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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zuteilwird.«
    »Ihr sprecht da wohl aus Erfahrung.« Eigentlich hatte Grey seine Worte gar nicht herausfordernd gemeint, aber sie klangen so, und Fraser atmete heftig durch die Nase aus.
    »Ja«, sagte er nach kurzem Schweigen. Er seufzte. »Als ich noch Herr von Lallybroch war, hat mich einmal eine Pächtersfrau um Hilfe gebeten. Es war eine alte Frau, die sich Sorgen um einen ihrer Enkelsöhne machte. Er würde von seinem Vater geschlagen, sagte sie, und sie hatte Angst, dass er den Jungen noch umbringen würde. Ob ich ihn nicht als Stalljungen zu mir ins Haus holen könnte. Ich habe ja gesagt. Doch als ich mit dem Vater gesprochen habe, wollte er nichts davon hören und hat mich beschuldigt, ihm seinen Sohn wegnehmen zu wollen.« Er seufzte erneut.
    »Ich war jung und töricht. Ich habe ihn geschlagen. Ich habe ihn … verprügelt, und er hat nachgegeben. Ich habe den Jungen mitgenommen. Rabbie hieß er; Rabbie MacNab.«
    Grey fuhr kaum merklich auf, sagte aber nichts.
    »Nun. Ronald – so hieß sein Vater; Ronald MacNab – hat mich an die Wachtpatrouille verraten, und man hat mich festgenommen und in ein englisches Gefängnis gebracht. Ich … bin entkommen …« Er zögerte, als überlegte er, ob er noch mehr sagen sollte, entschied sich jedoch dagegen und fuhr fort. »Als ich später in den Anfangstagen des Aufstandes nach Lallybroch zurückkam, war Ronalds Hütte niedergebrannt, und er selbst war in seinem eigenen Kamin in Rauch und Asche aufgegangen.«
    »Ich vermute, das war kein Unfall?«
    Fraser schüttelte den Kopf, eine Bewegung, die nur schwach zu sehen war, da sie jetzt unter den großen Ulmen an der Ostseite des Parks entlangschritten.
    »Nein«, sagte er leise. »Es sind meine anderen Pächter gewesen, denn sie wussten genau, wer mich verraten hatte. Sie haben getan, was ihnen richtig erschien – ihre Pflicht mir gegenüber –, genauso wie ich das getan hatte, was mir richtig erschien, meine Pflicht als Gutsherr – mit tödlichem Ausgang und völlig anders, als ich es beabsichtigt hatte.«
    Sie gingen jetzt so langsam, dass sie fast schlurften.
    »Ich verstehe«, sagte Grey schließlich leise. »Was ist denn aus dem Jungen geworden? Aus Rabbie?«
    Jamie zog leicht die Schultern hoch.
    »Er hat während des Aufstands in meinem Haus gelebt – er und seine Mutter. Danach … Meine Schwester hat gesagt, er hätte sich entschlossen, in den Süden zu gehen und sich dort Arbeit zu suchen, denn in den Highlands gab es für einen jungen Mann nichts mehr außer der Armee, und das wollte er nicht.«
    Todesmutig fasste Grey Jamie sacht am Arm.
    »Ihr habt gesagt, ein Mann kann den Ausgang seiner Handlungen nicht voraussehen, und das stimmt. In diesem Fall kann ich Euch aber sagen, welchen Ausgang Eure Handlungsweise hatte.«
    »Was?«, sagte Fraser scharf, vielleicht auf Greys Berührung, vielleicht auf seine Worte hin, doch er riss sich nicht los.
    »Rabbie MacNab. Ich weiß, was aus ihm geworden ist. Er ist – zumindest war er das, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe – als Sänftenträger in London und überlegte zu heiraten.« Er verzichtete lieber darauf, Fraser zu sagen, dass Rabs Auserwählte seine Bekannte Nessie war, weil er nicht wusste, ob ein schottischer Katholik ähnliche Ansichten über Prostitution hegen würde wie die schottischen Presbyterianer, die Greys Erfahrung nach der Fleischeslust äußerst rigide und streng gegenüberzustehen pflegten.
    Frasers Hand schloss sich um seinen Unterarm, was Grey sehr erschreckte.
    »Ihr wisst, wo er ist?« Frasers Stimme konnte seine Erregung nicht verbergen. »Könnt Ihr mir womöglich sagen, wo ich ihn finde?«
    Grey kramte hastig in seinen versprengten Gedanken umher und versuchte, sich zu erinnern, was Agnes gesagt hatte: Mein neues Haus … am Ende der Brydges Street … Mrs Donoghue …
    »Ja«, sagte er und spürte, wie sich seine Stimmung ein wenig hob. »Ich bin mir sicher, dass ich ihn für Euch finden kann.«
    »Ich – danke, Mylord«, sagte Jamie abrupt.
    »Nennt mich nicht so.« John fühlte sich jetzt ein wenig besser, doch plötzlich war er unaussprechlich müde. »Wenn wir schon gemeinsam die Blutschuld und die Reue für das tragen, was wir diesem Mistkerl Twelvetrees angetan haben, könnt Ihr mich doch wohl in Gottes Namen auch bei meinem Vornamen rufen, oder?«
    Fraser schritt eine Weile schweigend vor sich hin und überlegte.
    »Das könnte ich tun«, sagte er langsam. »Vorerst. Doch ich werde ja an meinen – meinen Platz

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