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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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war eine tüchtige Frau.« Ein schwaches, trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. »Nein, es sind meine armen Kinder, um die ich mich gräme.«
    Der Schatten, der Grey vorhin schon aufgefallen war, verfinsterte das breitkantige Gesicht, das sich im Schimmer des Kamins so deutlich abmalte wie das eines teutonischen Heiligen. »Elise und Alexander … Sie haben ihre eigene Mutter verloren, als sie noch ganz klein waren, und sie hatten Louisa sehr lieb; sie war eine wundervolle Mutter und war zu ihnen genauso gut wie zu unserer kleinen Bärbel oder zu ihrem eigenen Sohn.«
    »Ah«, sagte Grey. »Siggy?« Er war Siegfried, Louisas Sohn aus erster Ehe, einmal begegnet und lächelte bei der Erinnerung daran.
    »Siggy«, bejahte von Namtzen und lächelte ebenfalls ein wenig, doch das Lächeln schwand bald dahin. »Er muss natürlich in Lowenstein bleiben; er ist ja der Erbe. Und das ist wiederum traurig für Lise und Sascha – sie hängen sehr an ihm, und jetzt fehlt auch er ihnen. Bärbel ist noch zu klein, das alles mitzubekommen, aber … Es ist besser für sie, wenn sie bei meiner Schwester leben. Ich konnte sie nicht in Lowenstein lassen, doch ihre Gesichter, als ich mich heute Nachmittag von ihnen verabschieden musste …«
    Sein Gesicht verzog sich flüchtig, und Grey tastete automatisch nach einem Taschentuch, doch von Namtzen vergrub seinen Schmerz kurz in seinem Glas und fasste sich dann wieder.
    Grey erhob sich und wandte ihm taktvoll den Rücken zu, um sich nachzuschenken. Dabei sagte er etwas Beiläufiges über Cromwell, das Kind seiner Cousine Olivia, inzwischen fast zwei Jahre alt und der Schrecken des Haushalts.
    »Cromwell?« Von Namtzen räusperte sich und klang verwundert. »Ist das ein englischer Name?«
    »Er könnte nicht englischer sein.« Eine Erläuterung der Geschichte des Lordprotektors trug sie wieder in weniger gefährliche Gewässer – obwohl dieses Thema wiederum Grey einen kleinen Stich versetzte; er konnte nicht an den kleinen Cromwell denken, ohne sich an Percy zu erinnern, seinen Stiefbruder, der gleichzeitig sein Geliebter gewesen war. Sie waren beide zufällig bei Cromwells Geburt zugegen gewesen, und seine Beschreibung dieses haarsträubenden Ereignisses brachte Stephan zum Lachen.
    Das Haus war still, und das kleine Zimmer schien fernab von allem zu sein, eine warme Zuflucht in den Tiefen der Nacht. Er fühlte sich, als seien sie beide Schiffbrüchige, die sich, von den Stürmen des Lebens gemeinsam auf eine Insel gespült, gegenseitig die Zeit vertrieben, indem sie sich Geschichten erzählten.
    Es war nicht das erste Mal. Nach seiner Verletzung in der Schlacht von Crefeld hatte man ihn zur Genesung auf Stephans Jagdanwesen in Waldesruh gebracht, und sobald er in der Lage war, ein Gespräch zu führen, das länger als zwei Sätze andauerte, hatten sie sich oft bis spät in die Nacht unterhalten.
    »Geht es dir wieder gut?«, fragte Stephan plötzlich und griff seinen Gedanken auf, wie es enge Freunde manchmal tun. »Deine Verletzungen – schmerzen sie dich noch?«
    »Nein«, sagte er. Er hatte noch Verletzungen, die schmerzten, doch sie waren nicht von körperlicher Art. »Und dein Arm?«, fragte er auf Deutsch.
    Stefan lachte vor Vergnügen, ihn seine Muttersprache sprechen zu hören, und hob sacht den Stumpf seines linken Arms.
    »Nein. Eine Unannehmlichkeit, mehr nicht.«
    Er beobachtete Stephan, als sie jetzt in beiden Sprachen weiterredeten, sah, wie sich das Licht auf seinem Gesicht bewegte, als sie von Humor zu Ernstem wechselten und wieder zurück, sah das Mienenspiel wie Feuer und Schatten auf seinen breiten Teutonenzügen. Grey war ebenso verblüfft wie gerührt über das Ausmaß der Gefühle gewesen, die Stephan für seine Kinder hegte – doch eigentlich hätte er das nicht sein sollen. Schließlich war ihm der scheinbare Widerspruch im teutonischen Charakter, der von kalter Logik und wildem Kampfgeist zur tiefster Romantik und Sentimentalität wechseln konnte, doch nichts Neues.
    Leidenschaft, so mochte man es wohl nennen. Merkwürdigerweise erinnerte es ihn an die Schotten, die den Deutschen emotional sehr ähnlich waren, auch wenn sie sich dabei weniger diszipliniert verhielten.
    Meister mein , dachte er. Oder soll ich dein Meister sein ?
    Und bei diesem beiläufigen Gedanken regte sich etwas tief in seinem Innersten. Nun, wenn er ehrlich war, regte es sich schon seit geraumer Zeit. Doch genau bei diesem Gedanken verschmolz der Reiz, den Stephan auf ihn ausübte,

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