Die Fahrt der Slanderscree
angewidert. »Politik.«
»Wir sprechen nicht von Tausenden von Toten«, flüsterte Hwang. »Wir sprechen von Millionen. Genozid. Keine völlige Auslöschung, aber fast. Die Tran, die überleben, werden das als Mündel der Regierung tun, nicht als Vorreiter eines neuen >Goldenen Zeitalters<.«
Ethan sah die beiden nur fassungslos an und fragte: »Warum?«
»Ich sage dir warum«, antwortete Hwang gelassen. »Du erinnerst dich, was Bamaputra darüber gesagt hat, daß dieser Massul und dieser Corfu für die Hilfsmaßnahmen für die Flüchtlinge zuständig sein sollen? Ihre Arbeit wird sich ganz erheblich vereinfachen. Massul wird der Oberherr von gar nichts sein.«
September nickte verstehend. »Es paßt alles zusammen, nicht?« Er sah Ethan an. »Was passiert mit einer Welt, Jungchen, die sich rasch erwärmt, zu rasch für die Tran, um sich anzupassen? Was bleibt unter dem Strich übrig, wenn das Eis schmilzt und die Temperatur Tag und Nacht über dem Gefrierpunkt bleibt?«
»Ich kann dir nicht folgen, Skua.«
September tippte sich mit dem Zeigefinger an den weißhaarigen Kopf. »Du mußt lernen, in globalen Begriffen zu denken, Jungchen. Siehst du, wenn es für die Tran zu heiß wird, wird es wirklich angenehm für Menschen. Was dabei herauskommt, ist eine freundliche, warme, wasserreiche Welt, deren Restbevölkerung auf eine einzelne Landmasse beschränkt ist, die ihre Bedürfnisse mehr als befriedigen kann. Eine Eingeborenenbevölkerung, so dezimiert und schwach, daß ihr bloßes Überleben vom Großmut des Commonwealth abhängt.«
»Genau«, sagte Hwang. »Diese Anlage wurde sorgfältig versteckt, damit die Klimaveränderung als das Ergebnis natürlicher Ursachen erscheinen kann. Bei der vorherrschenden Unwissenheit über diese Welt ist das immer noch möglich. Das Commonwealth wird gezwungen sein, einzugreifen, um das Überleben der Tran als Gattung zu sichern. In dem entstehenden Durcheinander werden viele Hilfsorganisationen hier Stützpunkte einrichten. Bamaputras Leute werden die ersten von vielen sein und in der besten Ausgangsposition, Vorteile aus der Katastrophe zu ziehen.«
»Vielleicht täuscht Bamaputra alle unter ihm. Vielleicht sind sie sich nicht bewußt, was sie hier wirklich tun.« Ethan wußte, daß das naiv klang, aber er fand, daß es gesagt werden mußte.
Hwang schüttelte den Kopf. »Die Berechnungen sind zu einfach, zu offensichtlich. Leute wie dieser Antal sind nicht dumm. Sie müssen wissen, was das Endergebnis ihrer Arbeit hier sein wird. Es ist möglich, daß die niederrangigen Arbeiter im Unwissen gehalten werden.«
»Begreifst du denn nicht, Jungchen? Bamaputras Geldgeber haben kein Interesse am Warenhandel. Sie haben kein Interesse an Handelsmonopolen. Sie haben Interesse an Grund und Boden. An einer ganzen Welt. Kolonien dürfen auf unbewohnten Welten errichtet werden und auf denen der Klasse I, wenn die vorherrschende Gattung zustimmt, aber auf nichts dazwischen. Tran-ky-ky liegt aber dazwischen. Nicht, daß sich jemand auf Tran-ky-ky niederlassen möchte, so wie es ist. Aber steigere die Temperatur um fünfzig Grad oder so und schmelze das Eis, und es könnte ein weiteres New Riviera sein.«
»Für die Tran würde es eine Hölle werden«, sagte Williams. »Für diejenigen, die überleben, heißt das. Die Restbevölkerung würde schließlich in das Stadium der Goldenen Saia wechseln, wäre aber von so geringer Zahl, daß sie nichts gegen den Zustrom von Siedlern unternehmen könnten.«
Es blieb lange still, jeder hing seinen persönlichen Gedanken über einen Schrecken nach, größer als sie ihn sich je vorgestellt hatten.
»Seid ihr euch wirklich sicher über das Ausmaß der Erwärmung und Schmelze?« murmelte Ethan schließlich.
»Selbst wenn wir uns um zehn oder zwanzig Prozent irren sollten«, erwiderte Hwang mit belegter Stimme, »bedeutet das immer noch den Untergang der Tran als entwicklungsfähige Rasse. Sie werden nie die Möglichkeit haben, die fortschrittliche Zivilisation aufzubauen, von der Bamaputra spricht, weil sie einfach nicht mehr zahlreich genug sein werden, um das aus eigener Kraft zu tun. Sie werden völlig abhängig von den Flüchtlingsorganen des Commonwealth sein – oder von den Leuten, die hinter diesem Projekt stehen.«
Williams lächelte freudlos. »Ich sehe Bamaputras Leute vor mir, wie sie große Sorge um die Überlebenden zeigen. Das wird exzellente Public Relations für sie sein.«
September nickte wissend. »Sie haben es bis zur
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