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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schritte vor ihm zum Halten kamen und ihm die Kühle eines Schattens über das heiße Gesicht fiel.
    Ein kurzer Seufzer, dann fassten ihn kräftige Hände bei den Armen und zogen ihn hoch.
    »Kommt mit mir«, sagte Fraser leise. »Gehen wir ein Stück. Im Gehen wird es Euch leichter fallen zu erzählen, was geschehen ist.«
    Er öffnete den Mund, um Widerspruch einzulegen, hatte jedoch nicht die Kraft, sich zu wehren. Fraser nahm seinen Arm und schob ihn entschlossen durch die Gartenpforte. Dahinter befand sich eine schmale Gasse, gerade breit genug für Schubkarren und die Wagen der Händler, doch um diese Tageszeit – es war schon spät, dachte er dumpf, die ganze Gasse lag im Schatten – hielten sich nur ein paar Dienstmädchen bei den Pforten auf, um zu tratschen oder auf ihren Spaziergang mit einem jungen Mann zu warten. Zwar warfen sie den beiden Männern kurze Seitenblicke zu, doch dann wandten sie die Köpfe wieder ab und setzten ihre Gespräche fort. Er wünschte sich leidenschaftlich, eine dieser Frauen zu sein, ein Anrecht darauf zu haben, am normalen Alltag teilzunehmen.
    Er hatte einen Kloß im Hals, so fest und rund wie eine Walnuss. Er hatte keine Ahnung, wie jemals Worte daran vorbeikommen sollten. Doch Fraser ließ seinen Arm nicht los und führte ihn hinaus auf die Straße und in den Hyde Park.
    Es war schon fast dunkel, abgesehen von den spärlich gesäten Lagerfeuern der Vagabunden und Zigeuner, die nachts in den Park kamen. An der Ecke, an der sonst die Pamphletverteiler, die Wahlkämpfer und die Meinungsmacher standen und ihre Reden hielten, brannte ein größeres Feuer unbeaufsichtigt nieder, und es roch nach verkohltem Papier. Daneben hing eine Figur an einem Ast, eine Strohpuppe, die jemand anzuzünden versucht hatte, doch das Feuer war ausgegangen, und die schwarze Puppe stank. Das Stück Papier, das an ihrer Brust heftete, war in der Dunkelheit nicht zu lesen.
    Sie hatten den Park schon fast zur Hälfte umrundet, bevor er die ersten Worte fand. Fraser ging geduldig neben ihm her, ohne seinen Arm zu halten, und die Berührung fehlte ihm. Aber schließlich kamen die Worte, anfangs unzusammenhängend, zögerlich, und dann in einem Schwall wie eine Musketensalve. Er war überrascht, dass es sich so kurz fassen ließ.
    Fraser stieß ein Geräusch aus, eine Art leises Grunzen, als hätte ihn jemand in den Bauch geboxt, doch dann hörte er schweigend zu. Auch als Grey fertig war, gingen sie noch eine Weile weiter.
    » Kyrie eleison «, sagte Fraser schließlich sehr leise. Herr, erbarme dich.
    »Schön für Euch«, sagte Grey ohne jede Bitterkeit. »Es muss helfen, wenn man glaubt, dass alles letztlich einen Sinn ergibt.«
    Fraser wandte den Kopf und sah ihn neugierig an.
    »Glaubt Ihr das denn nicht? Ob man es nun die ultimative Ursache nennt – oder auch die ultimative Wirkung –, Gott oder einfach nur Räson? Ich habe Euch doch selbst schon voller Bewunderung über Logik und Vernunft sprechen hören.«
    »Wo ist denn hier die Logik?«, entfuhr es Grey, und er fuchtelte mit den Händen durch die Luft.
    »Das wisst Ihr genauso gut wie ich«, sagte Fraser scharf. »Die Logik der Pflicht und das, was jeder von uns – Ihr, ich und Edward Twelvetrees – dafür gehalten hat.«
    »Ich …« Grey hielt inne, weil er seine Gedanken nicht zusammenhängend formulieren konnte; es waren einfach zu viele.
    »Aye, wir tragen die Schuld am Tod dieses Mannes – wir beide, und glaubt nicht, dass ich das aus Güte sage. Ich weiß genau, was Ihr meint – und was Ihr empfindet.« Fraser blieb stehen und wandte sich Grey zu. Sein Blick war durchdringend. Sie standen vor dem Haus des Grafen von Prestwick; die Laternen brannten schon, und das Licht fiel in Streifen durch das schmiedeeiserne Zaungitter auf sie.
    »Ich habe ihn in aller Öffentlichkeit des Verrats bezichtigt, um zu verhindern, dass er etwas tat, was meinen Kameraden geschadet hätte. Er hat mich zum Duell herausgefordert, um zu verhindern, dass der Verdacht an ihm haften blieb, damit er mit der Ausführung seiner Pläne fortfahren konnte, auch wenn es nicht die Pläne waren, die ich – wir – vermuteten. Dann habt Ihr ihn ebenfalls herausgefordert, um …« Er blieb plötzlich stehen und sah Grey scharf an. »Nach außen hin«, sagte er, langsamer jetzt, »habt Ihr ihn herausgefordert, um Eure Ehre zu retten und den Vorwurf der Sodomie abzuwenden.« Er presste den Mund fest zusammen.
    »Nach außen hin«, wiederholte Grey. »Warum zum Teufel

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