Die Fahrt der Slanderscree
scheint mir kein besonders mutiger oder verwegener Haufen zu sein.«
»Schön. Inzwischen läuft alles andere normal weiter. Wenn das nächste Versorgungsschiff eintrifft, werden wir die Nachricht über diese mißliche Entwicklung an die Zentrale melden. Sollen die sich doch mit dem Problem herumschlagen und eine endgültige Entscheidung treffen. So ist uns die Sache aus den Händen genommen. Ich lege keinen Wert auf die Verantwortung. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß unsere Arbeit hier ungestört weiterläuft.«
»Klingt vernünftig.«
»Wie werden sie bewacht?«
»Bewacht?« Antal inhalierte Rauch und stieß eine kleine Wolke aus. »Sie sind sicher untergebracht. Standard-Kameraüberwachung. Möchtest du, daß ich ihnen Wachen vor die Räume stelle? Die gehen nirgendwohin, und ich würde mir das Personal lieber sparen.«
»Wenn du sicher bist…«
»Die Tran sind in einem leeren Lager für verderbliche Güter eingesperrt und die anderen in einer sicheren Unterkunft. Hin und wieder lasse ich sie direkt überprüfen, und dreimal am Tag erhalten sie Essen. Die Tran wissen nicht genug, um nach einem Fluchtweg Ausschau zu halten, und die Tür der Unterkunft hat eine magnetische Verriegelung. Keine Schlösser, die man knacken könnte. Die Kameras streichen die Räume alle dreißig Sekunden ab. Sie sind unzerbrechlich, reguläres Überwachungsgerät. Warum jemand von seiner Arbeit abziehen, damit er mit einem Strahler in der Hand vor einer Tür schläft? Das sind Techniker, Ingenieure und Programmierer, keine Wachposten.«
»Falls irgend jemand in einem der Räume versucht, an der Tür herumzumachen, werden die Kameras es in der Sicherheitszentrale zeigen. Wir müssen ihm dann nur sagen, er soll es bleiben lassen, sonst…! Sie sind sich ihrer mißlichen Lage genauso bewußt wie wir. Ich glaube nicht, daß sie irgendwas versuchen werden.«
Bamaputra zögerte und nickte dann. »Das ist nicht mein Fachgebiet. Du kennst dich da besser aus.«
»Es ist auch nicht gerade meine Spezialität, aber ich würde mir keine Sorgen machen. Sie können nicht mal ungesehen aufs Klo gehen. In der Unterkunft der Tran gibt es keine Kameras, aber sie wüßten nicht mal, wie man eine magnetische Verriegelung knackt, selbst wenn man ihnen sagt, was das ist.« Er holte ein weiteres Narkostäbchen aus einer Tasche seiner Weste und hielt es dem Direktor hin. »Du wirst wohl keine von denen probieren wollen – helfen einem zu vergessen, wo man ist.«
»Ich ziehe es vor, zu wissen, wo ich bin.« Bamaputra rümpfte indigniert die Nase. »Was hat es für einen Sinn, seine Wahrnehmungen zu verzerren, wenn es soviel Interessantes zu beobachten gibt, solange sie richtig funktionieren?«
Antal setzte sich auf. »Vielleicht funktionieren meine nicht richtig, weil es mir die Socken auszieht, daß irgend jemand irgendwas Interessantes an dieser Eiskugel finden kann. Alles, was mich interessiert, sind meine vierteljährlichen Überweisungen. Muß mich jetzt um Nummer Drei kümmern; hatte Überhitzungsprobleme. Nichts Bedeutendes, aber ich will es mir lieber ansehen. Du weißt, wie launisch diese Magnetfelder sein können, die das Plasma zähmen.« Er stand auf und ging zur Tür.
»Bleibst du hier und siehst dir den Dampf an?« fragte er neugierig.
Bamaputra hatte sich den Fenstern zugewandt. »Eine Weile«, erwiderte er.
»Tu, was du nicht lassen kannst.« Antal überließ den Direktor seinen Betrachtungen. Was für ein Irrer. Er hatte es längst aufgegeben, den Mann zu verstehen. Eine Zeitlang hatte Antal ihn sogar für einen außergewöhnlich gut konstruierten und raffiniert programmierten Roboter gehalten. Die Theorie war rasch widerlegt. Er war einigen humanoiden Maschinen begegnet, und jede von ihnen war freundlicher und wärmer gewesen als Bamaputra. Er war zu distanziert, zu unbeteiligt, zu kalt für einen Roboter.
September lag auf zwei längs aneinander gestellten Pritschen und hatte die Hände unter dem Kopf verschränkt. »Nun, Jungchen, wie kommen wir hier raus?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Ethan und starrte auf die einzige Tür, »aber sie werden es nie wagen, uns zu töten.«
»Sag nie nie! Jeder, der bereit ist, für kommerzielle Zwecke einige Zehntausend intelligenter Eingeborener zu opfern, ist mehr als fähig, ein paar Angehörige seiner eigenen Gattung kaltzumachen.«
»Ich bezweifle nicht, daß sie es in der nächsten Minute tun, falls sie annehmen dürften, damit ungestraft davonkommen zu können;
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