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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Abend sprach Losskow mit Helena Sydgriff darüber. Jan war wieder bei Anita, Lucrezia ließ sich in einem Schönheitssalon eine Gesichtspackung machen.
    »Ich habe das erwartet«, sagte Helena nachdenklich. »Mein Berichtsbuch habe ich längst angefangen. Seit Tagen gärt es unter der Oberfläche. Luzi ist innerlich gespannt, als wolle sie etwas abschießen. Sie hat mir erzählt, daß sie in Rom bis zu ihrer Abreise einen festen Freund hatte. Angelino hieß er. Sie sprach ganz offen darüber. Mindestens dreimal in der Woche trafen sie sich. Plötzlich liegt sie auf dem Trockenen. Ein Glutkegel wie Lucrezia! Vom Medizinischen her gesehen ist das ein echtes Problem. ›Verdammt, ich könnte jetzt jeden Mann anfallen‹, sagte sie zu mir. ›Ob dick oder dünn, klein oder groß, gerade oder krumm, nur ein Mann muß es sein!‹ – Ich kann sie verstehen. Sie ist ein Hormontyp, für den ein Orgasmus Medizin ist!«
    Losskow schwieg. Er sah Helena Sydgriff ratlos an, aber er freute sich, daß sie so offen und ohne Scheu über diese Dinge mit ihm reden konnte.
    »Kann sie für unser Unternehmen eine Gefahrenquelle werden?« fragte er.
    »Ich hoffe, das viele Wasser wird sie beruhigen.«
    »Soll ich sie nach Rom zurückschicken?«
    »Das ist deine Entscheidung. Du bist der Chef.« Ihre hellen Augen blickten ihn beruhigend an. »Jeder von uns ist ein Problem, Peer. Wie wir später in der unendlichen Weite reagieren werden, weiß keiner von uns. Da kann Jan wie ein Fels sein und du wie ein nasses Handtuch. Denk daran, wie Luzi die Wohnung umfunktioniert hat. Wir müssen uns darauf einstellen, daß wir alle zu ungeahnten Wandlungen fähig sind.«
    »Ich bin froh, daß du zu uns gehörst«, sagte Losskow. »Ich bewundere dein klares Denken.«
    »Wenn du dich da nicht täuschst«, erwiderte sie. Ihre Hand zog sie nicht zurück. »Man kann sich auch am Eis verbrennen.«
    Da lag nun das Boot.
    Es war nicht das Boot, das Losskow bekommen sollte, es war ein Schwesterschiff, das gerade fertiggestellt worden war und nächste Woche zu seinem Eigner in den Hafen von Cannes gebracht werden sollte. Der Werbechef der Waschmittelfabrik hatte angerufen und Losskow mit seiner Crew eingeladen, das Boot, das man ihnen schenken wollte, in Augenschein zu nehmen. Eine holländische Werft baute es, nach den neuesten Erkenntnissen. Der Konstrukteur wollte es erklären und Losskow Gelegenheit geben, mit einem noch nicht ausgebauten Rumpf dieses Modells seine Versuche anzustellen.
    Von allem, was Losskow vor der Abreise nach Holland seinen Freunden erzählte, begeisterte Jan eins besonders: Das Boot war ›unkenterbar und selbstaufrichtend‹.
    »Das heißt, wir können nie untergehen?« fragte er. »Das glaubst du?!«
    »Wir werden es genau testen.«
    »Auch bei Windstärke zwölf passiert gar nichts?«
    »Doch. Wir ersaufen.«
    »Aber das Boot spielt Stehaufmännchen?«
    »So ist es! Theoretisch kann man mit ihm nie untergehen – wenn die Seitenwände und der Boden halten. Die ganze Schale besteht aus ausgeschäumtem Polyester in Sandwichbauweise. Oben bleibt immer oben.«
    Nun lag das Boot in dem kleinen Hafen der holländischen Werft, schneeweiß, mit einem roten Streifen rund um die Schale, mit einem blitzenden stählernen Mast und einem flachen, rundum verglasten Kajütenaufbau. Ein wunderschönes Schiff. Fast andächtig trat Losskow an den Steg heran. Nur Lucrezia sagte mit deutlicher Enttäuschung:
    »Du lieber Himmel, ist das ein kleines Ding!«
    Die erste Besichtigung des ›Schiffes‹ nahm wenig Zeit in Anspruch. Nacheinander betraten sie es, krochen durch die enge Tür in den Kajütenraum und betrachteten die ›sechs Schlafplätze‹ – zwei im Bug, zwei im Heck, und zwei ergaben sich, indem man die gegenüber liegenden harten Polsterbänke und den Tisch wegklappte und zusammenschob. Sie blieben in dem Mittelraum stehen, den der erklärende Konstrukteur, ein Herr Willem van Fleterword, schlicht und ergreifend ›Salon‹ nannte, und malten sich aus, welcher artistischen Fähigkeiten es bedürfte, wenn man sich in der kleinen Bordküche das Essen zubereiten wollte. Es gab sogar eine Sitzbadewanne und einen Lokus, aber alles war so eng, daß die betroffenen Körperteile ein bestimmtes Volumen nicht überschreiten durften.
    Losskow fand das Boot hervorragend. Er klopfte es ab, ließ sich den wirklich großen Stauraum zeigen, die Lenzpumpe im Cockpit, die Mastverankerung, die neue Mastklappvorrichtung, die Schnellreff-Einrichtung – alles

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