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Die Fahrt der Slanderscree

Die Fahrt der Slanderscree

Titel: Die Fahrt der Slanderscree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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haben sollte, Ihren Körper aus der Verwaltung zum Verbrennungsofen zu schmuggeln.«
    Seine Hand tauchte in eine schmale Beintasche des engen Anzugs. Als sie wieder auftauchte, sah Williams das winzige Klappstilett, das zwischen den geschlossenen Fingern hervorragte. Wie Marquels Gewand waren Klinge und Griff obsidianschwarz.
    »Das wird nicht gerade nach einem Unfall aussehen.«
    Marquel nickte zustimmend. »Ich bemerke mit Freude, daß Sie es im rechten Geist aufnehmen. So viele können das nicht. Sie brechen zusammen, heulen, jammern und bitten, obwohl sie wissen, daß das nur Zeitverschwendung ist. Es ist eine angenehme Abwechslung, jemanden zu töten, der das Unabwendliche wie ein Erwachsener hinzunehmen weiß.« Er hielt das Stilett gegen das Licht und bewunderte es.
    »Sie haben recht. Das würde nicht sehr nach einem Unfall aussehen. Aber dafür ist es Tradition. So gern ich es auch benutzen möchte, wird es für uns beide einfacher sein, wenn Sie einfach das hier schlucken.« Er hielt Williams eine Kapsel hin. Sie war zur Abwechslung hellblau anstatt schwarz oder rot.
    »Warum sollte ich es für Sie einfacher machen?«
    »Weil die hier in weniger als einer Minute lautlos und ohne Blut tötet. Es wird genauso sein, als ob Sie einschlafen. Kein Schmerz. Wirksam. Wenn Sie sie nicht nehmen, werde ich Sie verletzen müssen. Das wird langsamer sein, schmutziger und für Sie weit unangenehmer. Das Ergebnis wird dasselbe sein. Dieses Büro ist zwar schallgedämmt, aber ich werde vorsichtshalber als erstes ihre Stimmbänder durchtrennen müssen. Manche Leute können beim Sterben sehr laut werden.«
    Er bewegte sich jetzt gezielt auf den Lehrer zu, mehr gleitend als gehend. »Widerstand ist zwecklos. Ich bin weit kräftiger als ich aussehe, viel kräftiger als Sie und erheblich schneller. Töten ist mein Beruf. Wissen Sie, ich habe noch nie einen Lehrer getötet. Ich bin nicht sicher, daß irgendein Qwarm je die Gelegenheit hatte, einen Lehrer zu töten. Es gibt da keine große Nachfrage.«
    »Sind Sie sicher, daß nichts, was ich sage, Sie umstimmen könnte? Nicht so sehr um meinetwillen, sondern wegen all der anderen, deren Leben hier auf dem Spiel steht.«
    »Nobel. Das gefällt mir. Man sieht heutzutage nicht viel davon. Nein, ich fürchte, es gibt da nichts. Kontrakt ist Kontrakt. Gleichgültig, welche persönlichen Gefühle ich hegen mag – es gibt Gildenregeln, denen ich zu gehorchen habe.«
    »Seltsamerweise begreife ich Ihre Lage.« Milliken seufzte. »Nun ja, ich bin dort draußen während der vergangenen Monate ein halbes Dutzend Mal fast getötet worden.« Er streckte eine Hand aus. »Geben Sie mir die Pille. Ich mag keinen Schmerz. Sie sind sicher, daß es nicht schmerzt?«
    »Überhaupt nicht.« Marquel reichte ihm die blaue Kapsel. »Tatsächlich beneide ich Sie fast. Das ist Trofanin, ein hochpotentes Narkotikum. Sie werden das großartigste High Ihres Lebens erleben, auch wenn es nicht lange dauert. Sie werden nicht nur keine Schmerzen haben, sondern von Freude überwältigt werden. Sie sehen, wir sind ganz geschäftsmäßig, überhaupt nicht grausam – falls nicht jemand dafür bezahlt, natürlich. Wir unternehmen jede Anstrengung, um…«
    Verblüffung breitete sich über Marquels Gesicht. Das schwarze Stilett kam hoch und stieß zu. Williams duckte sich und rollte sich ab, die Klinge stieß in ein Bücherregal und die darunterliegende Wand. Als er sich wieder aufrichtete, drehte der Qwarm sich um und wankte steifbeinig auf ihn zu.
    Das Büro der Kommissarin war an einer Wand mit Werkzeugen und Kunsthandwerk der Tran dekoriert. Sehr hübsch, sehr völkerkundlich. Darunter war eine Dornschleuder, eine winzige, unscheinbare Vorrichtung aus Knochen und Horn. Mit Hilfe einer kleinen Feder aus fischbeinähnlichem Material konnte sie einen fünfzehn Zentimeter langen Dorn katapultieren. Williams hatte sie, während er im Plauderton mit Marquel sprach, die ganze Zeit mit seinem Körper abgeschirmt und geladen.
    Der Winkel war schlecht, aber er wußte, daß er nicht die Zeit haben würde, die Dornschleuder vom Haken zu nehmen und mit ihr zu zielen. Als er den Kopf zurückgelegt und die Kapsel gehoben hatte, als wollte er sie schlucken, hatte Marquels Aufmerksamkeit sich auf Millikens rechte Hand konzentriert. Genau vor dem Schlucken hatte Williams sich nach rechts gedreht, die Schleuder hervorgeholt und mit der Linken den kleinen Abzug betätigt.
    Marquel war auf Armeslänge entfernt gewesen. Die

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