Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
schmerzendes Bein, so dass man Betty rekrutiert hatte, sich um das Kind zu kümmern, und Jamie wünschte ihr viel Glück dabei –, Mr Wilberforce, und Jamie würde die Gruppe vervollständigen.
Jamie fragte sich, was Lady Isobel wohl sagen würde, wenn sie herausfand, dass er die Gruppe begleiten sollte. Aber er freute sich zu sehr darauf, einige Stunden mit Willie zu verbringen – ob er nun brüllte oder nicht –, um sich deswegen Sorgen zu machen.
Schließlich jedoch schien Lady Isobel seine Gegenwart kaum zu bemerken. Sie hatte rote Wangen und war fröhlich, gewiss, weil der Anwalt Wilberforce dabei war, obwohl ihrer Ausgelassenheit etwas Merkwürdiges anhaftete. Selbst Lady Dunsany, die sich weitgehend auf Willie konzentrierte, bemerkte Isobels Stimmung und lächelte ein wenig.
»Du hast ja gute Laune, Töchterchen«, sagte sie.
»Wer hätte das nicht«, sagte Isobel, die den Kopf dramatisch zurückwarf und das Gesicht zur Sonne hob. »Welch berauschender Tag!«
Es war wirklich ein schöner Tag. Ein bodenloser Himmel, in dem man sich hineinstürzen konnte. Die Rotbuchen neben dem Haus waren jetzt in Gold und Rost getaucht, und eine muntere Brise wirbelte das Laub am Boden im Kreis herum. Jamie erinnerte sich an einen anderen solchen Tag, der sich anfühlte wie blauer Wein, einen Tag mit Claire.
Herr, lass sie gerettet sein. Sie und das Kind . Einen seltsamen Moment lang hatte er das Gefühl, außerhalb seiner selbst zu stehen, außerhalb der Zeit, und Claires warme Hand auf seinem Arm zu spüren, während sie Willie ansah – puterrot, tränenüberströmt und hundeelend, aber nach wie vor sein guter Junge.
Dann schob sich die Welt mit einem Ruck zurecht, und er hob den Jungen auf, um ihn zu Betty in den Sattel zu heben. William trat ihn in den Bauch, ballte das Gesicht zusammen und heulte los.
»NEIIIiiin! Will sie nicht, will SIE nicht, will mit dir reiten, MAC!«
Jamie klemmte sich Willie unter den Arm, so dass seine kräftigen Beinchen harmlos in der Luft ruderten, und sah die Damen an, um sich mit hochgezogener Augenbraue ihren Rat zu erbitten.
Betty zog ein Gesicht, als hätte sie ihren Sattel lieber mit einer Wildkatze geteilt, schwieg aber. Lady Dunsany ließ den Blick skeptisch von der Zofe zu Jamie schweifen, doch Isobel – die sich in ihrem Gespräch mit Mr Wilberforce unterbrochen sah – griff nach ihren Zügeln und sagte ungeduldig: »So lasst ihn doch.«
Und so ritten sie dem Hochmoor entgegen, schlugen aber einen Bogen um den Sumpf, obwohl er um diese Jahreszeit eigentlich trocken und harmlos war. Willie atmete verschleimt durch den Mund, weil seine Nase vom Weinen verstopft war, und hin und wieder lief ihm etwas Spucke aus dem Mund. Jamie erfreute sich trotz allem an der Wärme seiner Nähe, obwohl er verstört feststellte, dass der Junge ein Korsett unter dem Hemdchen trug.
Sobald sie eine Stelle erreichten, an der genug Platz war, um nebeneinander herzureiten, verlangsamte er das Tempo seines Pferdes ein wenig, um neben Betty aufzuschließen, die so tat, als bemerkte sie ihn nicht.
»Ist das Kind nicht viel zu jung, um wie eine Weihnachtsgans verschnürt zu sein?«, fragte er ohne Umschweife.
Betty blinzelte ihn überrascht an.
»Wie … oh, Ihr meint das Korsett? Es ist ja noch ein ganz leichtes Korsett, fast ohne Stangen. Er bekommt erst ein richtiges, wenn er fünf ist, aber seine Großmutter und seine Tante dachten, er könnte sich genauso gut jetzt schon daran gewöhnen. Solange sie ihn noch überwältigen können«, fügte sie mit einem gewissen Unterton und einem unfreiwilligen Zucken der Belustigung hinzu. »Der kleine Schuft hat gestern ein Loch in die Kinderzimmerwand getreten, und vorgestern hat er sechs der besten Teetassen zerbrochen. Hat sie einfach vom Tisch stibitzt und sie an die Wand geworfen, um sie klirren zu hören, und hat dabei die ganze Zeit gelacht. Das wird ein echter Teufelsbraten, wenn er einmal erwachsen ist, das könnt Ihr mir glauben«, sagte sie und wies kopfnickend auf William, der den Daumen im Mund hatte und sich verträumt in der Bewegung des Pferdes und Jamies tröstender Nähe verloren hatte.
Jamie begnügte sich mit einem neutralen Kehllaut, obwohl er spürte, wie seine Ohren heiß wurden. Sie brachten dem Jungen keine Manieren bei, und doch hatten sie vor, seinen unschuldigen Kinderkörper in Leinen und Eisen zu zwängen, damit er schmalere Schultern und einen schrägen Rücken bekam, um dem zu entsprechen, was sie für modisch
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