Die Fahrt der Slanderscree
toten Mann bildete sich eine stetig größer werdende Pfütze aus Blut. Er starrte weiter zur Decke, sein Gesicht zeigte eher Staunen und Überraschung als Schmerz.
Williams stolperte zum Schreibtisch. In einem Schubfach fand er ein hochklappbares Pult mit mehreren Schalterreihen. Welcher öffnete die verriegelte Tür, welcher alarmierte den Wachdienst?
Er suchte noch, als die Türflügel sich unerwarteterweise teilten, um die elegant gekleidete Planetarische Kommissarm einzulassen. Sie sah ihn einen Moment lang verständnislos an, bevor ihr Blick auf den Leichnam in der Mitte des Raums fiel. Ihr Gesicht versteinerte sich, und sie wich einen Schritt zurück.
»Was, zum Teufel, ist hier los? Wer sind – halt, ich erinnere mich an Sie. Sie sind einer von diesen dreien, die…«
»Williams. Milliken Williams.« Er verzog das Gesicht und umklammerte seine pochende Schulter. Hätte Marquel ihn ernster genommen, das Stilett, daran hegte er nicht den geringsten Zweifel, wäre vergiftet gewesen. »Dürfte ich Sie bitten, einen Arzt zu rufen?« Er wies auf das Schaltpult. »Ich weiß nicht, welcher von denen wozu dient.«
Sie kam zu ihm herüber. Ihre Finger flogen über eine Reihe von Schaltern. Williams war sich trübe eines irgendwo ausgelösten Alarms bewußt. Nicht imstande, noch länger zu stehen, ließ er sich auf ihrem Sessel nieder.
»Ein Qwarm. Ich habe über sie gelesen, aber nie erwartet, tatsächlich je einen zu sehen. So bedeutend bin ich nicht«, sagte sie.
»Was glauben Sie, wie ich mich fühle?«
»Warten Sie!« Sie aktivierte eine andere Schaltung. »Krankenstation? Wo ist dieser Arzt, nach dem ich geläutet habe? Schickt mir sofort ein paar Leute herauf! Ich habe einen Mann mit einer Stichwunde hier.« Sie wies auf Marquel. »Er war immer schlecht im Diktatübertragen, aber ich hatte nicht das Herz, ihn zu entlassen. Ist mir nie gewalttätig vorgekommen. Nun, da kann man mal sehen. Ist er tot?«
»Das hoffe ich aufrichtig.«
»Worum geht es denn überhaupt?«
»Am Rand des Südkontinents arbeitet eine große, illegale, von Menschen errichtete Anlage. Die Betreiber nahmen uns gefangen; wir flohen. Ethan, Skua und die anderen gingen zurück, um denen zu helfen, die nicht weg konnten. Ich kam hierher, um Ihnen zu berichten… zu berichten…« Plötzlich wurde ihm das Sprechen schwer.
Sie beugte sich über das Interkom. »Wo bleibt dieser Mediziner, verdammt?«
Ein Knacken, dann antwortete eine Stimme. »Hier ist die Krankenstation. Welcher Mediziner, Miss Stanhope?«
»Der, den ich gerade – einen Augenblick, wer spricht?«
»Marianne Sanchez, Kommissarin. Haben Sie einen Arzt gerufen?«
»Ja, verdammt, das habe ich. Wer hat den Anruf entgegengenommen? Wer war vor einem Augenblick in der Station?«
»Keiner der Mediziner. Josef, glaube ich. Josef Nilachek. Er gehört zur Verwaltung. Einer von Ihren Leuten.«
»Einer von…« Sie sah Williams an.
Der Lehrer hatte eine tiefe Abneigung gegen das Fluchen. Er ignorierte sie. »Scheiße. Marquel war also nicht allein.«
Das Shuttle war entladen und zur Wartung in den Hangar gebracht worden. Nilachek drückte sich im Schatten herum, bis das letzte Mitglied der Besatzung das Schiff verlassen hatte. Er wußte, was er zu tun hatte.
Marquel hätte die Klarmeldung senden und einen Körpersack für sein Opfer anfordern müssen. Daß sich statt dessen die Kommissarin gemeldet hatte, ließ an viele Möglichkeiten denken, keine davon war gut. Es war eigentlich unmöglich, daß der Qwarm versagt hatte, aber andererseits schien in der letzten Zeit alles schiefzugehen. Irgendwie würde er sich entweder mit der Gesellschaft oder mit Bamaputra in Verbindung setzen müssen.
Aber vorher mußte er sicherstellen, daß die Enthüllungen des Lehrers auf Tran-ky-ky blieben. Das bedeutete sowohl den Subraumstrahl als auch die Normalfunkverbindungen zum Schiff unbrauchbar zu machen. Der Strahl und die angeschlossene Funkanlage des Außenpostens waren unbeweglich, also würde er sich zuerst um den Sender des Shuttles kümmern. Es sollte nicht schwierig sein, und wenn das kleine Päckchen konzentrierten Sprengstoffs im Innern des kleinen Fahrzeugs explodierte, würde das soviel Aufmerksamkeit auf sich lenken, daß er sich ungehindert um die Kommunikationseinrichtungen des Außenpostens kümmern konnte.
Er mußte schnell sein. Erst die Kommunikationseinrichtungen ausschalten und sich dann diesen vorwitzigen Lehrer vornehmen, bevor dieser Einzelheiten seiner
Weitere Kostenlose Bücher