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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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Oberfläche scheint zu pulsieren wie ein lebendiges Wesen. Aus der Tiefe bahnt sich ein Licht seinen Weg nach oben. Diese wundervolle Helligkeit. Wie ein Versprechen - wenn sie den ihr vorbestimmten Weg gehen wird, wird sie diese Farben niemals missen.
     
    'Was auch immer es war und wie lange es dort auch geträumt haben mochte, es erwachte aus seinem Schlummer. Wahrscheinlich existierte es bereits, als das Leben auf der Erde gerade erst begann. Vielleicht kam es von einem der Lichtlosen Sterne, die verborgen vor der Augen der Menschen den nächtlichen Himmel bevölkern, vielleicht aber auch von einem Ort, der jenseits der Sterne liegt. Niemand weiß es.
     
    Wir ahnten damals nicht, dass es mit unendlicher Geduld auf uns gewartet hatte, damit wir ihm den Weg in unsere Welt zu ermöglichen. Nein, wir wähnten wir uns am Ziel unserer Träume und lauschten den Versprechungen, die es uns machte. Es waren der Durst nach Wissen und der unstillbare Hunger nach Macht, der uns dazu brachte, sich ihm zu öffnen, Gefäßen gleich. So nahmen wir das Geschenk der Unsterblichkeit an. Und ließen als Preis dafür einen Teil unserer Seele unwiderruflich zurück. So würden es die Menschen sehen.
     
    In Wahrheit befreite es uns aus den Fesseln des Todes. So kehrten wir aus der Dunkelheit der Unterwelt zurück in die Welt der Lebenden, als Herrscher der Nacht und als wahre Herren über Leben und Tod.'
     
    Kurz hat Jennifer das Gefühl, aus einem seltsamen Traum erwacht zu sein. Aber dem ist nicht so, und sie weiß es. Das Gesetz hat ein uraltes Wissen mit ihr geteilt, eine Geste, die seine Wertschätzung ihr gegenüber ausdrücken mag. Nur – deswegen hat es sie nicht einbestellt.
     
    ‘Du hast Recht. Ich bin vor der Zeit zurückgekehrt, und es sind keine guten Nachrichten, die mich aus meinem Schlaf erweckt haben.'
     
    Jennifer spürt Unbehagen in sich herauf kriechen, schweigt aber und hört aufmerksam zu.
     
    ‘Du erinnerst dich, dass ich dir von deinem letzten Nachkommen erzählt habe?'
     
    Das Gesetz steht nun wieder vor Jennifer und fixiert mit seinen weißen pupillenlosen Augen einen Punkt hinter ihr. Jennifer unterdrückt den Wunsch, sich umzudrehen, während es fortfährt.
     
    'Ihre gesamte Familie wurde ausgelöscht. Das alleine wäre schon eine Untat, die nach Vergeltung ruft. Aber das Mädchen – sie haben sie verwandelt. Sie war die Letzte, die das reine Blut in sich trug, dass uns alle verbindet. Die Linie ist zerbrochen, von seinen Dienern zerstört.'
     
    ‚Dann war also alles umsonst. All unsere Bemühungen – ‚
     
    ‚Vielleicht ist noch nicht alles verloren. Der Avatar der Toten hat unsere Welt betreten. Ich habe es gespürt.‘
     
    Jennifer fühlt einen Anflug von Furcht. Der Avatar – was hat dieses Monstrum angelockt. War es das Kind? Wenn das so wäre, dann…
     
    ‘Du kennst deine Aufgabe. Enttäusche mich nicht.'
     
    Jennifer neigt respektvoll den Kopf, und als sie ihn wieder hebt, ist sie allein.
     
    ***
     
    Jennifer tritt durch das riesige Portal in die Dämmerung ein, die sich wie ein seidener Mantel über die Stadt legt. Sie betrachtet die untergehende Sonne und legt die Stirn in Falten. Das Endspiel hat begonnen. Der Avatar der Toten hat die Welt der Lebenden betreten. Nun muss sie das Kind finden, bevor es ihre Feinde tun.
     
    Sie streicht sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und holt eines dieser neumodischen Dinger hervor, die so praktisch sind.
     
    'Ich werde verreisen. In die neue Welt. Du wirst meine Ankunft vorbereiten.'
     
    Sie lauscht der Stimme am anderen Ende der Leitung und nickt dann kurz.
     
    'Ja. Genau wie beim letzten Mal.'
     
    Jennifer lässt das Handy in ihrer Manteltasche verschwinden und lässt ihren Blick über die Stadt schweifen, in der sie so viele Menschenalter verbracht hat. Nun ist es also doch anders gekommen. Hat sie zu lange gewartet? Sie zuckt mit den Schultern. Es ist eine Herausforderung, und sie wird sich ihr stellen.
     
    Nicht das hier nicht noch einige Dinge zu klären wären. Aber das muss warten. Sie ist sich sicher, dass einige ihrer alten Feinde noch da sein werden, wenn sie zurückkehrt. Und wer weiß, vielleicht bringt sie ja eine Überraschung für sie mit.
     
    Ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht, und sie geht mit schnellen Schritten hinab in die Stadt, dem Strom entgegen, der die Grenze markiert im ewigen Konflikt der Unsterblichen.
     
    ***
     
    Der Flug hat Verspätung, und sie fühlt einen Hauch von Ungeduld, etwas, was

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