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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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»Was habt ihr hier gefunden?«
    »Ziemlich interessante Sachen, fürchte ich«, sagte Ivarsson. »Das Wichtigste ist jetzt, wie wir der Presse klar machen können, dass einer unserer eigenen Polizisten …«
    »He, he«, donnerte Møller, »nicht so schnell. Gib mir erst mal einen kurzen Bericht.«
    Ivarsson lächelte gezwungen. »Komm mit.«
    Der Chef des Raubdezernates ging vor den drei anderen durch eine niedrige Tür und dann über eine steile Steintreppe in den Keller hinunter. Møller bückte seinen dünnen, langen Körper so gut er konnte, um nicht an Decke und Wände zu stoßen. Er mochte Keller nicht.
    Ivarssons Stimme hallte an den Wänden dumpf wider. »Wie du weißt, erhielt Beate Lønn heute eine Reihe von E-Mails, die Hole weitergeleitet hat. Hole behauptet, diese E-Mails von einer Person erhalten zu haben, die geständig ist, Anna Bethsen ermordet zu haben. Ich war im Präsidium und habe diese E-Mails vor einer Stunde gelesen. Klar ausgedrückt handelt es sich vorwiegend um unverständliches, verwirrtes Gekritzel. Aber es beinhaltet auch Enthüllungen, die der Absender nicht haben könnte, wenn er nicht eine wirklich intime Kenntnis der Geschehnisse hätte, die an diesem Abend bei Anna Bethsen vorgefallen sind. Auch wenn diese Enthüllungen Hole am Abend des Mordes bei Anna Bethsen platzieren, beinhalten sie dennoch ein vermeintliches Alibi für Hole.«
    »Vermeintliches?« Møller duckte sich unter einem Türrahmen hindurch. Dahinter war die Decke noch niedriger, und er ging gebeugt weiter, wobei er krampfhaft nicht daran zu denken versuchte, dass sich über ihm vier Stockwerke Mauerwerk befanden, die im Großen und Ganzen durch Lehm und alte Holzbalken zusammengehalten wurden. »Wie meinst du das, Ivarsson? Hast du nicht gesagt, die Briefe seien eine Art Geständnis?«
    »Zuerst haben wir die Wohnung untersucht«, sagte Ivarsson. »Wir schalteten seinen PC ein, öffneten die Mailbox und fanden tatsächlich die Mails, die er empfangen hatte. Genau so, wie er es Beate Lønn geschrieben hatte. Ein vermeintliches Alibi also.«
    »Das habe ich schon einmal gehört«, sagte Møller deutlich verärgert. »Können wir jetzt zum Punkt kommen?«
    »Der entscheidende Punkt ist, wer diese E-Mails an Harrys PC geschickt hat.«
    Møller hörte Stimmen.
    »Es ist gleich um die Ecke«, sagte der Mann, der sich als Harrys Nachbar vorgestellt hatte.
    Sie blieben vor einem Kellerabteil stehen. Hinter der Drahtgittertür saßen zwei Männer in der Hocke. Der eine leuchtete mit einer Taschenlampe auf die Rückseite eines Laptops, während er dem anderen eine Nummer vorlas, die dieser notierte. Møller sah, dass zwei Stromkabel zu der Steckdose in der Ecke führten. Eines zu dem Laptop und ein weiteres zu einem Nokia-Mobiltelefon, das wiederum mit dem Laptop verbunden war.
    Møller richtete sich so gut es ging auf. »Und was hat das zu bedeuten?«
    Ivarsson legte die Hand auf die Schulter von Harrys Nachbar. »Ali sagte, er sei ein paar Tage nach dem Mord an Anna Bethsen hier unten im Keller gewesen und da habe er zum ersten Mal den Laptop mit dem Telefon in Harrys Kellerabteil bemerkt. Das Telefon haben wir bereits überprüft.«
    »Ja und?«
    »Es ist Holes. Jetzt versuchen wir herauszufinden, wer den Laptop gekauft hat. Wie auch immer, wir haben das Verzeichnis der gesendeten Mails überprüft.«
    Møller schloss die Augen. Sein Rücken schmerzte bereits.
    »Und da sind sie.« Ivarsson schüttelte vielsagend den Kopf. »All die Mails, von denen uns Harry Glauben machen will, der unbekannte Mörder hätte sie ihm geschickt.«
    »Hm«, sagte Möller. »Das sieht nicht gut aus.«
    »Aber den eigentlichen Beweis hat Weber in der Wohnung gefunden.«
    Møller sah Weber fragend an, der mit düsterer Miene einen kleinen, durchsichtigen Plastikbeutel hochstreckte.
    »Ein Schlüssel?«, fragte Møller. »Mit den Initialen A.A.?«
    »In der Schublade des Telefontischchens«, sagte Weber. »Er stimmt mit dem Schlüssel zu Anna Bethsens Wohnung überein.«
    Møller starrte Weber dumpf an. Das harte Licht der nackten Glühbirne gab seinem Gesicht die gleiche leichenblasse Farbe wie den weiß gekalkten Wänden, und Møller hatte das Gefühl, in einem Grab zu sein. »Ich muss raus«, sagte er leise.
     

 
     
     

    Kapitel 37 – Spiuni gjerman
     
    Harry schlug die Augen auf, sah direkt in ein lachendes Kindergesicht und spürte den ersten Hammerschlag.
    Er schloss die Augen wieder, doch weder das Lachen des Mädchens noch die

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