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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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hebt sein Kinn an, während sich ihre Lippen langsam öffnen. Sverkas ist für einen Moment völlig perplex und will etwas sagen, aber er hat auf einmal das Gefühl, als wäre seine Zunge festgewachsen.
     
    Lee löst seine Krawatte, öffnet den Kragen seines Hemdes und streicht Sverkas sachte mit einem Finger über die Kehle. Sverkas tastet nach der Schublade seines Schreibtisches, um an seine Pistole zu kommen. Seine Finger berühren gerade den Griff, als sich ihre Blicke treffen. Ihre Augen...so wundervoll wie die tiefe See.
     
    Er entspannt sich...nur um viel zu spät zu bemerken, wie ein Monstrum aus der Tiefe hervorschießt, um ihn in Stücke zu reißen. 
     
    ***
     
    Lee wischt sich angeekelt den Mund ab.  Fades, altes Blut. Nicht gerade ihre Geschmacksrichtung. Egal, hier ließ sich das Nützliche mit dem Notwendigen verbinden. Wenn man den alten Furz findet, ist sie schon längst über alle Berge.
     
    Sie nimmt die Tasche und den Koffer und schließt leise die Tür seines Büros hinter sich.
     
    ***
     
    Nachdem sie ein paar Straßenzüge weiter gefahren ist, hält Lee auf einem Parkplatz, zündet sich eine Zigarette an und pustet mit einem Schmunzeln den Rauch aus ihrem Mundwinkel. Schon nett, wenn man so ein Stück Dreck auf solch elegante Weise aus dem Verkehr ziehen kann. Schade, dass sie ihm nicht mehr mitteilen kann, dass sie sein hübsches Waschpulver durch die Toilette gespült hat, statt es auf Schulhöfen zu verkaufen. Das hätte dieser Ratte wahrscheinlich wirklich einen Herzinfarkt verpasst, denkt sie. Zufrieden lehnt sie sich im Sitz ihres Wagens zurück, während Franks Stimme in ihrem Kopf widerhallt.
     
    'Geld hat keine Bedeutung für unsere Art. Aber die Dinge, die man sich dafür kaufen kann, die manchmal schon.'
     
    Lee schaut aus dem Fenster. Ein leichter Regen hat eingesetzt, und die Schlieren fangen an, die Scheibe herunter zu laufen. Nun ist sie wirklich und frei. Kann tun und lassen, was sie will. Aber damit das so bleibt, muss sie jetzt erst mal von der Bildfläche verschwinden. Sie startet den Motor und fährt in die Nacht davon.
     
    ***
     
    Lee steht fröstelnd auf einem menschenleeren Parkplatz eines Supermarktes. Sie sieht sich um, doch sie ist allein. Nur ein paar verrostete Einkaufswagen stehen herum, und eine Zeitung wird vom Wind über den Asphalt gezerrt. Kein Wunder, denkt sie, der Laden muss schon vor vielen Jahren geschlossen worden sein.
     
    Sie legt die Hand über die Augen und schaut zum Himmel hinauf. Die Sonne ist ein flammender Ball an schwarzen Himmel, und Lee muss die Lider zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden.
     
    Plötzlich hört sie ein Flüstern. Als wenn jemand ihren Namen aussprechen würde. Diese Stimmen - sie hat sie schon einmal vernommen. Einige vor langer Zeit, andere erst vor kurzem. Aber allen ist eines gemein – sie gehören den Toten. Ihren Toten. Das Flüstern wird lauter, und Lee weiß, dass sie hier sind, um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Lee presst die Hände auf ihre Ohren und will schreien, dass sie aufhören sollen, nach ihr zu rufen und...
     
    ...sie schreckt hoch und findet sich in ihrem Zimmer. Sie muss geträumt haben. Das Deckenlicht strahlt ihr grell ins Gesicht, und sie hat das Gefühl, dass ihr Herz rast. Sie schwingt sich aus dem Bett und zieht den Vorhang beiseite. Eine Neonreklame leuchtet ihr entgegen und fordert sie auf, sich einen Drink zu genehmigen. Lee fühlt sich wie gerädert. Dabei ist die Sonne schon lange verschwunden.
     
    Du hattest einen Alptraum, denkt sie. Sonst nichts. Nur wann hat sie zuletzt ein solcher Traum gequält? Sie kann sich nicht mehr erinnern. Lee lehnt sich gegen die Wand und lässt sich langsam hinab rutschen. Verliert sie den Verstand? Ist es das, wovor Frank sie gewarnt hat? Hat er sie deshalb gehen lassen? Weil er gespürt hat, dass sie verrückt wird?
     
    Das Summen ihres Handys reißt sie aus ihren Gedanken. Lee schaut auf die Nummer. Unbekannter Anrufer. Sie öffnet das Gehäuse, nimmt die Karte heraus, zerknickt sie und steckt sie in die Tasche. Da hat wohl jemand früher als erwartet unangenehme Neuigkeiten frei Haus bekommen.
     
    Sieht so aus, als wäre sie weit früher als gedacht auf der Flucht. Lee wirft einen erneuten Blick aus dem Fenster. Auf dem gegenüberliegenden Dach vermeint sie eine Bewegung zu sehen. Sie sieht noch einmal genau hin. Nichts. Jetzt siehst du schon Gespenster, denkt sie. Mit einem Ruck erhebt sie sich, überprüft ihre Waffe, rafft ihre

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