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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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Catherine. Und das Catherine Lee vernichten will, ist für sie eine ausgemachte Sache. Nur – warum hat sie es nicht einfach getan, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte? Ein leises Fauchen kommt über ihre Lippen. Wenn sie wenigstens wüsste, ob die Zeit für oder gegen sie arbeitet.
     
    Zu ihrem eigenen Erstaunen stellt sie fest, dass sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Ungeduld empfindet, eine Schwäche, die sie schon lange überwunden geglaubt hatte. Allein dafür werden diejenigen bluten, die das Sakrileg begangen haben, das letzte ihrer Kindeskinder in die Dunkelheit zu zerren.
     
    Sie erhebt sich aus dem Wasser und trocknet ihren makellosen Körper. Lee ist eine Schönheit, denkt sie. Und sie trägt Macht in sich. Mehr als sie selbst. Sie kann der Schlüssel sein, den die Alten schon so lange suchen. War es das, was das Gesetz gemeint hat. Warum nur müssen die Alten immer so kryptisch sprechen. Mit einem Seufzer hüllt sich Jennifer in ihr Nachtgewand und begibt sich in ihre privaten Gemächer.

 
Engel / 5
     
    Lee erwacht und sieht sich kurz verwirrt um, bevor sie sich erinnert, wo sie ist. Vorsichtig zieht sie den schweren Vorhang ein klein wenig zur Seite und entspannt sich. Die Nacht ist bereits hereingebrochen. Sie fühlt sich erfrischt, und erleichtert stellt sie fest, dass ihr Schlaf zum ersten Mal seit langer Zeit nicht von wirren Träumen geplagt war.
     
    Nachdem sie eine ausgiebige Dusche genommen hat, zieht sie kurz in Betracht, sich in das elegante Abendkleid zwängen soll, das in der Ankleide hängt, verwirft den Gedanken aber schnell wieder. So weit kommt es noch. Sie schlüpft in ihre alte Kleidung, geht die ausladende Treppe hinunter und begibt sich auf die Suche nach dem Salon. Eine der Türen im weitläufigen Flur ist halb geöffnet. Sieht nach einer Einladung aus, denkt sie.
     
    Sie betritt den Raum, an dessen Wänden hohe Regale aus massivem dunklem Holz stehen, angefüllt mit Büchern, deren Titel und Verfasser Lee allesamt nichts sagen. Einige haben fremdartig aussehende Schriftzeichen auf den Buchrücken. An einer Wand steht eine große Standuhr, die dem ewigen Takt der Zeit folgt und in seltsamen Kontrast zu der mattschwarzen Musikanlage steht, die sich in einem riesigen offenen Schrank befindet. Daneben ein antik aussehender Schreibtisch, der mit Büchern und Notizen vollgepackt ist und auf dem ein Laptop vor sich hin summt.
     
    Sie schlendert ein wenig weiter in den Raum hinein – und schrickt leicht zusammen, als sie das Knistern eines Kaminfeuers vernimmt. Ein leises Fauchen kommt ihr über die Lippen, und Lee weicht zurück zur Tür, als sie hinter sich eine Stimme hört.
     
    'Feuer. Einer unserer natürlichen Feinde. Was für ein Glück, dass es nach und nach von den Menschen domestiziert wurde wie ein wildes Tier, das man hinter Gitter gesteckt hat, nicht wahr?'
     
    'Himmel, kannst du auch mal normal auftauchen? Irgendwann passiert noch ein Unglück, wenn du dich so an mich ran schleichst.'
     
    'Da mach dir mal keine Sorgen. Dir wird schon nichts passieren, meine Liebe.'
     
    Jennifer geht an Lee vorbei zum Kamin, nimmt einen Schürhaken und stochert in der Glut herum, so dass die Flammen prasselnd hoch züngeln und ein paar Funken durch den Raum fliegen. Lee hebt die Hände vor das Gesicht, was Jennifer mit einem leisen Lachen quittiert.
     
    'Eine erste Lektion, meine Liebe. Du wirst dich deinen Ängsten stellen und die Herrschaft über sie erringen. Eine Reaktion wie gerade eben will ich nicht noch einmal zur Kenntnis nehmen müssen. Verstanden?'
     
    'Ja.'
     
    Lee kramt Zigaretten hervor und lässt mit zittrigen Händen ihr Feuerzeug aufschnappen.
     
    'Ich kann mit Feuer einigermaßen um. Ich habs nur nicht so mit Scheiterhaufen.'
     
    'Nur allzu verständlich. Ach, bevor ich es vergesse - ich mag es nicht, wenn jemand die Luft verpestet. Wenn du diese lästige Angewohnheit also in meiner Anwesenheit unterlassen würdest...'
     
    Lee sieht Jennifer kurz an klappt ihr Feuerzeug wieder zu.
     
    'Klar, kein Problem.'
     
    'Schön. Nachdem wir das also geklärt hätten...'
     
    Jennifer macht eine einladende Geste und setzt sich in einen schwarzen Ledersessel. Lee setzt sich ebenfalls.
     
    ‘Du hättest dich angemessen kleiden können', sagt Jennifer
     
    'Hätte ich. Nur bin ich es nicht gewohnt in Klamotten rumzulaufen, wo ich bei jedem Schritt aufpassen muss, dass ich nicht drauf trete und mich langlege.'
     
    'Dann wirst du das üben. Aber das

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