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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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angesehen. Sie hatte nicht gesagt, wem sie es erzählen würde – oder dass es die Wahrheit sein würde.
    »Nein«, sagte er ganz ruhig, schlang den Zügel ordentlich um den Zaunbalken, trat von den Pferden zurück und baute sich vor Roberts auf. »Das habe ich nicht. Habt Ihr sie gefragt, wo und wann? Denn ich bin mir hinreichend sicher, dass ich mich seit einem Monat nicht mehr außer Sichtweite der Stallungen aufgehalten habe, es sei denn, um die Pferde zu bewegen.« Er wies kopfnickend auf die wartenden Pferde, ohne den Blick von dem Hausdiener abzuwenden. »Und sie kann das Haus nicht verlassen haben, um sich in den Hügeln mit mir zu treffen.«
    Roberts zögerte, und Jamie nutzte die Gelegenheit, sich weiteren Nachdruck zu verschaffen.
    »Fragt Euch doch selbst, Mann, warum sie Euch so etwas sagen würde.«
    »Was? Warum sollte sie es mir denn nicht sagen?« Der Diener zog den Kopf ein, um Jamie noch bedrohlicher anblicken zu können.
    »Wenn sie gewollt hätte, dass man mich festnimmt oder auspeitscht oder einkerkert, hätte sie sich doch bei Seiner Lordschaft oder dem Konstabler beschwert«, erläuterte Jamie immer noch höflich. »Wenn sie gewollt hätte, dass mich jemand zu Brei schlägt, hätte sie es Morgan und Billings ebenfalls erzählt, denn – ohne Euch beleidigen zu wollen – ich glaube nicht, dass Ihr das allein schafft.«
    Die ersten Spuren des Zweifels regten sich in Roberts’ kräftigem Gesicht.
    »Aber sie …«
    »Also hat sie sich entweder gedacht, sie setzt Euch einen Floh ins Ohr, und es kommt zu einer Schlägerei, von der wir beide nicht viel gehabt hätten – oder sie hat gar nicht gedacht, dass Ihr zu mir kommt, dass Ihr aber vielleicht ihretwegen in Wallung geratet.«
    »In Wallung?« Roberts klang verwirrt.
    Jamie holte tief Luft und bemerkte erst jetzt, dass sein Herz hämmerte.
    »Aye«, sagte er. »Die Kleine hat doch nicht gesagt, ich hätte sie vergewaltigt, oder? Nein, natürlich nicht.«
    »N … nein.« Roberts’ Verwirrung war jetzt offenem Zweifel gewichen. »Sie hat gesagt, Ihr habt sie angefasst, ihr an die Brüste gefasst und so.«
    »Na also«, sagte Jamie und wies mit einer kleinen Geste auf das Haus. »Sie wollte Euch einfach nur eifersüchtig machen, in der Hoffnung, Euch dazu zu bringen, etwas Ähnliches zu tun. Das«, fügte er hilfsbereit hinzu, »oder sie wollte Euch in Schwierigkeiten bringen. Ich hoffe, die Kleine hat nichts gegen Euch.«
    Roberts’ Stirn verfinsterte sich, doch er überlegte. Er blickte zu Jamie auf.
    »Ich hatte nicht vorgehabt, Euch zu schlagen«, sagte er mit einer gewissen Förmlichkeit. »Ich wollte Euch nur sagen, Ihr sollt Euch von ihr fernhalten.«
    »Sehr vernünftig«, versicherte ihm Jamie. Sein Hemd war nass geschwitzt, trotz des kalten Tages. »Ich möchte mit der Kleinen nichts zu tun haben. Ihr könnt Ihr sagen, sie hat nichts von mir zu befürchten«, fügte er hinzu, so ernst er konnte.
    Roberts neigte förmlich den Kopf und bot Jamie die Hand an. Jamie schüttelte sie mit einem sehr seltsamen Gefühl und sah dem Mann nach, während er auf das Haus zuging und sich dabei aufrichtete.
    AM NÄCHSTEN TAG HÖRTE JAMIE beim Frühstück, dass Seine Lordschaft erneut erkrankt war und das Bett hüten musste. Er empfand leise Enttäuschung bei dieser Nachricht; er hatte gehofft, der alte Mann würde Willie noch einmal in den Stall bringen.
    Zu seiner Überraschung sah er William dennoch im Stall, stolz wie Luzifer in seiner ersten Kniehose, diesmal in Begleitung des jüngeren Kindermädchens Peggy. Die junge, kräftige Frau erzählte ihm, dass die alte Elspeth und Lord und Lady Dunsany mit der Grippe darniederlagen, dass William aber ein solcher Quälgeist gewesen war, weil er die Pferde wiedersehen wollte, dass Lady Isobel Peggy aufgetragen hatte, ihn in den Stall zu bringen.
    »Geht es Euch selbst denn gut, Ma’am?« Er konnte sehen, dass es nicht so war. Ihre Haut war käsebleich und klamm, und sie stand ein wenig vornübergebeugt, als hätte sie am liebsten ihren Bauch umklammert.
    »Ich … ja. Natürlich«, sagte sie ein wenig schwach. Dann riss sie sich zusammen und richtete sich auf. »Willie, ich glaube, wir müssen nach Hause gehen.«
    »Mei!« Willie rannte sofort die Stallgasse entlang, und seine Stiefelchen klapperten über das Pflaster.
    »William!«
    »MEI!«, brüllte Willie und drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht lief rot an. »Mei, mei, mei!«
    Peggy atmete schwer, sichtlich hin- und hergerissen zwischen ihrer

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