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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zurückkehren, und dort geht es nicht. Es … es würde mir widerstreben, mir eine solche Vertraulichkeit anzugewöhnen und dann …« Er winkte mit einer kleinen Geste ab.
    »Ihr braucht ja nicht zurückzukehren«, sagte Grey waghalsig. Er besaß zwar keinerlei Macht, Frasers Strafmaß zu ändern oder ihn zu begnadigen, und keinerlei Recht, so etwas auch nur anzudeuten – nicht ohne Hals Zustimmung. Doch er glaubte, dass es möglich war.
    Er sah, dass er den Schotten schockiert hatte; Fraser ging im Weitergehen ein wenig auf Abstand.
    »Ich … danke Eurer Lordschaft sehr, dass Ihr darüber nachdenkt«, sagte er schließlich. »Ich … Selbst wenn es möglich wäre … Ich – ich möchte Helwater nicht verlassen.«
    Im ersten Moment verstand Grey ihn falsch und wollte ihn beruhigen. »Ich meine ja nicht, dass man Euch wieder einkerkern würde oder Euch in London lassen würde. Ich meine, angesichts des großen Dienstes, den Ihr der – der Regierung erwiesen habt, ließe sich möglicherweise eine Begnadigung erwirken. Ihr könntet … frei sein.«
    Das Wort hing zwischen ihnen in der Luft, knapp und beinahe greifbar. Fraser holte bebend Luft, doch als er dann sprach, klangen seine Worte fest.
    »Ich weiß, was Ihr meint, Mylord. Und ich danke Euch. Doch es gibt – ich habe … jemanden … in Helwater. Jemanden, um dessentwillen ich zurückkehren muss.«
    »Wen denn?«, fragte Grey ausgesprochen verblüfft.
    »Ihr Name ist Betty Mitchell. Eine der Kammerzofen.«
    »Wirklich«, sagte Grey ausdruckslos, und als er dann begriff, dass dies sehr unhöflich klang, verbesserte er sich hastig. »Ich – ich gratuliere Euch.«
    »Aye, nun ja, dazu ist es noch zu früh«, sagte Fraser. »Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen – offiziell, meine ich. Aber wir … wir verstehen uns.«
    Grey fühlte sich, als sei er auf einen Gartenrechen getreten, der aufgefahren und ihm gegen die Nase geprallt war. Dies war das Letzte, was er erwartet hätte – nicht nur angesichts des Standesunterschiedes, der doch zwischen einer Kammerzofe und einem Gutsherrn bestehen musste (obwohl Hal und Minnie in seinem Hinterkopf auftauchen, gemeinsam mit einem Bild ihres angesengten Kaminläufers), ganz gleich, wie tief der Gutsherr auch gesunken sein mochte, sondern auch angesichts dessen, was Grey stets für Frasers große Sehnsucht nach seiner Frau gehalten hatte.
    Er kannte die Zofe flüchtig von seinen Besuchen in Helwater. Sie war zwar eine hübsche junge Frau, doch sie war auch ausgesprochen … nun, gewöhnlich. Frasers erste Frau war ausgesprochen ungewöhnlich gewesen.
    » Gott, Sassenach. Ich brauche dich .«
    Er war schockiert – und empfand große Missbilligung. Noch mehr schockierte es ihn, als ihm beides klar wurde, und er gab sich die größte Mühe, das Gefühl wieder abzustellen; er hatte kein Recht darauf, schockiert zu sein, und selbst wenn … nun, der Tod von Frasers Frau war lange her, und er war ein Mann. Und zwar ein Ehrenmann. Besser zu heiraten, als zu brennen , dachte er zynisch. Was weiß ich schon davon .
    »Ich wünsche Euch Glück«, sagte er sehr förmlich. Sie waren in der Nähe der Alexandrapforte zum Stehen gekommen. Die sanfte Nachtluft roch nach Harz und Kaminrauch und entfernt nach dem Gestank der Stadt. Etwas weniger schockiert begriff er, dass er großen Hunger hatte – und mit einer Mischung aus Scham und Resignation, dass er froh war, am Leben zu sein.
    Sie kamen mehr als zu spät zum Abendessen.
    »Am besten lasst Ihr Euch ein Tablett bringen«, sagte Grey, während sie die marmorne Eingangstreppe emporstiegen. »Ich muss Hal sagen, was Bowles gesagt hat, doch Ihr braucht Euch nicht weiter damit zu befassen. Mit alldem.«
    »Nicht?« Fraser sah ihn an, ernst im Licht der Laterne vor der Tür. »Ihr werdet doch mit Reginald Twelvetrees sprechen, nicht?«
    »O ja.« Er hatte den Gedanken an diese Notwendigkeit zwar kurzfristig in den Hintergrund gedrängt, ihn aber nicht vergessen; er hing über ihm wie ein Gewicht an einem Spinnennetz. Damoklesschwert. »Morgen.«
    »Ich gehe mit«, sagte der Schotte leise, aber entschlossen.
    Grey seufzte tief und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich danke Euch … Mr Fraser«, sagte er und versuchte, die Förmlichkeit mit einem Lächeln zu begleiten. »Diesmal wird mein Bruder mein Sekundant sein.«

36
    Teind
    Am nächsten Morgen statteten die Brüder Grey Reginald Twelvetrees ihren Besuch ab. Sie machten sich grimmig und schweigsam auf den Weg und kehrten auch ebenso

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