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Die Fahrt der Slanderscree

Die Fahrt der Slanderscree

Titel: Die Fahrt der Slanderscree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hoffnungsvoll. »Eine Menge Schlachten wurden durch Waffen entschieden, die im kritischen Augenblick nicht funktionierten.«
    »Sie werden uns wohl eher zählen.«
    Die Verzögerung dauerte nicht lange, und auch mit der Laserkanone war alles in Ordnung. Ein intensiver Ausbruch energiereichen Lichts strahlte vorübergehend heller als die Sonne. Es traf nicht das Rettungsboot, sondern das vor und unter ihm liegende Eis.
    Kufen fanden keinen Widerstand mehr, der kleine Segler brach seitlich aus und der Mast knickte ein, als das Eis unter der konzentrierten Hitze verdampfte. Sie schlingerten wild nach Backbord. Hunnar atmete heftig ein und packte die Ruderpinne. Grurwelk fluchte, als sie über Ethan rollte, während Ta-hoding ein hastiges Gebet hervorstieß.
    Sie sanken nicht. Die Eisschicht war zwar überall um sie herum zertrümmert, aber nicht vollständig zerschmolzen. Das Rettungsboot ruhte zum Teil auf einer großen Scholle, die unter der Steuerbordkufe verblieben war. Als sie Backbord wegsackten, begann Wasser durch die Planken zu sickern. Es sammelte sich um Ethans Füße, als er sich hochkämpfte. Der Überlebensanzug hielt es von seiner Haut fern.
    »Was, zum Teufel, tun sie?« fragte er, als im selben Moment ein weiterer Blitzschlag der Kanone das Eis rechts von ihnen verdampfte. September hatte sich hinter die Reling geduckt, jetzt hob er den Kopf, um zu ihren Angreifern hinüberzuspähen.
    »Katz und Maus«, murmelte er gepreßt. Ein neuer Energiestoß zerschmolz weiteres Eis vor ihnen. »Sie haben vor, uns in offenem Wasser festzuhalten, bis wir sinken.«
    »Und wenn wir nicht sinken?«
    »Ich bin sicher, sie finden eine Möglichkeit, die Sache zu beschleunigen. Werden das Heck wegschießen oder so was.«
    Ethan holte seinen Strahler hervor. »Wir müssen auf sie schießen. Wir können hier doch nicht einfach herumsitzen!«
    September legte ihm zurückhaltend die Hand auf die Schulter. »Vielleicht wollen sie das herausfinden: Ob wir die Waffen haben oder ob sie auf der Slanderscree sind. Spar die Ladung. Sie sind immer noch außer Reichweite. Wenn wir nicht feuern, glauben sie vielleicht, wir haben sie nicht, und kommen etwas näher.« Er leckte sich die Lippen. »Sie sind nicht mehr weit weg. Na kommt schon, wir sind hier unten so hilflos, wie man nur sein kann. Kommt her und seht es euch aus der Nähe an!«
    Inzwischen trieben sie auf offenem Wasser von der Ausdehnung eines kleinen Teichs. Kleine Wellen wiegten das Rettungsboot, das sich weigerte zu sinken. Williams fand in der Kajüte ein paar Töpfe, und bald schöpften er und Ta-hoding wie wild. Kein Zweifel, daß die auf dem Skimmer diese letztlich vergebliche Aktivität höchst amüsant fanden.
    Dann wurden sie alle zurückgeworfen, als sich das Wasser unter ihnen hob.
    Es mußte ein Fisch gewesen sein. Ethan wußte nicht, wie er das Geschöpf sonst nennen sollte, denn er konnte nur einen flüchtigen Blick darauf erhaschen. Williams, der es besser hatte sehen können, hielt es für die größte Seegurke des Universums. Das Wesen hatte eine gefleckte, ledrige Haut, aus der tentakelähnliche rote und purpurne Pseudopodien hervorwuchsen, und es schnappte sich den schwebenden Skimmer so beiläufig wie eine Forelle eine Fliege. Es hing einen Moment in der Luft, ein Farbstreifen vor dem reinen Blau des Himmels, der hintere Teil des Skimmers baumelte an hornigen Lippen. Als es unter das Eis zurückglitt, sprangen die beiden Tran, die hinten gesessen hatten, ab.
    Die durch das Wegtauchen erzeugte Welle zerschmetterte weiteres Eis und ließ das Rettungsboot wild tanzen. Ethan und seine Gefährten waren dieser monströsen Lebensform, die in den dunklen Tiefen der auf ihrem Grund immer noch flüssigen Meere lebte, bisher erst einmal begegnet. Zweifellos verfügte auch diese Erscheinung, die sie unabsichtlich, wenn auch nur kurzfristig gerettet hatte, über ein Wärmezyklus-Stadium, genau wie die Tran und alle anderen Bewohner dieser gefrorenen Welt. Vielleicht hatte das Wesen Augen; Ethan hatte allerdings keine bemerkt. In den kalten, lichtlosen Tiefen traten andere Sinne in den Vordergrund. Wahrscheinlich hatte der schwimmende Leviathan die Vibrationen des Skimmers gespürt.
    Was würde er mit dem auf dem Wasser treibenden Rettungsboot anfangen?
    Ethan zwang sich, ruhig zu bleiben. In Umriß, Größe und Bewegung unterschied sich ihr kleines Boot wenig von den Eisschollen, die es überall umgaben. Er erhob sich auf die Knie und spähte über den Bootsrand.

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