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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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einmal jemanden gekannt, der so hieß, aye. Und?«
    Der Herzog lehnte sich zurück und betrachtete Jamie. »Und, genau. Würdet Ihr mir erzählen, unter welchen Umständen Ihr einem gewissen Gerald Siverly begegnet seid?«
    Jamie überlegte, ob er antworten sollte oder nicht. Doch er schuldete Siverly nicht das Geringste, und es war vielleicht verfrüht, sich querzustellen, da er ja keine Ahnung hatte, weshalb ihn Pardloe hergeholt hatte. Und der Herzog hatte ihm zu essen gegeben.
    Als hätte der Herzog seine Gedanken gelesen, griff er in einen Schrank und holte eine bauchige braune Flasche und ein paar abgenutzte Zinnbecher heraus.
    »Das ist keine Bestechung«, sagte er und stellte die Gegenstände mit einem flüchtigen Lächeln auf den Schreibtisch. »Wenn es um Siverly geht, kann ich mich nicht beherrschen, ohne etwas zu trinken, und wenn ich in Gegenwart von jemandem trinke, der nichts hat, komme ich mir wie ein Säufer vor.«
    Da er sich noch an die Wirkung des Weins nach der langen Abstinenz erinnerte, hatte Jamie zwar bei Whisky erst recht Bedenken – er konnte ihn riechen, sobald die Flasche entkorkt war –, doch er nickte trotzdem.
    »Siverly«, sagte er langsam und ergriff den Becher. Und woher wusstet Ihr, dass ich ihn kenne, frage ich mich ? Die Antwort darauf folgte der Frage auf dem Fuße. Mina Rennie, auch bekannt als die Herzogin von Pardloe. Er schob den Gedanken vorerst beiseite und atmete langsam die süßen, durchdringenden Dämpfe des Whiskys ein.
    »Der Mann, den ich kannte, war eigentlich kein Ire, obwohl er Land in Irland besaß, und ich glaube, seine Mutter ist Irin gewesen. Er war ein Freund von O’Sullivan, der später Proviantmeister gewesen ist bei … Charles Stuart.«
    Pardloe sah ihn scharf an, denn sein Zögern war ihm nicht entgangen – um ein Haar hätte er »Prinz Charles« gesagt – doch er wies ihn kopfnickend an fortzufahren. »Verbindungen zu den Jakobiten«, merkte Pardloe an. »Selbst aber kein Jakobit?«
    Jamie schüttelte den Kopf und trank vorsichtig einen Schluck. Er brannte in seiner Kehle und sank in kleinen Wirbeln in seinem Körper hinunter wie ein Tropfen Tinte in Wasser. O Gott. Vielleicht war es allein das ja wert, wie ein Krimineller fortgeschleppt zu werden. Andererseits …
    »Er hat damit kokettiert. Hat oft an Stuarts Tafel in Paris diniert, und man hat ihn oft zusammen mit O’Sullivan oder einem der anderen irischen Freunde des Prinzen gesehen – aber weiter ist es nicht gegangen. Ich bin ihm einmal gemeinsam mit Lord George Murray in einem Salon begegnet, doch von Mar oder Tullibardine hat er sich immer ferngehalten.« Er verspürte einen leisen Stich bei dem Gedanken an den kleinen, fröhlichen Herzog von Tullibardine, der genau wie sein eigener Großvater nach dem Aufstand auf dem Tower Hill hingerichtet worden war.
    Er hob seinen Becher zum stillen Salut und trank, bevor er fortfuhr. »Dann war er plötzlich verschwunden. Ob er Angst bekommen hat, es sich anders überlegt hat, keinen Profit gesehen hat – ich hatte nie genug mit ihm zu tun, um zu sagen, warum. Doch er war weder in Glenfinnan an Charles Stuarts Seite noch hinterher.«
    Er trank einen weiteren Schluck. Er hatte ein ungutes Gefühl; die Erinnerungen an den Aufstand waren zu lebhaft. Er spürte Claire unmittelbar neben sich, hatte Angst, sich umzusehen..
    »Keinen Profit«, wiederholte der Duke. »Nein, davon kann man wohl ausgehen.« Sein Ton war bitter. Einen Moment lang saß er da und schaute in seinen Becher, dann schüttete er den restlichen Whisky hinunter, räusperte sich, stellte den Becher hin und griff nach dem Papierbündel.
    »Lest das. Wenn Ihr so freundlich wärt«, fügte er hinzu und besann sich etwas spät auf die Gebote der Höflichkeit.
    Jamie blickte auf die Papiere und verspürte eine obskure Beklommenheit. Doch auch jetzt gab es keinen Grund, sich zu weigern, und trotz seines Widerstrebens ergriff er die oberen paar Seiten und begann zu lesen.
    Der Herzog schien ein Mensch zu sein, der nicht gut stillsitzen konnte. Er zuckte nervös, hustete, stand auf und zündete die Kerze an, setzte sich wieder hin … hustete heftiger. Jamie seufzte und versuchte, sich trotz dieser Ablenkung zu konzentrieren.
    Siverly schien seine Armeezeit in Kanada weidlich ausgenutzt zu haben. Jamie missbilligte sein Verhalten zwar aus Prinzip und bewunderte die leidenschaftliche Eloquenz des Mannes, der darüber geschrieben hatte, doch er empfand keine persönliche Feindseligkeit. Als er

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