Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Ende gesprochen zu haben und ließ den Kopf sinken. Doch dann holte er zitternd Luft und blickte noch einmal auf.
»Wenn ich glauben würde, dass es auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg gäbe«, sagte er, »hätte ich geschwiegen. Doch es gibt keine, das weiß ich genau. Ich kann nicht zulassen, dass es noch einmal geschieht.«
Grey hörte die Trostlosigkeit in seiner Stimme und blickte kurz zu Hal hinüber. War seinem Bruder bewusst, was Fraser gerade getan hatte? Er bezweifelte es, obwohl Hal gebannt vor sich hin starrte und seine Augen wie Kohlen glühten.
»Einen Moment«, sagte Hal abrupt und ging aus dem Zimmer. Grey hörte, wie er im Flur mit drängender Stimme nach den Dienstboten rief und sie aussandte, um Harry Quarry und die übrigen ranghohen Offiziere des Regimentes herbeizuholen. Wie er nach seinem Sekretär rief.
»Eine Note an den Premierminister, Andrews«, klang Hals angespannte Stimme aus dem Flur zu ihnen herein. »Fragt nach, ob ich ihn heute Abend unter vier Augen sprechen kann. Eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit.«
Andrews’ gemurmelte Antwort, allgemeine Aufbruchsgeräusche, dann Stille und Hals Schritte auf der Treppe.
»Er geht es Minnie erzählen«, sagte Grey, während er lauschte.
Fraser saß vor dem Kamin, den Ellbogen auf dem Knie, den Kopf auf seine Hand gesenkt. Er antwortete nicht, bewegte sich nicht.
Nach einigen Sekunden räusperte sich Grey.
»Sprecht mich nicht an«, sagte Fraser leise. »Nicht jetzt.«
EINE HALBE STUNDE saßen sie schweigend vor der Reiseuhr auf dem Kaminsims, die mit leiser Silberstimme die Viertelstunden schlug. Die einzige Unterbrechung war das Eintreten des Butlers, der erst kam, um die Kerzen anzuzünden, und dann noch einmal, um Grey eine Note zu bringen. Er öffnete sie, las sie kurz durch und steckte sie in seine Westentasche, als er Hal die Treppe herunterkommen hörte.
Sein Bruder war bleich, als er eintrat, und ihm war anzusehen, wie aufgeregt er war, obwohl er sich gut im Griff hatte.
»Rotwein und Gebäck bitte, Nasonby«, sagte er zu dem Butler und wartete, bis der Mann gegangen war, bevor er weitersprach. Fraser hatte sich erhoben, als Hal eintrat – nicht aus Respekt, dachte Grey, sondern um auf alles gefasst zu sein, was jetzt kommen mochte.
Hal verschränkte die Hände im Rücken und setzte ein kleines Lächeln auf, das wohl freundlich gedacht war.
»Wie Ihr schon sagt, Mr Fraser, seid Ihr kein Engländer«, sagte Hal. Fraser starrte ihn ausdruckslos an, und das Lächeln erstickte im Keim. Hal presste die Lippen aufeinander, atmete durch die Nase ein und fuhr fort.
»Allerdings seid Ihr ein Kriegsgefangener, der unter meiner Verantwortung steht. Ich muss Euch daher widerstrebend verbieten, mit Twelvetrees zu kämpfen. Sosehr ich auch mit Euch übereinstimme, dass der Mann den Tod verdient«, fügte er hinzu.
»Es mir verbieten«, sagte Fraser in neutralem Ton. Er stand da und betrachtete Hal wie etwas, das er unter seinem Schuh gefunden hatte, mit einer Mischung aus Neugier und Ekel.
»Ihr veranlasst mich, meine Freunde zu verraten«, sagte Jamie so besonnen, als erläuterte er eine geometrische Gleichung, »meine Nation zu verraten, meinen König und mich selbst – und jetzt geht Ihr davon aus, dass Ihr mich auch noch meiner Mannesehre berauben könnt? Wohl eher nicht, Sir.«
Und er schritt ohne ein weiteres Wort aus der Bibliothek, wobei er Nasonby überraschte, der gerade mit den Erfrischungen kam. Der Butler, der sich jede Reaktion auf die Vorgänge tapfer verkniff – er arbeitete schließlich schon länger für die Familie –, stellte sein Tablett ab und zog sich zurück.
»Das war ja ein voller Erfolg«, sagte Grey. »Minnies Rat?« Sein Bruder betrachtete ihn voller Abneigung.
»Ich brauche Minnie nicht, um zu wissen, was für Schwierigkeiten entstehen werden, wenn dieses Duell stattfindet.«
»Du könntest ihn ja aufhalten«, merkte Grey an und schenkte sich Wein in eins der Kristallgläser, dunkelrot und duftend.
Hal schnaubte verächtlich.
»Ach ja? Möglicherweise – wenn ich gewillt wäre, ihn einzusperren. Es gibt sonst nichts, was diesen Zweck erfüllen würde.« Sein Blick fiel auf die umgestürzte Vase, und er stellte sie geistesabwesend wieder hin und hob das Gänseblümchen auf, das darin gestanden hatte. »Er hat die Waffenwahl.« Hal runzelte die Stirn. »Meinst du, er nimmt das Schwert? Das ist sicherer als eine Pistole, wenn man wirklich vorhat, jemanden umzubringen.«
Grey
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