Die Fahrt der Slanderscree
mehr sie verschwenden, indem sie uns dort suchen, wo wir nicht sind, desto unwahrscheinlicher ist es, daß sie uns finden. Es ist verdammt sicher, daß wir ihnen nicht davonsegeln können. Nicht in diesem Zeug.« Er wies über die Reling.
Es schien Ethan, daß die Wasserschicht über dem Eis in der kurzen Zeit, die sie eingesperrt gewesen waren, um einen Zentimeter gewachsen war. Das war natürlich unmöglich. So eine Zunahme erforderte Monate der Erwärmung. Aber dem Gefühl, ihr kleiner Eissegler würde sich jeden Augenblick in ein Boot verwandeln, war nur schwer zu entrinnen.
Gegen Mittag hatten die die Grenzen des Kontinentalplateaus markierenden Klippen die ungewöhnlichen sanften Hänge des Hafens ersetzt, den sie hinter sich gelassen hatten. Die Sonne schien hell und stechend, für die drei Tran war die Luft immer noch warm, allerdings nicht so warm, daß die drei Menschen erwägen konnten, ihre Anzüge abzulegen. Sie konnten aber immerhin auf ihre Kapuzen und Visiere verzichten. Es war ein wenig Kälte wert, Tran-ky-kys reine, saubere Luft direkt einzuatmen.
Mit zurückgeschlagenen Kapuzen konnte man besser hören, so daß alle das tiefe, summende Winseln praktisch gleichzeitig hörten. Es war laut genug, um das Pfeifen zu übertönen, mit dem der Wind durch die Takelage des kleinen Boots strich. September eilte zum Heck, wo er zähneknirschend gegen das Eis und ein ungnädiges Schicksal wütete.
»Wie haben sie uns gefunden? Wie?« Er umklammerte den erbeuteten Strahler mit seiner mächtigen Faust, obwohl er wußte, daß dieser nicht viel gegen einen schwerbewaffneten Skimmer nutzen würde. Ethan nahm die andere Handwaffe.
»Ich bin nicht sicher, ob sie uns diesmal die Gelegenheit geben werden, Fragen zu stellen.« Er gestikulierte mit dem Strahler. »Vielleicht kommen sie nahe heran, um zu sehen, ob wir es sind, und wir können sie einzeln abschießen.«
»Vielleicht.« Septembers Ton zeigte deutlich, wie er ihre Chancen einschätzte. »Hängt davon ab, wer an Bord ist: Menschen, Tran oder beides.«
Grurwelk war neben sie getreten. Jetzt streckte sie den Arm aus. »Dort ist es.«
Mehrere Minuten verstrichen, bis das Luftkissenfahrzeug so nahe herangekommen war, daß die weit schlechter sehenden Menschen die silbrige Silhouette ausmachen konnten. Sie kam rasch heran, immer drei Meter über dem Eis bleibend.
»Gute Suchgeräte«, murmelte September unglücklich. »Ich hatte darauf gehofft, daß sie keine tragbaren Apparate haben. Offensichtlich habe ich mich geirrt. Oder vielleicht haben sie nur gut geraten.«
»Vielleicht sind wir jetzt am Zug.« Ethan versteckte seinen Strahler. »Sie wissen möglicherweise, daß wir die hier an uns gebracht haben, aber sie wissen nicht sicher, ob wir sie bei uns haben. Sie könnten glauben, daß sie immer noch auf der Slanderscree sind.«
September zögerte und schob seinen Strahler dann in eine Hosentasche. »Möglich. Nicht wahrscheinlich, aber möglich. Wir werden es nur zu bald erfahren.« Ihm schossen Tränen in die Augen, als er in den scharfen Wind blickte. »Was ist mit der schweren Artillerie?«
»Ich fürchte, die Waffe, von der du sprichst, ist immer noch auf dem Himmelsboot befestigt.« Hunnar wies mit dem Kopf auf die verborgenen Strahler. »Könnt ihr sie mit diesen kleineren Lichtwaffen erreichen?« fragte er mehr hoffend als zuversichtlich.
»Nicht wenn sie außer Reichweite bleiben«, antwortete September. »Bereitet euch besser darauf vor, das Schiff zu verlassen, wenn sie schießen. Eine schwere Energiewaffe wird aus diesem Boot Späne machen. Die Luft im Holz wird explodieren und das übrige wird brennen.«
»Das Boot verlassen?« Ta-hoding klammerte sich an die Ruderpinne und sah unbehaglich auf die Schicht kalten Wassers, durch die ihre Steinkufen schnitten. »Was, wenn wir durch das Eis zur Mitte der Welt fallen?«
»Mach dir darüber keine Sorgen«, beschied Ethan ihn grimmig. »Du wirst erfroren sein, bevor du ertrinken kannst.«
»Sie werden langsamer.« September blinzelte sich die Tränen aus den Augen. »Verdammt. Sie müssen vermuten, daß wir die Strahler haben.«
»Kannst du erkennen, wie viele es sind?«
»Mit Sicherheit zwei Tran«, sagte Hunnar ruhig. »Mindestens zwei von euch. Einer steuert, der andere sitzt hinter der großen Lichtwaffe.«
»Sie riskieren nichts«, grollte September. »Worauf warten sie denn noch? Warum erledigen sie uns nicht?«
»Vielleicht haben sie Probleme mit der Kanone«, meinte Ethan
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