Die Fährte des Nostradamus
dem Leib geschneidert wurde. Überhaupt sah er aus, wie einer dieser Managertypen, die Macht und Luxus schätzten. Neuerdings trug er eine Brille. Auch hier bewies er guten Geschmack bei der Auswahl des Modells. Sheldon vermutete, das Cole einen Berater für diese Dinge beschäftigte.
Hin und wieder machte Cole einen Witz und beglückte vor allem die weiblichen Gäste mit charmantem Humor. Je mehr Zeit Sheldon mit Cole verbrachte, umso unsicherer wurde er. Was, wenn sie sich irren sollten. Könnte Cole fälschlich unter Verdacht stehen? Konzentrierten sie sich auf die falsche Person, während sich der Feind in aller Ruhe vorbereitete?
Und wenn schon, dachte Sheldon abgeklärt. Solange während des Staatsbesuches nichts Ungewöhnliches passiert, würde von seiner Seite aus kein Handlungsbedarf bestehen. Sheldon betete insgeheim, das Cole ohne Zwischenfälle am Dienstag ins Flugzeug steigen, und nach Hause flöge.
Auch Cole hatte, ebenso wie seine Männer, etwas Abstoßendes, Kaltes an sich. Aber darin unterschied er sich nicht von der Mehrheit seiner Amtskollegen. Wenn man sich nur auf das Äußere beschränkte, könnte die Hälfte der anwesenden Gäste von irgendeiner dunklen Macht besessen sein, dachte Sheldon geringschätzig.
Machtbesessen waren die hier Anwesenden fast alle. Er schaute sich um, und konnte hinter den belanglosen Gesprächen, und der aufgesetzter Fröhlichkeit seiner Gäste die Gier nach Macht förmlich riechen.
Gegen 23 Uhr verließen die letzten Gäste die Botschaft, und Sheldon war erleichtert, als der Tag ohne Zwischenfälle zu Ende ging.
„Mr. Sheldon. Ich danke Ihnen für dieses phantastische Essen“, lobte Cole mit öliger Stimme, als er mit Sheldon einen letzten Drink an der Bar nahm. „Ich bin sicher, ein Versuch Ihren Koch abzuwerben ist Chancenlos?“
„Ich bin sicher, Ihre Küche steht der Meinen in nichts nach“, meinte Sheldon ebenso scheinheilig, und bot Cole einen weiteren Dring an.
Cole machte ein Gesicht, als wenn er diese Niederlage schwer verdauen könne.
„Danke gern. Was halten Sie von einem kleinen Gespräch in Ihrem wunderschönen Kaminzimmer. Vor dem prasselnden Feuer mundet dieser ausgezeichnete Whisky umso mehr.“
Coles Vorschlag war keine Bitte, und Sheldon willigte zähneknirschend ein.
Williams schloss leise die Tür hinter sich, und ließ die Männer allein. Die plötzliche Ruhe nach dem anstrengenden Tag wirkte irreal und wurde durch das prasselnde Feuer noch unterstrichen. Sheldon war müde und hatte nicht die geringste Lust auf Konversation. So überließ er es Cole, das Gespräch zu beginnen. Cole saß ihm schräg gegenüber und starrte in die Flammen. Das Farbenspiel des Feuers zeichnete scharfe Konturen in sein Gesicht, und ließen es teilweise diabolisch erscheinen. Sheldon war vernünftig genug, um darin nur das zu sehen, was es war. Ein Spiel der Schatten eben. Aus Coles Perspektive musste er selbst genau so wirken.
Die Männer hatten es sich bequem gemacht, und saßen mit hochgekrempelten gelockerten Krawatten in den Sesseln.
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie ein kleines Abenteuer hinter sich haben, Sheldon“, begann Cole plötzlich. Sheldon schoss das Blut in den Kopf. Jetzt lässt er die Katze aus dem Sack, dachte er. Natürlich musste er davon gehört haben. Schließlich gab es Tote. Zwei davon waren Angehörige des FBI.
„Eine seltsame Geschichte“, meinte er.
„Leider gab es dabei Opfer. Ich stehe gerade mit dem Yard in Verbindung, um den Fall so schnell wie möglich abzuschließen.“
Cole nahm einen Schluck und nickte.
„Stimmt es, das es bei dieser Geschichte um die Hinterlassenschaft dieses Nostradamus ging? Man erzählte mir, einer Professorin sei es gelungen seine verschlüsselten Prophezeiungen zu deuten. Mit einem Computerprogramm!“
„So ist es, Senator. Ich kann sogar bestätigen, dass einige Hinweise die uns Ms. Moreno gab, tatsächlich zutrafen. Sie wissen sicher von dem geplanten Anschlag auf den Glen Canyon Staudamm?“
„Sicher, sicher“, meinte Cole nebensächlich. Entspannt lehnte er in seinem Sessel und nippte an seinem Glas.
„Ich persönlich halte nicht viel von solchen Hokuspokus, aber nach diesem Erlebnis…“
„Sie müssen wissen… ich bin an solchen verrückten Sachen sehr interessiert. Manche behaupten ja, dass diese Dinge reine Esoterik sind, und nur von Spinnern geglaubt werden. Aber, zumindest ich für meinen Teil behaupte, da ist mehr dran, als der moderne Mensch glauben
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