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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Lächeln den Kopf. Dann schnalzte er leise mit der Zunge und fuhr Grey mit der Hand über das Haar, streichelte ihn einmal, zweimal. Beruhigte ihn.
    Es stimmte, dass Stephans Erfahrung begrenzt war, dass er keine Kunstfertigkeit besaß und nur wenig natürliche Kenntnis. Doch Grey hatte vergessen, dass Stephan ein Pferdekenner war, dass er Hunde züchtete und ausbildete. Er brauchte keine Worte, um zu begreifen, was ein Tier – oder ein Mensch – fühlte. Und er wusste, was »langsam« hieß.

10
    Kaspertheater
    AM NÄCHSTEN TAG
    JAMIES BRUST FÜHLTE SICH AN , als hätte er einen Lederriemen darumgeschnallt. Er hatte nicht mehr richtig Luft geholt, seit ihn die Soldaten in Helwater abgeholt hatten, doch in diesem Moment wollte ihm kaum noch einfallen, wie eine Lunge funktionierte. Jedes Einatmen war eine bewusste Anstrengung, und er zählte – eins, zwei, ein, aus, eins, zwei – beim Gehen. Blitzartig kam ihm eine Erinnerung, Claires Gesicht, gebannt, während sie neben einem kleinen Jungen kniete – war es Rabbie? Aye, Rabbie MacNab, der in Lallybroch vom Heuboden gefallen war.
    Sie hatte ruhig auf den Jungen eingeredet, eine Hand auf seinem Bauch, während sich die andere rasch an seinen Gliedmaßen entlangtastete, um nach Knochenbrüchen zu suchen. »Ganz ruhig; gleich bekommst du wieder Luft. Ja, siehst du? Atme jetzt ganz langsam, puste so viel Luft aus, wie du kannst … Ja, jetzt einatmen … eins … zwei. Ein … aus …«
    Er übernahm den Rhythmus aus der Erinnerung an ihre Stimme, und innerhalb weniger Schritte atmete er entspannter, obwohl er den kalten Schweiß im Nacken spürte und sich seine Schultern mit Gänsehaut überzogen hatten. Was war nur mit ihm los?
    Der Herzog hatte ihn zu sich gerufen, und er hatte sich in den Salon begeben und sich Auge in Auge mit Oberst Quarry gesehen, der noch genauso aussah wie bei ihrer letzten Begegnung, als er noch Gefängnisverwalter von Ardsmuir war. Woraufhin er auf dem Absatz kehrtgemacht hatte und wieder aus dem Zimmer geschritten war, zur Eingangstür hinaus und in den Park, während sein Herz hämmerte und ihm abwechselnd heiß und kalt im Gesicht wurde.
    Er wischte sich die verschwitzten Handflächen an der Hose ab und spürte einen rauen Flicken. Irgendjemand hatte in der Nacht seine Kleider geholt, sie gewaschen und geflickt.
    Er hatte keine Angst vor Quarry; hatte nie Angst vor ihm gehabt. Doch er hatte den Mann sehen müssen, und sein Bauch verkrampfte sich, schwarze Flecken tanzten ihm vor den Augen, und er hatte gewusst, dass er sofort hinausmusste, wenn er nicht der Länge nach zu Quarrys Füßen auf dem Kaminläufer landen wollte.
    Hier und dort standen Bäume; er suchte sich einen aus und setzte sich mit dem Rücken zum Stamm ins Gras. Seine Hände zitterten immer noch, doch mit festem Halt im Rücken fühlte er sich besser. Ohne es zu wollen, rieb er sich die Handgelenke, als müsste er sich noch einmal dessen vergewissern, was er doch genau wusste – dass die Eisen fort waren.
    Einer der Dienstboten aus dem Haus war ihm gefolgt; er erkannte die dunkelgraue Livree. Der Mann blieb auf Abstand. Er stand knapp diesseits des Parkrandes und tat so, als beobachtete er die Kutschen und Reiter auf der angrenzenden Straße. Genauso hatte er es gestern Abend gemacht, als Jamie in den Park gegangen war, um sich seine Wut auf den Herzog vom Leibe zu wandern.
    Er hatte Jamie gestern nicht behelligt und schien ihn offenbar auch jetzt nicht ins Haus zurückschleifen zu wollen; er war nur hier, um ihn im Auge zu behalten. Jamie fragte sich, was der Mann wohl tun würde, falls er aufstand und davonlief. Für einen kurzen Moment verspürte er das Bedürfnis, genau das zu tun, und er stand tatsächlich auf. Am besten wäre er jedoch wirklich fortgelaufen, denn er war noch nicht ganz auf den Beinen, als Tobias Quinn aus einem Busch geglitten kam wie eine Kröte.
    »Was für ein Glück ich doch habe«, stellte Quinn mit zufriedener Miene fest. »Ich dachte, ich müsste mich tagelang hier herumtreiben, und schon stapft Ehrwürden persönlich auf mich zu, obwohl ich gerade erst einen halben Tag auf dem Posten bin!«
    »Nenn mich ja nicht Ehrwürden«, sagte Jamie gereizt. »Was zum Teufel tust du hier? Und warum versteckst du dich in diesem Aufzug hinter einem Busch?«
    Quinn zog die Augenbraue hoch und strich sich penibel den gelben Blütenstaub der Weidenkätzchen vom Ärmel seines karierten Rockes. Er war aus rosafarbener und schwarzer Seide, und jeder, der im

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