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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Pferde oder den Stall erwähnte – was mehr oder weniger stündlich geschah –, obwohl er wusste, dass die Wahrscheinlichkeit, Jamie Fraser mit einem Pferd zu begegnen, nur gering war; es gab ja noch andere Stallknechte auf dem Anwesen. Dennoch – er musste sich einfach kurz umsehen.
    Die Straße lag jedoch leer vor ihnen, und er richtete seine Aufmerksamkeit auf Lord Dunsany, der sein Pferd zum Schritt durchpariert hatte.
    »Hat es einen Stein im Huf?«, fragte er und bereitete sich schon darauf vor, abzusteigen und sich darum zu kümmern.
    »Nein, nein.« Dunsany winkte ihn wieder in den Sattel zurück. »Ich wollte mich mit Euch unterhalten, Lord John. Unter vier Augen, wenn Ihr versteht.«
    »Oh. Ja, natürlich«, fügte er zurückhaltend hinzu. »Äh … über Fraser?«
    Dunsanys Miene war überrascht, doch dann überlegte er.
    »Eigentlich nicht. Aber da Ihr ihn erwähnt, würdet Ihr gern … andere Vorkehrungen für ihn treffen?«
    Grey biss sich auf die Innenseite der Wange. »Nein«, sagte er vorsichtig. »Vorerst nicht.«
    Dunsany nickte, denn das schien ihm nicht unrecht zu sein. »Er ist ein sehr guter Stallknecht«, sagte er. »Die anderen Dienstboten machen es ihm nicht leicht – nun, warum auch, nicht wahr? –, aber er hält sich meistens für sich allein.«
    » Er hält sich meistens für sich allein .« Diese beiläufigen Worte gaben Grey plötzlich einen Einblick in Frasers Leben auf Helwater – und versetzten ihm einen leisen Stich. Hätte er nicht verhindert, dass man Fraser deportierte, wäre er mit den anderen Schotten zusammengeblieben, die seine Kameraden waren.
    Wenn er nicht an der Seekrankheit gestorben wäre , dachte er, und der Stich ließ nach, um einem weiteren Moment der Einsicht zu weichen. War dies die Erklärung für Frasers Entscheidung, Betty Mitchell zu heiraten?
    Grey kannte Betty; sie war von Kindesbeinen an Genevas Kammerzofe gewesen, und nach Genevas Tod war sie Isobels Zofe geworden. Sie war intelligent, auf schlichte Weise hübsch, und sie schien bei den anderen Dienstboten beliebt zu sein. Mit ihr als Frau würde Jamie den anderen Dienstboten auf Helwater nicht länger so fremd sein, würde er eher zu ihrer Gemeinschaft gehören.
    So wenig Grey diese Vorstellung gefiel, so musste er doch zugeben, dass es ein vernünftiger Weg war, der Isolation und der Einsamkeit zu entgehen gehen. Allerdings …
    Seine Aufmerksamkeit kehrte abrupt zu Dunsany zurück.
    »Ihr – Verzeihung, Sir. Ich habe nicht ganz gehört …?« Er hatte es sehr wohl gehört; er konnte es nur nicht glauben.
    »Ich sagte«, wiederholte Dunsany geduldig , während er sich zu ihm hinüberbeugte und etwas lauter sprach, »dass ich vorhabe, mein Testament zu ändern, und Euch um die Erlaubnis bitten möchte, es um eine Verfügung zu ergänzen, die Euch zum Vormund meines Enkelsohns William macht.«
    »Ich – nun … ja. Natürlich, wenn Ihr das wünscht.« Grey fühlte sich, als hätte ihn jemand mit einem Strumpf voller Sand geohrfeigt. »Aber es muss doch andere geben, die sich für dieses Amt besser eignen. Einen männlichen Verwandten – vielleicht auf der väterlichen Seite von Williams Familie?«
    »Es gibt wirklich niemanden«, sagte Dunsany und zuckte hilflos mit der Schulter. »Er hat keinen einzigen männlichen Verwandten, nur ein paar entfernte Cousinen, die alle unverheiratet sind. Und in meiner Familie gibt es niemanden, der uns – entweder geografisch oder durch seinen Verwandtschaftsgrad – nah genug wäre, um einen geeigneten Vormund abzugeben. Ich würde den Jungen nicht gern nach Halifax oder Virginia schicken müssen.«
    »Nein, natürlich nicht«, murmelte Grey und fragte sich, wie er wohl aus dieser Sache herauskommen sollte. Er konnte verstehen, warum Dunsany sein Testament ändern wollte; der Mann spürte sein Alter, und er hatte allen Grund dazu. Er war krank und gebrechlich, und es war gut möglich, dass ihn die Winterkälte aus dem Leben riss. Es wäre unverantwortlich, wenn er starb, ohne sich um Williams Vormundschaft gekümmert zu haben. Doch die Möglichkeit seines nahen Todes bedeutete auch, dass Greys mutmaßliche Vormundschaft etwas unangenehm Unmittelbares an sich hatte.
    »Abgesehen davon, dass ich das Kind nicht so brutal entwurzeln möchte – und meine Frau und Isobel ohne ihn untröstlich wären –, ist er der Erbe von Ellesmere. Er hat hier umfangreiche Besitztümer; er sollte genau in diesem Bewusstsein aufwachsen.«
    »Ja, ich verstehe.« Grey zog den Kopf

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