Die Fährte des Nostradamus
Kirsten und Sheldon, das sie aussteigen sollten.
Wie auf ein geheimes Kommando, verstummten plötzlich die Zikaden. Die nun entstandene Stille senkte sich wie ein Schirm über den Hof. Aus der Ferne drang der Ruf eines Käuzchens zu ihnen und hallte im Nebel nach, der den Hof umgab.
„Seltsam nicht war? Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen. Die Viecher machen die ganze Zeit über Krawall, aber gegen Mitternacht ist der ganze Zauber plötzlich vorbei. Sind scheinbar in der Gewerkschaft und achten peinlich genau auf ihre Arbeitszeit“, scherzte Festus.
Auf der Veranda angekommen, wurde Steve neugierig von Alexa beschnuppert. Kirsten und der Botschafter kamen vorsichtig dazu. Beide ließen den Blick auch dann nicht von dem Hund, als Steve seinem Freund die Beiden vorstellte.
Alexa schnüffelte nun auch an den Beinen der anderen Gäste. Dann blickte sie Festus fragend an, setzte sich neben ihm auf die Hinterläufe und wedelte auffordernd mit dem Schwanz.
Festus kramte etwas aus seiner Jackentasche und hielt es der Hündin hin. Alexa nahm das Leckerli freudig an und verschwand zufrieden in die Dunkelheit.
„Meine treue Alexa. Ein wirklich außergewöhnliches Tier. Und Ihr könnt mir eines glauben, mit Hunden habe ich Erfahrung, nicht war Steve? Aber was bin ich für ein schlechter Gastgeber. Kommt erst einmal herein und streckt Eure müden Beine aus. Ich mach uns was zu Trinken. Betty schläft zwar schon, leise sein braucht Ihr aber nicht. Schwerhörig, versteht Ihr?“
Kirsten und der Botschafter waren gleichermaßen überrascht, als sie das Haus betraten. Das ganze untere Gebäude bestand im Wesentlichen aus einer großen Diele, die durch dekorative Raumteiler in einzelne Bereiche eingeteilt war. Überall standen geschmackvoll ausgesuchte Möbel, die sicher nicht unter hundert Jahre alt waren. Über den eindrucksvollen Kamin hing ein noch imposanteres Gemälde, das die Schlacht um Waterloo zeigte. Unzählige Wanduhren schmückten die Wände, von denen jedoch nur eine ihren Pendel schwang.
Mitten im Raum führte eine breite Treppe in die obere Etage, wo Kirsten weitere Zimmer vermutete. Das Feuer knisterte verlockend und eine Gruppe von unterschiedlichen Ohrensesseln lud zum gemütlichen Verweilen ein. Ein seltsamer Geruch, nicht unangenehm, sorgte für eine besondere Atmosphäre. Kirsten kannte sich ein wenig mit Kräutern aus und tippte auf Salbei oder Bohnenkraut.
„Macht es Euch bequem. Nur zu...“
Festus deutete auf die Sessel und verschwand, um kurz darauf mit einem gut bestückten Getränkewagen wieder zu kommen.
„Steve, wenn Du so gütig bist. Ich setzte noch etwas Wasser auf, damit wir nachher noch einen Tee trinken können, verstehst Du?“
Während Kirsten und Sheldon sich in die Sessel sinken ließen, schenkte Steve jeden von ihnen wie selbstverständlich erst Scotch ein. Festus kam mit einen Wasserkessel wieder und hing ihn an einen Schmiedeeisernen Haken im Kamin. Dann setzte auch er sich. Seinen Scotch in der Hand wärmend blickte er jeden einzelnen neugierig an.
„So. Dann erzählt mal. Was führt Euch mitten in der Nacht in die Bretagne.“
Bill Spooner, der wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Festus aus der Serie „Rauchende Colts“, an seinem eigentümlichen Spitznahmen gekommen war, hatte viele Jahre als Ausbilder für die Hundestaffel der britischen Regierung gearbeitet. Dort nannte man ihn auch den „Hundeflüsterer“. Es gab vermutlich keinen Zweiten auf der Welt, der wie Festus mit diesen Tieren umgehen konnte. Viele seiner „Jungs“, wie er die Hunde nannte, wurden in der ganzen Welt bei verschiedensten Gelegenheiten eingesetzt. Neben Sprengsätzen und Drogen, Tabakwaren und Spirituosen, spürten seine Hunde inzwischen auch Datenträger wie Disketten oder Festplatten auf. Raubkopierern wurde damit das Leben erheblich schwerer gemacht. Selbst die kreativsten Verstecke waren vor den empfindlichen Nasen seiner Spürhunde nicht sicher.
Seine zweite Aufgabe, und die lag ihm besonders am Herzen, war die Rehabilitierung traumatisierter Opfer von Verbrechen. Mit hierfür speziell ausgebildeten Hunden tastete er sich einfühlsam an die verwundeten Psychen seiner Schützlinge. Es war immer wieder ein besonderes Erlebnis für ihn zu beobachten, wie die intelligenten Tiere auf die verzweifelten Menschen wirkten. Nach und nach konnte man sehen, wie die Hunde durch ihre bloße Anwesenheit, die zurückgezogenen Seelen der Patienten zurück ins Leben führten.
So war es auch
Weitere Kostenlose Bücher