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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mit einschloss. Nach dem Frühstück verweilte er kurz, um mit Keren-Happuch zu sprechen, der Küchenmagd aus Wales, die ihn auf ihre schmallippige, mürrische Weise mochte. Sie war zutiefst religiös, Keren – wie man ja schon an ihrem Namen merkte –, hielt ihn für einen römischen Ketzer und duldete keinerlei Geturtel. Doch als er ihr sagte, dass er Betty eine Nachricht von einem Verwandten mitgebracht hatte, war sie bereit, es ihr auszurichten. Natürlich würde jeder von ihrem Zusammentreffen erfahren, doch unter den Umständen würde das keine Rolle spielen. Zumindest hoffte er das.
    Und so begab er sich in der ruhigen Nachmittagsstunde kurz vor dem Tee in den Küchengarten, wo ihn Betty erwartete.
    Beim Klang seiner Schritte drehte sie sich um, und er sah, dass sie ein sauberes Schultertuch angelegt hatte und eine kleine Silberbrosche trug. Sie hob das Kinn und sah ihn unverblümt an, eine Frau, die sich ihrer Macht nicht recht bewusst war, die aber eindeutig glaubte, Macht zu haben. Er musste aufpassen.
    »Mrs Betty«, sagte er und neigte formell den Kopf. Sie hatte die Hand ausgestreckt, und er war gezwungen, sie zu ergreifen, doch er verzichtete darauf, sie zu drücken oder anzuhauchen.
    »Ich bin hier, um Euch von Toby zu erzählen«, sagte er, bevor sie etwas sagen konnte. Sie blinzelte, und ihr Blick wurde scharf, doch sie ließ ihre Hand in der seinen liegen.
    »Toby Quinn? Was ist mit ihm?«
    »Er ist tot, Kleine. Es tut mir leid.«
    Ihre Finger krümmten sich, und sie umklammerte seine Hand.
    »Tot? Wie?«
    »Im Dienst seines Königs«, sagte er. »Er liegt in Irland begraben.«
    Sie war sichtlich schockiert, sah ihn aber unverwandt an.
    »Ich fragte, wie. Wer hat ihn umgebracht?«
    Ich , dachte er, doch er sagte: »Er hat selbst Hand an sich gelegt, Kleine«, und dann erneut: »Es tut mir leid.«
    Sie ließ seine Hand los, wandte sich ab und ging blindlings einige Schritte zur Seite, bis sie die Hand ausstreckte und sich an einem der Birnbäume festhielt, die an einem Spalier an der Gartenmauer standen, dürr und verletzlich ohne ihr Laub.
    Dort blieb sie einige Minuten stehen, hielt den Ast umklammert und den Kopf gesenkt, und ihr Atem klang belegt. Er hatte sich schon gedacht, dass sie den Mann gern gehabt hatte.
    »Wart Ihr bei ihm?«, sagte sie schließlich, ohne ihn anzusehen.
    »Wenn ich es gewesen wäre, hätte ich es verhindert.«
    Jetzt drehte sie sich um, den Mund fest zusammengepresst.
    »Das meine ich nicht. Wart Ihr bei ihm, als Ihr … fort wart.« Ihre Finger zuckten.
    »Ja. Einen Teil der Zeit.«
    »Die Soldaten, die Euch mitgenommen haben – haben sie ihn ergriffen?«
    »Nein.« Er wusste, was sie meinte: Ob es die Bedrohung durch Gefangenschaft, Deportation oder den Galgen war, die Toby dazu getrieben hatte.
    »Warum denn dann?«, rief sie, und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Warum hat er das getan?«
    Er schluckte, denn wieder sah er das kleine, dunkle Zimmer vor sich, roch Blut und Exkremente. Sah das Wort » Teind « an der Wand stehen.
    »Verzweiflung«, sagte er leise.
    Sie prustete leise und schüttelte trotzig den Kopf.
    »Er war doch Papist. Ist denn Verzweiflung keine Sünde für Papisten?«
    »Die Leute tun vieles, was sie für eine Sünde halten.«
    Sie stieß ein kleines Geräusch durch die Nase aus.
    »Ja, das stimmt.« Einen Moment lang stand sie da und starrte die Steine auf dem Weg an, dann sah sie ihn plötzlich mit durchdringendem Blick an. »Ich verstehe aber nicht, wie er – was hat ihn denn zur Verzweiflung getrieben?«
    O Gott. Führe meine Zunge .
    »Ihr wisst doch, dass er Jakobit war, aye? Nun, er ist in eine Verschwörung verwickelt gewesen – eine sehr weitreichende Angelegenheit, und es hing vieles von ihrem Scheitern oder Gelingen ab. Sie ist gescheitert, und das hat ihm das Herz gebrochen.«
    Sie seufzte so heftig, dass ihre Schultern zusammensanken und sie vor seinen Augen in sich zusammenzufallen schien. Sie schüttelte den Kopf.
    »Männer«, sagte sie unverblümt. »Männer sind Narren.«
    »Aye, nun ja … da habt Ihr nicht unrecht«, sagte er reumütig und hoffte, dass sie ihn nicht fragen würde, ob er auch mit dieser weitreichenden Angelegenheit zu tun gehabt hatte – oder warum ihn die Soldaten überhaupt mitgenommen hatten.
    Er musste gehen, bevor das Gespräch zu persönlich wurde. Doch sie griff noch einmal nach seiner Hand und hielt sie fest, und er konnte sehen, dass ihr etwas auf der Zunge lag, das er nicht hören wollte.

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