei und Schinken, Black Pudding und allem vollstopfen, was es sonst noch gab – doch was auch immer heute geschah, es würde nicht länger als ein paar Minuten dauern, und er wollte dabei unbeschwert auf den Beinen sein.
    Tom legte ihm die Kleider zurecht und rührte die Rasierseife an, während Grey aß, dann drehte sich der Leibdiener um, das Rasiermesser in der Hand und eine entschlossene Miene im Gesicht.
    »Ich gehe mit Euch, Mylord. Heute Morgen.«
    »Ja?«
    Tom nickte und schob das Kinn vor.
    »Ja. Ich habe gestern Abend gehört, wie Ihr Euch mit dem Herzog darüber unterhalten habt, dass er nicht dabei sein sollte, und das mag ja alles richtig sein. Ich verstehe, dass es nur noch mehr Ärger geben würde, wenn er dort auftaucht. Ich kann natürlich nicht Euer Sekundant sein. Aber irgendjemand sollte – zumindest dort sein. Also gehe ich mit.«
    Gerührt blickte

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