Die Fahrt der Slanderscree
bin viel kleiner, und mein Anzug wird meine Körperhitze vielleicht vor seinen Rezeptoren abschirmen.« Hunnar dachte darüber nach, nickte dann zögernd und trat zu den anderen Zuschauern zurück.
Ethan ließ sich auf Hände und Knie nieder und arbeitete sich so zur Reling vor. Er hörte das besorgte Murmeln der Tran und der Menschen. Hwang und ihre Begleiter hatten sich auf Deck zu den Tran gesellt und bombardierten September und Hunnar mit Fragen, die beide nicht beantworten konnten.
Er stieß mit dem Kopf gegen das Holz. Nichts griff über die Reling, um ihn zu schnappen. Vorsichtig ging er in die Hocke und begann sich aufzurichten. Seine behandschuhten Hände griffen über die Kante der Begrenzung. Einen Augenblick später spähte er außerbords.
Zunächst schien alles in Ordnung. Dann beugte er sich vor und sah, daß die vordere Backbordkufe halb eingesunken war. Wasser leckte an der Strebe, die sie mit dem Schiffsboden verband. Der langgezogene Teich breitete sich langsam unter der Slanderscree aus. Bei ausreichender Größe des Shan-Kossief war es vorstellbar, daß dieser das gesamte Fahrzeug unter die Oberfläche zog, wo er damit fortfahren konnte, seine Beute genauso umstandslos aus dem Schiff zu pflücken wie ein Ameisenbär, der einen Termitenbau aberntet.
Irgend etwas unter dem Eis lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Mit wachsender Faszination starrte er in einen Satz immenser, phosphoreszierender Augen. Dahinter war schwach ein Hohlraum zu erkennen, der groß genug war, einen Skimmer zu verschlucken. Die Eisschicht war wie ein Fenster, durch das er in die gefrorenen Tiefen spähen konnte. Die Augen waren hypnotisch und differenziert, nicht die schlichten lichtempfindlichen Organe eines primitiven Wirbellosen.
Ein gummiartiges Kabel schoß aus dem Eis und schlang sich um seinen rechten Arm.
Er hatte sich ein wenig zu weit vorgewagt. Er versuchte, sich an der Reling abzustützen, und das Holz krachte. Sein Arm fühlte sich an, als würde er ihm aus dem Gelenk gerissen. Er konnte der immensen Kraft nicht widerstehen und spürte, wie er von den Füßen gehoben und über die Reling gezogen wurde. Dann fiel er zurück auf das Deck, und Skua stand über ihm, die Monsteraxt in der Rechten, die ein Tran-Schmied für ihn gefertigt hatte.
»Besser als ein Strahler für diese Art von Arbeit.« Er griff mit der freien Hand nach unten, packte Ethan am Kragen seines Überlebensanzugs und zog ihn zur Deckmitte. Er ließ ihn erst los, als sie wieder bei den anderen waren.
»Kannst du stehen?«
»Das ist nicht das Problem.« Ethan richtete sich auf, stöhnte und beugte sich nach rechts, während er behutsam die Stelle abtastete, wo Knochen und Muskeln zusammenkamen, um ein Glied zu bilden. »Ich glaube, die Schulter ist ausgerenkt.«
»Sei froh, daß es dir nicht deinen vorwitzigen Kopf ausgerenkt hat.« Ethan sah sich von einem Kreis besorgter Gesichter umringt, die meisten davon nichtmenschlich.
»Er versucht, das Eis unter uns wegzuschmelzen. Deshalb werden wir dauernd durchgerüttelt. Jedes Mal, wenn ein paar Zentimeter Eis mehr zerflossen sind, sacken wir tiefer. Die vordere Steuerbordkufe ist schon halb eingesunken.«
Hunnar knurrte. »Er wird sich verausgaben, denke ich. Es würde Tage dauern, um soviel Eis zu schmelzen, daß das ganze Schiff verschluckt wird.«
»Offenkundig meint er, daß wir die Anstrengung wert sind«, bemerkte September trocken. »Vielleicht hält er die Slanderscree für eine riesige Keksdose.«
»Wir haben also etwas Zeit, aber wir sollten trotzdem rasch etwas unternehmen«, sagte Ethan. »All dieses Rucken und Sacken könnte eine der Kufen abbrechen, und wir sind weit entfernt von allen Reparatureinrichtungen.«
»Was können wir tun?« fragte Hunnar. »Wenn wir an die Reling gehen oder sogar versuchen, uns an der Bordwand hinunterzulassen, um ihn auf dem Eis anzugreifen, wird er sich einen nach dem anderen schnappen. Auch können ihm Armbrüste oder Speere wohl nichts anhaben, selbst wenn wir ihn unter dem Eis hervorzwingen könnten, was unmöglich ist.«
»Wie wäre es, die Anker zu lichten und uns einfach ein Stück vom Wind mitnehmen zu lassen?« fragte der dritte Maat.
Hunnar schüttelte zweifelnd den Kopf. »Dazu ist es jetzt zu spät, wenn es stimmt, was Ethan sagt. Sobald auch nur eine Kufe unter die Oberfläche gesunken ist, wird uns der Wind nicht mehr von der Stelle bringen. Wenn wir die Segel setzen und in den Wind richten, würde uns mit Sicherheit die
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