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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zusammengetragen hatte.«
    »Ah«, sagte Bowles erfreut. »Aha. Seht Ihr, Mylord, das ist es, was ich in Bezug auf Euch und Euren Bruder gemeint habe. Ihr seid in der Lage, an viele nützliche Informationen zu gelangen. Hauptmann Twelvetrees hatte mich in der Tat darüber informiert, dass er glaubte, Siverly sei im Begriff, sich mit dem Geld nach Schweden abzusetzen; wir hatten vor, dies zuzulassen, da es die Pläne der Iren unwiderruflich zum Scheitern verdammt hätte. Ich kann nicht sagen, wie die irischen Jakobiten davon erfahren haben, doch sie haben es eindeutig gewusst.«
    Es folgte eine kurze Pause, während Bowles ein sauberes Taschentuch hervorzog – aus Seide mit einer Spitzenbordüre – und sich geziert die Nase putzte.
    »Wisst Ihr, wo sich Mr Quinn gegenwärtig befindet, Mylord? Oder falls nicht, könntet Ihr diskrete Erkundigungen bei Euren irischen Bekannten einziehen?«
    Grey baute sich wütend vor ihm auf.
    »Ihr bittet mich, für Euch zu spionieren, Sir?«
    »Gewiss doch.« Greys geballte Fäuste schienen Bowles nicht aus der Fassung zu bringen. »Um jedoch noch einmal auf Edward Twelvetrees zurückzukommen – Ihr müsst mir verzeihen, wenn es den Anschein hat, als würde ich darauf herumreiten, doch er war wirklich ein sehr wertvoller Mann –, er konnte nichts über seine Tätigkeit sagen, nicht einmal unter vier Augen, weil er fürchten musste, dass diese Tätigkeit bekannt wurde, bevor wir unsere Planung vollenden konnten.«
    Allmählich dämmerte es Grey durch den Schleier aus Schrecken und Wut, und ihm wurde übel, während ihm der Schweiß im Gesicht ausbrach.
    »Was denn für eine … Planung?«
    »Nun, die Verhaftung der Offiziere der Irischen Brigaden, die in die Verschwörung verwickelt waren. Ihr wisst davon, wie ich glaube?«
    »Ja, das tue ich. Woher wisst Ihr denn davon?«
    »Edward Twelvetrees. Er hat mich mit den Grundzügen des Plans vertraut gemacht, doch er besaß noch keine vollständige Liste der Beteiligten. Sie nannten sich ›Die Wilde Jagd‹ – sehr poetisch, aber was soll man von den Iren anderes erwarten? Edwards verfrühter Tod …«, Mr Bowles’ Stimme hatte einen leisen Unterton der Ironie, »hat verhindert, dass wir die Namen aller Beteiligten erfahren konnten. Und der gut gemeinte Versuch Eures Bruders, die Verschwörer festzunehmen, hat zwar erfolgreich dazu geführt, dass ein Teil der Bande nagelfest gemacht wurde, doch er hat auch viele andere alarmiert, die entweder aus dem Land geflohen sind, um anderswo Unruhe zu stiften, oder sich in den Untergrund zurückgezogen haben.«
    Grey öffnete den Mund, wusste aber nichts zu sagen. Die Wunde in seiner Brust pochte heftig im Rhythmus seines Herzschlags. Doch was noch schlimmer war, was ihm vor dem inneren Auge brannte, war das Bild von Reginald Twelvetrees, das Gesicht so reglos wie Granit, während er mit ansah, wie der Name seines Bruders vernichtet wurde.
    »Ich dachte, Ihr solltet das wissen«, sagte Bowles beinahe gütig. »Guten Tag, Mylord.«
    ER HATTE EINMAL ZUGESEHEN , wie Minnies Köchin mit einem geschärften Löffel kleine Kugeln aus dem Fleisch einer Melone schnitt. Er fühlte sich, als sei jedes einzelne Wort, das Bowles gesagt hatte, ein Stoß mit diesem Löffel gewesen, der ihm ebenmäßig geformte Stücke aus dem Herzen und den Eingeweiden schabte, bis nur noch die Rinde übrig war.
    Er erinnerte sich nicht mehr an den Rückweg nach Argus House. Fand sich nur plötzlich an der Tür wieder, wo ihn Nasonby bestürzt anblinzelte. Der Mann sagte irgendetwas; er tat es mit einer vagen Handbewegung ab und schritt in die Bibliothek – Gott sei Dank, Hal ist nicht da; ich muss es ihm erzählen, aber, Gott, nicht jetzt! – und wieder hinaus durch die Glastür in den Garten. Seine Gedanken drehten sich einzig darum, Zuflucht zu finden, obwohl er wusste, dass es keine geben konnte.
    Hinter dem Schuppen setzte er sich vorsichtig auf den umgekehrten Eimer, stützte sich mit den Ellbogen auf die Knie und ließ den Kopf in seine Hände sinken.
    Er konnte hören, wie die Uhr in seiner Tasche tickte und jeder der leisen Schläge ewig zu dauern schien, in endloser Folge. Wie unglaublich lange sollte es denn noch dauern, bis er starb, denn das allein konnte das Echo von Bowles’ Worten zum Verstummen bringen, die ihm durch die Schädelhöhle hallten.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er dort saß und dem tadelnden Schlag seines eigenen Herzens lauschte. Er machte sich nicht die Mühe, die Augen zu öffnen, als

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