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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Er fühlte sich gut, wahrlich gut. Der Himmel im Westen hatte eine leuchtend violette Farbe angenommen, die letzten Sterne waren fast verblasst. Hinter ihm war es im Osten rosa und golden geworden; er spürte den Atemhauch der Morgenröte in seinem Nacken.
    Er hörte Schritte hinter sich auf dem Weg. Sicherlich Harry. Doch es war nicht Harry, der geduckt aus dem Rosenbogen trat und auf ihn zukam. Sein Herz tat einen Satz; er spürte es deutlich.
    »Was zum Teufel tut Ihr hier?«, entfuhr es ihm.
    »Ich bin Euer Sekundant«, sagte Fraser so selbstverständlich, als hätte Grey doch wahrhaftig damit rechnen müssen. Er war schlicht gekleidet und trug die geborgte Livree, die er an seinem ersten Abend in Argus House getragen hatte, und ein Schwert. Woher hatte er das?
    »Ach ja? Aber wie habt Ihr herausgefunden …«
    »Die Herzogin hat es mir gesagt.«
    »Oh. Nun, das passt zu ihr, nicht wahr?« Er machte sich nicht die Mühe, sich zu ärgern, weil sich Minnie wieder einmal in seine Angelegenheiten einmischte. »Aber Harry Quarry …«
    »Ich habe mit Oberst Quarry gesprochen. Wir sind übereingekommen, dass ich die Ehre haben sollte, Euer Sekundant zu sein.« Grey fragte sich flüchtig, ob »übereingekommen« wohl ein Euphemismus für »eins auf den Schädel gebrummt« war, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass Quarry gutwillig auf dieses Amt verzichtete. Dennoch konnte er sich das Lächeln nicht verkneifen, und Fraser neigte den Kopf sacht in seine Richtung.
    Dann griff er in seine Tasche und zog einen in der Mitte zusammengefalteten Zettel heraus. »Euer Bruder hat mich gebeten, Euch dies zu geben.«
    »Danke.« Er nahm den Zettel und verstaute ihn an seiner Brust. Er brauchte ihn nicht aufzuklappen; er wusste, was dort stand. Glück. – H .
    Jamie Fraser blickte zu der Stelle hinüber, an der Twelvetrees mit seinen beiden Begleitern stand, dann sah er nüchtern auf Grey hinunter. »Er darf nicht mit dem Leben davonkommen. Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass ich dafür sorge.«
    »Wenn er mich umbringt, meint Ihr«, sagte Grey. Die Elektrizität, die ihm in kleinen Stößen durch die Adern schoss, hatte sich jetzt in ein angenehmes, beständiges Summen verwandelt. »Ich bin Euch sehr dankbar, Mr Fraser.«
    Zu seinem Erstaunen lächelte ihn Fraser an.
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch zu rächen, Mylord. Falls notwendig.«
    »Nennt mich John«, entfuhr es ihm. »Bitte.«
    Da verlor das Gesicht des Schotten vor Erstaunen jeden Ausdruck. Er senkte kurz den Blick und überlegte. Dann legte er Grey fest die Hand auf die Schulter und sagte leise etwas auf Gälisch, doch inmitten der seltsamen, zischenden Worte glaubte Grey, den Namen seines Vaters zu hören. Iain mac Gerard … War er das?
    »Was …«, sagte er, doch Fraser unterbrach ihn.
    »Es ist der Segensspruch für einen Krieger, der in den Kampf zieht. Der Segen des heiligen Michael aus dem roten Reich.« Er sah Grey direkt in die Augen, das Blau der seinen dunkler als der dämmernde Himmel. »Möge die Gnade des Erzengels Michael Eurem Arm Kraft verleihen … John.«
    GREY STIESS EINE LEISE Obszönität aus, und Jamie folgte abrupt seiner Blickrichtung, sah aber nichts außer Edward Twelvetrees, der sich bereits bis auf Hemd und Hose ausgezogen hatte und ohne seine Perücke aussah wie ein unterkühltes Frettchen. Er sprach mit einem Offizier in Uniform – wahrscheinlich sein Sekundant – und einem Mann, von dem Jamie vermutete, dass es ein Arzt war.
    »Das ist John Hunter«, sagte Grey und wies kopfnickend auf den Arzt, den er mit zusammengekniffenen Augen betrachtete. »Der Leichenfledderer persönlich.« Er bohrte die Zähne in seine Unterlippe, dann wandte er sich an Jamie.
    »Wenn ich umkomme, tragt meine Leiche hier fort. Bringt mich heim. Lasst Dr. Hunter unter keinen Umständen auch nur irgendwie in meine Nähe.«
    »Er würde doch gewiss …«
    »Doch, das würde er. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Schwört, dass Ihr nicht zulassen werdet, dass er mich anfasst.«
    Jamie warf noch einmal einen Blick auf Dr. Hunter, doch der Mann sah eigentlich nicht wie ein Leichendieb aus. Er war nicht groß – gute zehn Zentimeter kleiner als John Grey –, jedoch sehr breitschultrig und kräftig. Er richtete den Blick wieder auf Grey und malte sich aus, wie sich Hunter Greys erschlafften Körper über die Schulter warf und damit davonlief. Grey fing seinen Blick auf und interpretierte ihn richtig.
    »Schwört es mir.«
    »Ich schwöre auf mein

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