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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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»Wie meinst du das?«
    »Es ist gut, dass du anderer Meinung bist. Das bedeutet vielleicht, dass du etwas begriffen hast, ohne selbst zu wissen, was. Nur ich habe noch nichts gerafft.« Er begann wieder zu gehen. »Dann gehen wir davon aus, dass du Recht hast. Denken wir mal darüber nach, wohin uns das führt.« Er blieb vor dem Aufzug stehen und drückte auf den Knopf.
    »Wohin willst du jetzt?«, fragte Beate.
    »Ein Detail überprüfen, ich bin in einer knappen Stunde wieder hier.«
    Die Aufzugtüren öffneten sich und Dezernatsleiter Ivarsson kam heraus.
    »Ei«, rief er strahlend. »Unsere Meisterdetektive auf heißer Spur? Gibt es etwas Neues?«
    »Das Besondere an der Parallelermittlung ist doch wohl, nicht immer gleich über alles Bericht zu erstatten«, sagte Harry und ging um ihn herum in den Aufzug. »Wenn ich Sie und das FBI richtig verstanden habe.«
    Ivarsson grinste breit, hielt aber Harrys Blick stand. »Entscheidende Hinweise müssen wir natürlich teilen.«
    Harry drückte den Aufzugknopf zum Erdgeschoss, doch Ivarsson stellte sich in die Öffnung und blockierte die Türen: »Nun?«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Stine Grette hat dem Bankräuber etwas zugeflüstert, ehe er sie erschossen hat.«
    »Ach ja?«
    »Wir glauben, dass sie gesagt hat: ›Es ist meine Schuld.‹«
    »Es ist meine Schuld?«
    »Ja.«
    Ivarsson runzelte die Stirn. »Das kann doch wohl nicht stimmen? Es würde doch wohl besser passen, wenn sie ›Es ist nicht meine Schuld‹ gesagt hätte, schließlich war es der Filialleiter, der sechs Sekunden zu lang gebraucht hat, um das Geld in die Tasche zu stopfen.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, sagte Harry und blickte demonstrativ auf die Uhr. »Wir haben den besten Experten des Landes zu Rate gezogen. Aber die Details kann Ihnen Beate berichten.«
    Ivarsson lehnte sich gegen die Aufzugtür, die ärgerlich gegen seinen Rücken drückte. »Sie vergisst also in der ganzen Aufregung das ›nicht‹? Mehr habt ihr nicht, Beate?«
    Beate wurde rot. »Ich habe gerade mit der Auswertung des Videos von dem Überfall im Kirkevei begonnen.«
    »Schon ein paar Erkenntnisse?«
    Ihr Blick huschte von Ivarsson zu Harry und zurück. »Vorläufig nicht.«
    »Also nichts«, sagte Ivarsson. »Dann freut es euch ja vielleicht zu hören, dass wir neun Verdächtige zum Verhör herbestellt haben. Und wir haben einen Plan, wie wir endlich etwas aus Raskol herausbekommen.«
    »Raskol?«, fragte Harry.
    »Raskol Baxhet, der wahre König der Ratten«, sagte Ivarsson, packte seine Hosenträger, holte tief Luft und zog seine Hose mit zufriedenem Grinsen hoch. »Aber über die Details kann Sie ja Beate informieren.«
     

 
     
     

    Kapitel 13 – Marmor
     
    Harry war sich im Klaren darüber, dass er, was einzelne Sachen anging, kleinlich war. Wie beim Bogstadvei, zum Beispiel. Er mochte den Bogstadvei nicht. Er wusste eigentlich nicht, warum, vielleicht weil auf dieser Straße, gepflastert mit Gold und Öl, den eigentlichen Sahnehäubchen auf der Sahne, niemand lächelte. Harry lächelte auch nicht, aber er wohnte in Bislett, wurde nicht fürs Lächeln bezahlt und hatte gerade jetzt einige gute Gründe, nicht zu lächeln. Doch das bedeutete nicht, dass Harry, so wie die meisten Norweger, nicht gerne angelächelt wurde.
    Harry versuchte innerlich, das Verhalten des Jungen hinter dem Tresen des 7-Eleven damit zu entschuldigen, dass er vielleicht seinen Job hasste, womöglich auch in Bislett wohnte und dass es überdies wieder zu schütten begonnen hatte.
    Das blasse Gesicht mit den roten, wütenden Pickeln blickte uninteressiert auf Harrys Polizeimarke: »Woher soll ich denn wissen, wie lange dieses Ding da schon steht?«
    »Weil es grün ist und dir die halbe Aussicht auf den Bogstadvei versperrt«, sagte Harry.
    Der Junge stöhnte und stemmte die Hände in seine Hüften, die auf mirakulöse Weise seine Hose festhielten. »Eine Woche, so etwa. Du, hinter dir is' 'ne Schlange.«
    »Hm. Ich hab mal reingeguckt, das Ding ist abgesehen von ein paar Zeitungen und Flaschen vollkommen leer. Weißt du, wer den Container bestellt hat?«
    »Nee.«
    »Wie ich sehe, habt ihr hier über dem Tresen eine Überwachungskamera. Es sieht fast so aus, als wäre der Container draußen vor dem Fenster im Bild?«
    »Möglich.«
    »Wenn es noch die Aufnahmen vom letzten Freitag gibt, würde ich mir die gerne ansehen.«
    »Ruf morgen an, dann ist Tobben hier.«
    »Tobben?«
    »Der Ladeninhaber.«
    »Ich würde eher vorschlagen,

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