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Die Fahrt des Leviathan

Die Fahrt des Leviathan

Titel: Die Fahrt des Leviathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Wellenbewegungen mitschwang. »Mr. Levi hat völlig recht, was seine Einschätzung bezüglich der hiesigen Nigger betrifft. Wenn wir die Waffen wollen, müssen wir zunächst das Land in unsere Hände bekommen und dem schwarzen Dreckspack Gehorsam in die Schädel peitschen.«
    Während er sinnierend auf die Kartenskizze blickte, nahm Beaulieu einen Zug von seiner Zigarre und ließ den Qualm langsam durch die Nasenlöcher entweichen. »Gut, das überzeugt mich«, meinte er schließlich. »Doch was ist mit den Preußen? Sie werden sich doch wohl kaum so einfach mit dem Verlust einer Provinz abfinden.«
    »Etwas anderes bleibt ihnen gar nicht übrig«, versicherte Kolowrath. »Was sollte Preußen schon ausrichten, nachdem die Konföderation vollendete Tatsachen geschaffen hat? Es ist keine Seemacht und müsste erst einmal langwierig Schiffe beschaffen, um eine komplette Armee über den Atlantik zu entsenden. Bis dahin aber hat der Süden längst den Krieg gegen die Union für sich entschieden und die Preußen würden sich beim Versuch einer Rückeroberung einer erdrückenden Übermacht kriegserfahrener konföderierter Soldaten gegenübersehen.«
    »Und so töricht sind die preußischen Generäle nicht. Sie werden sich widerstrebend in das Unausweichliche fügen und den Verlust Karolinas hinnehmen«, ergänzte Levi. »Ganz zu schweigen davon, dass sie ohnehin nichts unternehmen werden, solange Sie ihren Thronfolger zu Gast haben.«
    Nun erst wichen die Anzeichen der Zweifel aus Beaulieu s Miene. Er erfasste die ganze Brillanz des Plans, der keinen Aspekt vernachlässigte. »Fabelhaft, schlichtweg fabelhaft«, urteilte er nach kurzem Überlegen. »Unsere Nachschubsorgen werden mit einem Schlag hinfällig, South Carolina fällt uns mühelos in den Schoß … großartig! Wie ist es um den Deutschen Bund bestellt? Haben wir aus dieser Richtung Ungelegenheiten zu erwarten?«
    »Nicht im Geringsten«, sagte Kolowrath mit süffisantem Unterton. »Der Deutsche Bund ist ein Papiertiger, der brav nach Österreichs Pfeife tanzt. Dass die Provinz Karolina so wie Venetien oder Westpreußen außerhalb der Grenzen des Bundes liegt, macht es noch einfacher. Falls die Preußen ein Eingreifen des Deutschen Bundes fordern, wird unser Vertreter in Frankfurt einfach dagegenhalten, es handele sich um gar keinen Bündnisfall.«
    Kolowrath paffte zweimal kurz an der Zigarre und setzte dann fast beiläufig hinzu: »Natürlich wird Wien die Konföderierten Staaten von Amerika unverzüglich nach ihrem entscheidenden Sieg diplomatisch anerkennen, und die meisten Staaten des Deutschen Bundes werden diesem Beispiel beflissen folgen.«
    »Mehr können wir uns nicht wünschen«, meinte Beaulieu hocherfreut. »Der Sieg über die verfluchten Yankees, die Befreiung South Carolinas und die diplomatische Anerkennung: alles zusammen auf einem Silbertablett serviert! Ich reise morgen zurück nach Richmond, um Präsident Davis über die Details zu unterrichten und seine endgültige Zustimmung einzuholen. Doch Sie dürfen schon jetzt fest davon ausgehen, dass er einwilligen wird.«
    Er stand auf, um sein Glas zu erheben. Aber bevor er seinen Toast ausbringen konnte, bemerkte Kolowrath: »Eine kleine Sache vielleicht noch … ich stelle anheim, dass Sie schon jetzt vorsorglich einige Tausend Plakate drucken lassen, die unmittelbar nach der Übernahme der Macht überall angeschlagen werden sollen. Wenn Sie einen Vorschlag gestatten – verkünden Sie, dass alle Neger und Mulatten in Staatseigentum übergehen und gewissermaßen als Entschädigung für erlittene Unbill unter den zurückkehrenden Nachfahren der NeitherNors und den englischsprachigen Weißen verteilt werden. Die Deutschsprachigen indes haben innerhalb einer festzulegenden Zeitspanne das Land zu verlassen, ihr Besitz verfällt dem Staat. Die sofortige Verkündigung dieser harschen Maßnahmen wird die neuen Machtverhältnisse unterstreichen und die Erniedrigung Preußens vervollkommnen.«
    »Mit dem allergrößten Vergnügen!«, tönte Weaver. »Ich werde zehntausend Plakate in meiner Druckerei vorbereiten lassen. Diese gottverdammten Preußen kann ich gar nicht genug im Staub kriechen sehen. Schon gar nicht nach dem, was sie meinem Bruder angetan haben!«
    Behäbig erhob er seinen massigen Körper vom Stuhl und ergriff sein Weinglas. »Auf die Freiheit South Carolinas!«, bellte er herausfordernd und drückte mit der anderen Hand die Zigarre so fest im Aschenbecher aus, dass sie zerfiel.
    »Darauf und

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