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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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seines Pferdes von dem Grasbüschel hoch, an dem es schnuppern wollte.
    »Ich weiß, was ich Euch damit zumute«, sagte Dunsany, der sein Zögern bemerkte. »Und Ihr habt gewiss nicht mit einer solchen Bitte gerechnet. Hättet Ihr gern etwas Zeit, um darüber nachzudenken?«
    »Ich – nein.« Grey kam auf der Stelle zu seinem Entschluss. Er hatte noch nicht viel von William gesehen, doch er mochte den kleinen Jungen. Solange er klein war, würde er nicht viel Hilfe benötigen; Lady Dunsany und Isobel konnten sich bestens um ihn kümmern, und Grey konnte seine Besuche in Helwater verlängern. Wenn William älter wurde … würde er natürlich zur Schule gehen müssen. Vielleicht konnte er ja einen Teil seiner Ferien bei Lord John in London verbringen, und sie konnten dann gemeinsam nach Helwater reiten.
    Just wie er es früher mit seinem Freund Gordon Dunsany getan hatte. Als Gordon in Culloden gefallen war, war Grey danach allein hierhergekommen, um zu trauern und zu trösten. Im Lauf der Zeit hatte er Gordon zwar nicht ersetzt, doch er war fast so etwas wie ein Adoptivsohn geworden. Es war diese enge Beziehung, die es ihm ermöglich hatte, Frasers Aufenthalt bei Dunsany zu arrangieren. Und wenn ein Sohn bei seiner Familie Privilegien genoss, so hatte er auch Pflichten.
    »Ich fühle mich sehr geehrt durch Eure Bitte, Sir. Ich verspreche Euch, dass ich dieses Amt nach bestem Wissen und Gewissen ausüben werde.«
    In Dunsanys verwelktem Gesicht leuchtete Erleichterung auf.
    »Oh, wie mich das freut, Lord John! Ich gestehe, dass mich diese Frage furchtbar bedrückt hat.« Er lächelte und sah dabei viel gesünder aus. »Lasst uns unseren Ausritt beenden und dann unseren Tee zu uns nehmen; ich glaube, ich werde zum ersten Mal seit Monaten Appetit haben!«
    Grey erwiderte sein Lächeln, und sie besiegelten ihre Abmachung per Handschlag. Dann folgte er dem alten Baron, der jetzt im Galopp am windgepeitschten Wasser des Weihers vorbeigaloppierte. In einiger Entfernung nahm er eine Bewegung wahr, und er entdeckte eine Reihe aneinandergebundener Pferde, die den Hang eines Hügels hinunterrannten, elegant und wild wie eine Laubwolke. Auf dem ersten Pferd saß ein Reiter.
    Es war zu weit weg, um es mit Gewissheit zu sagen, doch er war sich dennoch sicher. Er konnte den Blick nicht von den Pferden in der Ferne abwenden, bis sie am Fuß des Hügels verschwanden.
    Erst in diesem Moment nahm er seinen unterbrochenen Gedankengang wieder auf. Ja, die Hochzeit mit Betty würde zur Folge haben, dass sich Jamie in Helwater wohler fühlte – doch er hätte ja nicht in Helwater bleiben müssen; es war seine Entscheidung gewesen zurückzukehren. Es musste also tatsächlich Betty sein, die ihn zur Rückkehr bewogen hatte.
    »Oh, zum Kuckuck«, murmelte Grey. »Es ist schließlich sein Leben.« Er gab seinem Pferd die Sporen und überholte Dunsany auf der Straße.
    JAMIE WAR ÜBERRASCHT darüber, wie schnell ihn Helwater wieder ganz für sich beanspruchte, obwohl es ihn eigentlich nicht hätte überraschen dürfen. Jede Farm – und Helwater war nun einmal eine Farm, selbst wenn das Herrenhaus noch so prunkvoll war – hatte ihr Eigenleben und ein enormes, langsam schlagendes Herz, und die ganze Farm lauschte diesem Herzschlag und lebte nach seinem Rhythmus.
    Er wusste das, denn er hatte den Rhythmus von Lallybroch noch im Blut, das würde sich niemals ändern. Dieses Wissen war ihm Schmerz und Trost zugleich, vor allem aber Trost, denn er wusste, dass ihn der vertraute Herzschlag erwarten würde, falls er je dorthin zurückkehrte.
    … und seine Heimat kennt ihn nicht mehr , stand in der Bibel. Er glaubte nicht, dass das damit gemeint war; seine Heimat würde ihn immer erkennen, wenn er wiederkam.
    Doch es würde noch lange dauern, bis er Lallybroch wiedersah. Falls überhaupt , dachte er, schob diesen Gedanken jedoch rasch wieder beiseite. Er richtete sein Ohr zu Boden und hörte das Herz von Helwater, das schneller schlug, das ihn stützen würde, wenn er schwach war, das ihn trösten würde, wenn er einsam war. Er konnte das Wasser flüstern und das Gras wachsen hören, die Bewegungen der Pferde und die Stille der Felsen. Auch die Menschen waren ein Teil davon – zwar ein vorübergehender, aber dennoch kein unwesentlicher Teil. Und einer dieser Menschen war Betty Mitchell.
    Es ließ sich nicht länger hinauszögern. Einer der Vorteile, den der unveränderliche Tagesrhythmus einer Farm mit sich brachte, war, dass er all die Menschen

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