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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ohne Umschweife wissen. »Und was in Gottes Namen ist mit dir passiert?« Er ließ den Blick über Greys Kleider schweifen, die dieser im Beefsteak abgeholt hatte. Der Steward des Clubs hatte zwar getan, was er konnte, doch im Großen und Ganzen waren sie eingelaufen, fleckig, ausgeblichen und alles andere als modisch.
    »Nicht, dass es dich etwas anginge, aber ich bin im Regen mistnass geworden und habe die Nacht bei einem Freund verbracht«, erwiderte Grey gleichmütig. Er fühlte sich heiter. Entspannt und durch und durch friedvoll. Nicht einmal Hals schlechte Laune oder die Aussicht auf die bevorstehende Begegnung mit Jamie Fraser konnten ihn aus der Fassung bringen. »Und wo ist unser Gast?«
    Entnervt holte Hal tief Luft.
    »Er sitzt im Park unter einem Baum.«
    »Warum in aller Welt tut er das?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Harry Quarry war zum Essen hier – eigentlich hatte ich auch mit dir gerechnet …«, Hal sah ihn vielsagend an, doch er achtete nicht darauf, »und als Fraser ins Zimmer kam, hat er einen Blick auf Harry geworfen und ist ohne ein Wort aus dem Haus gegangen. Ich weiß nur deshalb, wo er ist, weil ich einem der Dienstboten aufgetragen habe, ihm zu folgen, falls er ins Freie geht.«
    »Das wird ihm sicher gefallen«, sagte Grey. »In Gottes Namen, Hal. Harry war vor mir Verwalter in Ardsmuir; das hast du doch gewusst?«
    Hal blickte so verständnislos drein, dass es ihn fast zur Weißglut trieb. »Möglich. Und?«
    »Er hat Fraser in Eisen gelegt. Achtzehn Monate lang – und ihn so gelassen, als er sich auf den Rückweg nach London gemacht hat.«
    »Oh.« Hal dachte stirnrunzelnd über diese Worte nach. »Ich verstehe. Woher sollte ich das denn wissen, zum Kuckuck?«
    »Nun, du hättest es gewusst«, erwiderte Grey vernichtend, »wenn du die Vernunft besessen hättest, mir zu sagen, was zum Teufel du vorhattest, anstatt – oh, hallo, Harry. Wusste nicht, dass Ihr noch hier seid.«
    »Das habe ich gemerkt. Wo ist Fraser hin?«
    Harrys Miene war ausgesprochen grimmig, stellte Grey fest. Und er trug seine volle Uniform. Kein Wunder, dass Fraser gegangen war; wahrscheinlich hatte er Harrys Anwesenheit als bewusste Beleidigung empfunden, als Versuch, ihm seine Machtlosigkeit mit allem Nachdruck zu verdeutlichen.
    Das schien jetzt auch Hal zu dämmern.
    »Verdammt, Harry«, sagte er. »Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es eine Vorgeschichte zwischen Euch und Fraser gab.«
    Vorgeschichte , dachte Grey. So konnte man es auch nennen. Gut, dass er nicht rechtzeitig zum Essen erschienen war. Er hatte keine Ahnung, was James Fraser getan hätte – ohne jede Vorwarnung mit dem Mann konfrontiert, der ihn in Eisen gelegt hatte, mit dem Mann, der ihn hatte auspeitschen lassen, und natürlich mit dem Mann, der ihn gegenwärtig erpresste –, doch was auch immer er getan hätte, Grey hätte es ihm nicht übel genommen.
    »Ich hatte Harry gebeten zu kommen, um gemeinsam über Siverly zu sprechen – und damit dir Harry mitteilen konnte, was er über Irland weiß und wen er dort kennt«, fuhr Hal an Grey gewandt fort. »Aber ich habe nicht daran gedacht, Harry im Vorfeld von Fraser zu erzählen.«
    »Nicht Eure Schuld«, sagte Harry schroff. Er richtete sich auf und zupfte sich die Schulterpolster gerade. »Dann gehe ich wohl besser hin und rede mit ihm, oder?«
    »Um was genau zu sagen?«, fragte Grey, der sich absolut nicht vorstellen konnte, was man unter diesen Umständen hätte sagen können.
    Harry zuckte mit den Achseln. »Ihm Genugtuung anzubieten, wenn er möchte. Ich glaube nicht, dass uns viel anderes übrig bleibt.«
    Die Gebrüder Grey wechselten einen Blick, in dem sich völliges Verständnis mit unterdrücktem Grauen paarte. Die möglichen Folgen eines Duells zwischen einem Regimentsoberst und einem auf Ehrenwort begnadigten Gefangenen in der Obhut des Obersts ebenjenes Regiments, ganz zu schweigen von der vollständigen Illegalität des gesamten Unterfangens und der nicht zu unterschätzenden Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen den anderen tötete oder verstümmelte …
    »Harry …«, begann Hal in gemessenem Ton, doch John unterbrach ihn.
    »Ich werde dein Sekundant sein, Harry«, sagte er hastig. »Falls es nötig wird. Ich gehe zu ihm und … äh … erkundige mich nach den Formalitäten, ja?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er die Eingangstür auf und lief so schnell die Treppe hinunter, dass ihm niemand mehr etwas nachrufen konnte. Er hastete über die

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