Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
benötigen. Er …«
    »Hat er Euch etwa gesagt, dass Ihr mich herbringen sollt?« Jamies Hände hatten sich zu Fäusten geballt. »Glaubt er etwa, dass ich …«
    »Ich weiß nicht, was er glaubt, und nein, er hat keine Ahnung davon, dass ich Euch herbringen ließ«, sagte Pardloe. »Ich bezweifle sogar, dass er darüber erfreut sein wird«, fügte er nachdenklich hinzu, »doch wie ich schon sagte – ganz gleich, was für Meinungsverschiedenheiten zwischen Euch existieren, sie kümmern mich nicht.« Er legte die Pfeife beiseite, verschränkte die Hände und sah Jamie direkt in die Augen.
    »Ich tue das nicht gern«, sagte er. »Und ich bedaure die Notwendigkeit.«
    Jamie starrte Pardloe an und spürte, wie sich seine Brust zuschnürte. »Es ist nicht das erste Mal, dass mich ein Engländer in den Hintern fickt«, sagte er tonlos. »Erspart mir den Kuss, aye?«
    Pardloe atmete durch die Nase ein und legte beide Hände flach auf den Schreibtisch.
    »Ihr werdet Oberstleutnant Grey nach Irland begleiten und ihm jede nötige Hilfe dabei leisten, Major Siverly aufzuspüren und zur Rückkehr nach England zu zwingen sowie weitere Beweismittel zu seiner Verurteilung ausfindig zu machen.«
    Jamie saß da wie ein Stein. Er konnte das Keuchen seines eigenen Atems hören.
    »Oder Eure Strafaussetzung wird zurückgenommen. Man wird Euch in den Tower bringen – heute noch – und dort einkerkern, so lange es Seiner Majestät gefällt.« Der Herzog hielt inne. »Benötigt Ihr einen Moment, um die Situation zu überdenken?«, fragte er höflich.
    Jamie stand abrupt auf. Pardloe erstarrte und wäre um ein Haar zurückgezuckt.
    »Wann?«, fragte Jamie und war überrascht über seinen ruhigen Ton.
    Pardloes Schultern entspannten sich beinahe unmerklich.
    »In ein paar Tagen.« Zum ersten Mal schweifte sein Blick von Jamies Gesicht ab und überflog ihn von Kopf bis Fuß. »Ihr werdet Kleider brauchen. Ihr werdet als der Herr reisen, der Ihr seid. Unter Ehrenwort natürlich.« Er hielt inne, und sein Blick richtete sich wieder auf Jamies Gesicht. »Und ich werde mich als in Eurer Schuld stehend betrachten, Mr Fraser.«
    Jamie sah ihn voller Verachtung an und machte auf dem Absatz kehrt.
    »Wohin geht Ihr?«, sagte Pardloe. Er klang verblüfft.
    »Aus«, sagte Jamie und griff nach dem Türknauf. Er sah sich finster um. »Unter Ehrenwort. Natürlich.« Er riss die Tür auf.
    »Das Abendessen ist um acht«, sagte die Stimme des Herzogs hinter ihm. »Kommt bitte nicht zu spät, ja? Das stört die Köchin.«

9
    Eros erhebt sich
    Es hatte zu regnen begonnen, und die Gossen hatten sich in Bäche verwandelt. John Grey war nass bis auf die Haut und dampfte. Er stapfte über die Mornmouth Street, ohne den peitschenden Regen, die knöcheltiefen Pfützen und seine triefenden Rockschöße zu bemerken, die ihm um die Oberschenkel klatschten.
    Er war schon so lange unterwegs, dass es ihm wie Stunden erschien – er hatte gedacht, die Anstrengung würde vielleicht seine Wut abkühlen, so dass es ihm möglich sein würde, mit seinem Bruder zu sprechen, ohne auf ihn einzuschlagen. Doch dem war nicht so. Wenn überhaupt, wurde er mit jedem Schritt wütender.
    Selbst für Hal, für den Willkür das Natürlichste der Welt war, war das krass. Nicht nur, dass er Johns unmissverständliche Worte in Bezug auf Jamie Fraser ignoriert hatte, sondern auch, dass er einfach beschlossen hatte, Fraser nach London holen zu lassen – ohne ihm nur irgendetwas davon zu sagen, womit er seine Autorität als die desjenigen Offiziers ignorierte, der von Gesetz wegen für den Strafgefangenen zuständig war … und dann – dann ! – seine Tat auf die Spitze zu treiben, indem er John mitteilte – nicht in Form einer Frage, o nein, in Form eines Befehls –, dass er in Frasers Begleitung nach Irland zu reisen habe … Er hätte Hal am liebsten den Hals umgedreht.
    Das Einzige, was ihn davon abhielt, war Jamie Frasers Anwesenheit in Argus House.
    Wenn er gerecht sein wollte, konnte er Fraser die gegenwärtige Lage nicht vorwerfen. Er bezweifelte, dass der Mann darüber irgendwie glücklicher war als er selbst. Doch mit Gerechtigkeit hatten die Gefühle, die ihn drängten, wenig zu tun.
    Der Regen verwandelte sich kurz in Hagel; kleine Eiskugeln prallten ihm von Kopf und Schultern ab, und ein paar Orangenverkäuferinnen huschten an ihm vorbei. Sie kreischten halb bestürzt, halb erheitert und ließen einen herrlichen Duft nach gekühlten Orangen zurück. Einem der Mädchen war

Weitere Kostenlose Bücher