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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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Bett gelegt. Wir sehen uns später.'
     
    Tanya will noch eine Frage stellen, aber Lee legt nur einen Finger an die Lippen und verlässt das Zimmer, eine verwirrte Tanya zurücklassend.
     
    ***
     
    Das Bad ist schick eingerichtet, aber ohne Fenster. Eine Wanne, die wohl ein Whirlpool sein soll, eine Dusche, ein großer Spiegelschrank - alles vom Feinsten. Nachdem sie sich ein ausgiebiges Bad gegönnt hat, begibt sie sich in das Zimmer zurück, macht das Licht neben dem Bett an und sieht sich zum ersten Mal genauer um.
     
    Der Raum selbst ist überraschenderweise im Gegensatz zu den anderen Räumen, die sie bisher gesehen hat angenehm eingerichtet, wenn auch ein bisschen unpersönlich – ein Gästezimmer halt, nicht ihr Geschmack, aber trotzdem. Ein großes Doppelbett mit seidener Bettwäsche, die nach Tanyas Maßstäben ein Vermögen gekostet haben muss, ein großer voll verspiegelter Kleiderschrank und ein Schreibtisch mit einem bequem aussehenden Sessel davor. In einer Ecke noch so ein sündhaft teurer Fernseher. Sie pfeift leise anerkennend durch die Zähne, lässt sich auf das wunderbar weiche Bett fallen, schnappt sich die Fernbedienung und zappt ein wenig durch die Kanäle. Alles was das Herz begehrt. Normale Kanäle, Satellit, Pay-TV - alles da.
     
    Irgendwann bleibt sie an einem Nachrichtenkanal hängen. Nichts über einen Mord hier in der Stadt. Hätte sie auch gewundert. Hier geschehen so viele furchtbare Dinge, da fällt eine Schweinerei mehr oder weniger auch nicht auf. Was ist schon ein Menschenleben? Plötzlich wird ihr wieder fröstelig. Was ist schon Dein Leben? Und wie lange wird Lee es verschonen? Was ist, wenn sie es sich gerade in diesem Moment anders überlegt und schon unterwegs ist, um die Sache zu einem Ende zu bringen?
     
    Einer plötzlichen Eingebung folgend wälzt sich Tanya über das Bett und zieht ihren Rucksack zu sich hoch, der ihr wieder so billig vorkommt, verglichen mit all dem Luxus, der sie umgibt. Unwillkürlich drückt sie ihn an sich, fast wie ein geliebtes Stofftier. Schäbig oder nicht, es ist ihrer. Und wenn sie ehrlich ist, hat sie auch nicht viel mehr. Verstohlen schaut sie ihre Habseligkeiten im Rucksack durch. Alles noch da. Ihr alter Player, ein paar Hygieneartikel, ihre Geldbörse, ein bisschen Wäsche, ihr Lieblings-Shirt...nur die Handytasche ist leer. Und gerade für dieses Teil hatte sie so lange gespart. Gemeinheit! Tanya legt den Rucksack neben sich ab wirft sich rücklings auf das Bett.
     
    Klar ist ihr Handy weg. Diese Lee ist ja nicht völlig dämlich. Aber wen will sie auch anrufen? Die Bullen? Hallo, ich hab da ein Problem...wissen Sie, ich bin grad neu in der Stadt und dachte, ich mach nen Privatstrip für nen reichen Typen, aber der hat sich dann als Psycho raus gestellt und dann kam diese Tussi und hat ihn...ja, was eigentlich? Das ist doch alles der blanke Irrsinn, niemand wird ihr das jemals glauben. Plötzlich spürt sie die bleierne Müdigkeit in ihren Gliedern.
     
    Mit einem unterdrückten Gähnen zieht Tanya die Bettdecke beiseite, gleitet zwischen die Laken und gleitet in einen unruhigen Schlummer.
     
    Als sie aufwacht, ist sie kurz desorientiert, bis sie sich wieder erinnert. Sie schwingt die Beine aus dem Bett, findet ein paar Hausschuhe und zieht sich eine Jacke über. Tanya geht an der tickenden Wanduhr vorbei zur Schiebetür, öffnet sie und betritt die Terrasse, die in den Garten des Anwesens führt.
     
    Es ist kurz vor Anbruch der Dämmerung. Der Horizont, der sich hinter den Wipfeln der Bäume erstreckt, beginnt sich zur röten, und sie hat das Gefühl, dass alles gut sein wird, wenn die Sonne erst einmal am Firmament steht. Inzwischen steigt morgendlicher Nebel auf, und Tanya zieht die Jacke, die sie sich übergeworfen hat, ein wenig enger um sich. Ein Gefühl des Unwohlseins beschleicht sie, und sie dreht sich um und will wieder in ihr Zimmer zurückgehen. Doch hinter ihr ist jetzt keine Terrasse mehr, sondern Wald, und in diesem Wald ist etwas.
     
    Panisch läuft Tanya davon, nicht wissend wohin, bis sie die Frau sieht, die wie aus dem Nichts erschienen ist und ihr den Rücken zudreht. Tanya läuft zu ihr, die Frau wird sie vor dem Wesen, das in den Wäldern auf sie lauert, beschützen, sie ist sich ganz sicher, sie hat sie schon einmal gerettet, sie wird es wieder tun. Dann dreht sich die Frau um und Tanya erstarrt, als sie das Raubtiergebiss und die gelben Augen sieht. Die Frau streckt ihre zu Klauen verformten Hände nach

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